Mit einer Reihe von Feierlichkeiten wurde in der vergangenen Woche in Nagasaki der Ankunft Philipp Franz von Siebolds (1796-1866) in Japan gedacht: Der gebürtige Würzburger kam 1823 als Arzt der niederländischen Faktorei in das gegenüber ausländischen Einflüssen weitgehend abgeschottete Inselreich. Bis zu seiner Abreise 1829 sammelte er systematisch Informationen zur Pflanzen- und Tierwelt sowie zur Kulturgeschichte Nippons. Dort gilt er bis heute als wichtigster Kulturvermittler aus Europa, während er in Europa erstmals umfangreiche Kenntnisse über das unbekannte Japan verbreitete.
Bei einem Festakt erhielt der langjährige Oberbürgermeister von Nagasaki, Tomihisa Taue, der sich erfolgreich und mit großem Engagement für den Abschluss eines Freundschaftsvertrages mit der Stadt Würzburg eingesetzt hatte, das Goldene Stadtsiegel. Überbracht wurde die Auszeichnung im Namen des Würzburger OB Christian Schuchardt von Udo Beireis, dem 1. Vorsitzenden der Würzburger Siebold-Gesellschaft. Für letztere durfte Constantin von Brandenstein-Zeppelin als Präsident und Siebold-Nachfahre eine Verdiensturkunde aus der Hand des neuen Oberbürgermeisters Shiro Suzuki entgegennehmen.
Im Rahmen einer Delegationsreise der Würzburger Medizinischen Fakultät, die seit 1996 ein sehr erfolgreiches Studenten-Austausch-Programm mit der Medizinischen Hochschule Nagasaki unterhält, wurde stellvertretend Shigeru Kohno als langjähriger Dekan der Medizinischen Fakultät und Präsident der Universität für seine Bemühungen um das Partnerschaftsabkommen mit der Karl-Kaspar-von-Siebold-Medaille geehrt. Der Besuch der Würzburger Mediziner galt der Pflege der langjährigen Partnerschaft und der Vertiefung der Zusammenarbeit auf wissenschaftlicher Ebene.
Ehrung Siebolds mit Sonderbriefmarke in Japan
Die Bedeutung Siebolds in Japan unterstreicht eine fünfteilige Sonderbriefmarkenreihe der japanischen Post. Die Motive zeigen Siebold, dessen japanische Lebensgefährtin Sonogi, die künstliche Insel Dejima im Hafen von Nagasaki, das Siebold-Museum in Nagasaki sowie das Familienwappen des Würzburger Mediziners und Japan-Forschers. Mit einem Musical, einer Reihe von Historikerkonferenzen sowie mehreren Sonderausstellungen in verschiedenen Museen erinnert die Stadt Nagasaki an die historisch so bedeutsame Ankunft Siebolds vor 200 Jahren.
Die Würzburger Siebold-Gesellschaft zeigt im hiesigen Siebold-Museum noch bis Januar eine Jubiläums-Ausstellung mit dem Hauptaugenmerk auf Siebolds landeskundlichem und kulturhistorischem Hauptwerk "Nippon". Zu diesem Anlass ist es gelungen, die bisher nicht öffentlich zugänglichen Vorzeichnungen zu den lithographierten Nippon-Tafeln aus dem Siebold-Familienarchiv in Burg Brandenstein nach Würzburg zu holen und erstmals der Öffentlichkeit zu präsentieren.