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WÜRZBURG
Gedränge auf dem studentischen Wohnungsmarkt
Studentenwohnheime können den Bedarf an Wohnraum nur zum Teil abdecken. Hier der jüngste Neubau des Studentenwerks am Würzburger Hubland, eingeweiht im April 2016.
Foto: Ivana Biscan | Studentenwohnheime können den Bedarf an Wohnraum nur zum Teil abdecken. Hier der jüngste Neubau des Studentenwerks am Würzburger Hubland, eingeweiht im April 2016.
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 27.04.2023 06:32 Uhr

Als Studierender ein Dach über dem Kopf zu finden, ist in Hochschulstädten kein leichtes und nicht selten ein teures Unterfangen. Das bundesweite Netzwerk „Studis gegen Wohnungsnot“ hat deshalb zum Sommersemester eine Kampagne für mehr bezahlbaren Wohnraum gestartet – mit Aktionen auch in Würzburg.

35.000 Studierende in Würzburg brauchen Wohnraum

Rund 35.000 Studierende sind hier aktuell an der Universität, der Hochschule für angewandte Wissenschaften (FHWS) und an der Musikhochschule eingeschrieben. Kein Wunder, dass das Gedränge auf dem Wohnungsmarkt groß ist.

Und wo Wohnraum knapp ist, wird geblecht: Nach einer Auswertung des Online-Portals „Studis online“ landete Würzburg im vergangenen Jahr bei den Mieten für ein WG-Zimmer unter 64 Städten auf Platz 28, mit einer Durchschnittsmiete von 330 Euro inklusive Nebenkosten.

Mietkosten: Würzburg und Bamberg im Mittelfeld

Immerhin: Nach einer Steigerung der durchschnittlichen Mietkosten um 4,5 Prozent im Vorjahr lag diese zuletzt nur noch bei 0,6 Prozent. Die Uni-Stadt Bamberg liegt mit durchschnittlich 323 Euro knapp hinter Würzburg. Spitzenreiter ist München mit 528 Euro für ein WG-Zimmer, in Chemnitz als Schlusslicht kostet es 222 Euro.

Durchschnittlich 18,1 Quadratmeter groß ist ein WG-Zimmer in Würzburg – damit landet man in der Auswertung von „Studis online“ bei den Zimmergrößen im vorderen Mittelfeld. Die Hochschulstandorte Schweinfurt und Aschaffenburg sind in dem Ranking nicht erfasst.

In zehn Jahren eine Mietsteigerung von 30 Prozent

Auch in der bundesweiten Sozialerhebung des Studentenwerks liegt Würzburg mit 314 Euro auf Rang 35 unter 59 erfassten Städten im Mittelfeld. Hier wurden alle Wohnformen eingerechnet. Die schlechte Nachricht: Um fast 30 Prozent ist in Würzburg das studentische Wohnen in den letzten zehn Jahren teurer geworden, in Bamberg gar um 38 Prozent.

Ob neu geschaffene Kapazitäten wie die 500 Studentenapartments an der Grombühlbrücke für etwas Entspannung auf dem Würzburger Wohnungsmarkt sorgen, bleibt abzuwarten.

Druck vor allem zum Wintersemester groß

Besonders eng wird es regelmäßig zum Start des Wintersemesters. Im Sommer ist der Druck weniger groß, weil viele mit dem Studium im Februar fertig werden und der aktuelle Abiturjahrgang erst im Herbst an die Hochschulen drängt.

Dennoch hat sich die Studierendenvertretung der Uni Würzburg der bundesweiten Wohnraumkampagne angeschlossen. Mit einem Informationsstand vor der Mensateria im Campus Nord machten sie Anfang der Woche auf die hohen Mieten in Uni-Städten aufmerksam.

Würzburger Studierenden-Vertreter fordern höheren Bafög-Satz

Die im Bafög-Satz vorgesehenen 250 Euro reichten in den allermeisten Städten und selbst in vielen Wohnheimen der Studentenwerke nicht mehr aus, kritisiert Daniel Janke von der Studierendenvertretung. Nach deren Einschätzung müsse die Mietpauschale auf etwa 350 Euro angehoben und an die deutlich gestiegenen Kosten angepasst werden.

Die Studierendenvertretung selbst betreibt eine Privatzimmervermittlung: Hier werden Angebote gesammelt und an Suchende weitergegeben. Zwar gebe es freie Zimmer etwas außerhalb von Würzburg, sagt Studentenvertreter Daniel Schneider. Das Problem sei hier aber oft eine schlechte ÖNPV-Anbindung, gerade in den Abendstunden.

Ausländische Studierende haben es besonders schwer

Nach Zahlen der Würzburger Studierendenvertretung liegt die Kaltmiete pro Quadratmeter in Würzburg aktuell bei 12,59 Euro, mit Nebenkosten kommt das Portal „Studis online“ auf 18,23 Euro.

Bei der Wohnungssuche besonders schwer haben es ausländische Studierende. Janke zufolge sind sie auch auf dem Würzburger Wohnungsmarkt teils rassistischen Vorurteilen und in manchen Fällen der dreisten Abzocke durch Vermieter ausgesetzt.

Sprecherrat kündigt weitere Aktionen an

Der Sprecherrat der Uni Würzburg will bei dem Thema Wohnen jedenfalls am Ball bleiben und plant mit der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, der Juso-Hochschulgruppe und dem Bundesverband ausländischen Studierender in den kommenden Monaten Vorträge und Aktionen.

Unterdessen hat das Deutsche Studentenwerk (DSW) begrüßt, dass der Bund nach Jahrzehnten wieder in die Förderung studentischen Wohnraums einsteigen und explizit auch den Bau von Wohnheimplätzen für Studierende fördern will. CDU/CSU und SPD hatten dies im Koalitionsvertrag vereinbart.

 
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  • S. T.
    Die Wohnungsmarktsituation ist tragisch, tragisch für die Suchenden, goldene Zeiten für die Anbietenden, das ist wohl leider Fakt. Deshalb auch nicht verwunderlich, dass diese Situation wohl fast alle Bevölkerungsgruppen trifft, vor allem diejenigen mit schmalem bis mittleren Geldbeutel.
    Studierende sind da keine Ausnahme, weshalb auch?!
    Und wie alle anderen müssen sich auch Studierende in diesen Zeiten flexibel zeigen:
    Dann geht eben nicht die Stadtmitte und nicht die Sanderau, sondern vielleicht auch mal Lengfeld , Lindleinsmühle oder gar der Landkreis mit guter ÖPNV -Anbindung ( gibt es in der Tat vereinzelt.. grinsen)
    Die Tatsache dass heutzutage viel mehr Menschen studieren und alle in die beliebten Unistädte wollen, ist ja vielleicht schön aber verschärft das Ganze noch.
    Studierende könnten ja Ihren Studienort auch ein wenig nach der Wohnungsmarktsituation richten, wenn möglich.
    Und die Tatsache, dass Eltern oftmals bereit sind horrende Mieten zu zahlen , treibt die Preise auch hoch
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