
„Mit dem goldenen Himmelsschlüssel begann es. Ich fand dieses Gebetbuch zwischen den Dachsparren und einem Stoß Ziegel im Haus meiner Schwägerin in Sonderhofen. Das Buch war zentimeterhoch mit Staub und Taubendreck bedeckt.“ Der ehemalige Bankkaufmann Winfried Dürr hat ein nicht alltägliches Hobby. Er sammelt Gesangs- und Gebetbücher.
„Es war der Ehrgeiz und ein erster Versuch, ob man so ein Buch wieder ganz und ansehnlich kriegen an“, erzählt der ehemalige Bankkaufmann und mittlerweile Besitzer von über 400 Gesangs- und Gebetbüchern und hält dabei den „goldenen Himmelsschlüssel“ Auslöser einer nicht alltäglichen Sammelleidenschaft in Händen.
„Zuerst säuberte ich das Exemplar ganz behutsam mit Buchfett, das mir damals Stadtarchivar Gerold Hohe zur Verfügung stellte“, erzählt der Sammler. Unzählige Stunden investierte er in Reinigung und Wiederherstellung des Buches, das richtig schön geworden ist.
Sein Herz an die religiöse Buchkunst hat Dürr 1996 verloren. Ein Ex-Kollege beschenkte ihn mit einem ganzen Karton alter renovierungsbedürftiger Gesangs- und Gebetbücher. Von nun an wurde dies seine Leidenschaft. 440 Exemplare sind bislang durch fachmännische und sorgsame Pflege und Bearbeitung wieder hergestellt worden.
Dürr berichtet, dass er sich im Kloster Münsterschwarzach vor Jahren Leinen für die Buchrücken holen wollte. Bei dieser Gelegenheit durfte er gleich dort bleiben und einen Schnupperkurs im Buchbinden mitmachen. Seither bindet er alte Bücher, wenn es notwendig ist mit einem neuen Ledereinband ein.
Winfried Dürr Sammler
Das älteste Buch das Dürr in Besitz hat ist eine Bibel aus dem Jahre 1631 von Johannes Kreps aus Köln. Dieses Buch schätzt Dürr, hätte zu jener Zeit einem Bauern den Preis einer Getreideernte gekostet.
„Den Wert der Bücher kann man schlecht einschätzen. Einige der Gesangs- und Gebetbücher werden wertvoll durch einen Einband aus Samt oder eine aufwändige Metallschließe“, berichtet Dürr dem negierigen Besucher.
Eine große Menge der gut erhaltener Einbände stammen übrigens aus der ehemaligen DDR, erzählt er. Ein wertvolles Sammlerstück, stammend aus dem Jahre 1784 aus Augsburg, kam über Italien als Tauschobjekt in Dürrs Besitz.
Wer mehr über kirchliche Gesangs- und Gebetbücher erfahren und diese sehen will kann das ab dem 11. Dezember in der Stadtbibliothek. Karl Ludwig, ebenfalls Sammler religiöser Buchkunst, und Winfried Dürr veranstalten dort gemeinsam eine Ausstellung unter dem Titel Gebetbücher. Es gibt Gesang- und Andachtsbücher aus drei Jahrhunderten zu sehen.