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Rimpar
Gedenken an die Toten im Oppauer Stickstoffwerk
Das Oppauer Denkmal auf dem Rimparer Friedhof erinnert an die Explosion von vor 100 Jahren.
Foto: Nadja Kess | Das Oppauer Denkmal auf dem Rimparer Friedhof erinnert an die Explosion von vor 100 Jahren.
Bearbeitet von Lena Berger
 |  aktualisiert: 20.09.2021 02:37 Uhr

„Furchtbare Explosion in Oppau. Das neue Werk der Badischen Anilinfabrik vernichtet. Schätzungsweise 300 – 400 Tote“. So titelte der Würzburger General Anzeiger in seiner Ausgabe vom 22. September 1921 über das schreckliche Explosionsunglück in Oppau, bei dem auch Rimparer Maurer ums Leben kamen.

Die Explosionen in Oppau stürzten auch einige Rimparer Familien ins Unglück, schreibt der Markt Rimpar in einer Pressemitteilung. Zehn der Männer, die als Bauarbeiter beim Bau der Fabrik zur Herstellung von Stickstoffdüngemittel der Badischen Anilin- und Soda-Werke beschäftigt waren, kamen ums Leben.

Über die Katastrophe, die am 21. September 1921 um 7.32 Uhr mit einem heftigen, lauten Knall die Menschen in Oppau bei Ludwigshafen zusammenfahren ließ, berichten Augenzeugen von einer ungeheuren Stichflamme, auf die unter ohrenbetäubendem Lärm eine Explosion folgte. Die Arbeiter, die gerade in die Fabrik eingefahren waren, wurden schwer verwundet.

Bürgermeister rief zu Spenden auf

Es müssen schreckliche Bilder für die Helfer gewesen sein, zumal auch viele Kinder unter den Opfern waren. Am Abend des 28. September kamen 23 Kinder aus Oppau am Würzburger Bahnhof an, um im Kinderheim „Marienruhe“ untergebracht zu werden. Die 13 Buben und zehn Mädchen „waren furchtbar schlecht, zum Teil mit keiner Unterkleidung versehen…..Jedes Kind bekam 1 Paar Strümpfe, ein warmes Hemd und Unterhosen.“

Im Würzburger Generalanzeiger gab es  Spendenaufruf für die Hinterbliebenen der Explosion in Oppau.
Foto: Repro Nadja Kess | Im Würzburger Generalanzeiger gab es  Spendenaufruf für die Hinterbliebenen der Explosion in Oppau.

Um die Not der Hinterbliebenen und der Opfer des Unglücks zu lindern, rief der damalige Würzburger Bürgermeister Hans Löffler und der Würzburger Hilfsausschuss für die Opfer von Oppau im Würzburger Generalanzeiger zu Spenden auf.

Die Ursache des Unglücks war schnell geklärt. „Es ist nunmehr einwandfrei festgestellt, daß die Oppauer Explosion in einem Silo entstanden ist, in welchem 4000 Tonnen Ammonsulfat-Salpeter lagerten. Bevor zur Herstellung und Einlagerung dieses Produktes geschritten wurde, war dasselbe sowohl in der Anilinfabrik als auch anderwärts eingehend untersucht und keinerlei explosive Eigenschaft festgestellt worden, so daß man eine Explosionsgefahr für vollkommen ausgeschlossen hielt.“ Ein Trugschluss.

400 Leute verloren ihr Leben

Letztendlich verloren bei dem furchtbaren Ereignis über 400 Menschen ihr Leben, fast 2000 Menschen wurden verletzt, über 100 blieben vermisst. Die Schäden waren verheerend: im Umkreis von einem halben Kilometer um die Unglücksstelle waren Gebäude zerstört, Dächer abgedeckt, Fenster herausgerissen. Statistische Angaben des Reichstagsausschusses für das Oppauer Unglück berichten Anfang Oktober 1921, dass in Oppau 192 Häuser völlig zerstört wurden, 800 Neubauten notwendig seien.

Die Hinterbliebenen schalteten im Generalanzeiger eine Anzeige.
Foto: Repro Nadja Kess | Die Hinterbliebenen schalteten im Generalanzeiger eine Anzeige.

Die Wucht der Explosion zeigt sich auch am Ausmaß des Explosionstrichters, der 96 Meter breit, 15 Meter lang und 18,5 Meter tief war. Die Explosion war so stark, „daß Transmillionen von vielen Zentnern Gewicht von Ludwigshafen aus nach Mannheim geschleudert wurden. Das Arbeiterdorf Oppau ist vernichtet. Zu einzelnen Straßen Ludwigshafen liegen die Glasscherben fußhoch. Auch in Mannheim haben die großen Fabrikanlagen gelitten, zahllose Fensterscheiben sind gesprungen. Auch hier gibt es Tote und Verwundete. Selbst in dem über 200 ktm. vom Unglücksplatz entfernt gelegenen Heidelberg sind durch die Explosion zahlreiche Fensterscheiben zertrümmert worden“, schreibt der Würzburger Generalanzeiger.

Sieben Särge kamen in Rimpar an

Ein Augenzeuge spricht von herzzerreißenden Szenen, die sich bei der Bergung der Leichen abspielten. Viele Frauen und Kinder waren an die Unglücksstelle gekommen um nach ihren Familienmitgliedern zu suchen.

Bange und düstere Stunden verbrachte auch die Rimparer Dorfgemeinschaft in Ungewissheit: Hat der Vater, der Sohn, der Ehemann, der Bruder überlebt? Ein paar Tage später die traurige Gewissheit: nach Mitternacht kamen sieben schwarze Särge mit weißem Kreuz auf Lastautos in Rimpar an.

Beim Unglück umgekommen sind Georg Fischer (29 Jahre), Franz Fuchs (41 Jahre), Balthasar Grümpel (50 Jahre), Johann Keidel (33 Jahre), Nikolaus Rind (43 Jahre), Josef Stauder (47 Jahre) und Philipp Winterheld (20 Jahre). Drei Bauarbeiter kehrten gar nicht nach Rimpar zurück. Sie wurden nach der verheerenden Explosion nicht gefunden und konnten nicht in ihrer Heimat beerdigt werden. Zu diesen vermissten Rimparern gehören Johann Schneider (27 Jahre), Wilhelm Stauder (19 Jahre) und Valentin Will (31 Jahre).

Gedenkfeier auf dem Friedhof

Zum 100. Jahrestag des Explosionsunglücks in Oppau lädt Bürgermeister Bernhard Weidner am Dienstag, 21. September, um 7.32 Uhr am „Oppauer Denkmal“ im Rimparer Friedhof zu einer Gedenkfeier ein, zu der die Bevölkerung eingeladen ist.

Das „Oppauer Denkmal“ wurde 1926 im Rimparer Friedhof zum Gedenken an die Opfer des Unglücks errichtet. Geschaffen wurde es vom Künstler Valentin Kraus. Das Mahnmal zeigt einen Arbeiter, der die Hände über die Namen der Toten faltet und trägt die Inschrift „Wachet und betet, denn ihr wisset weder den Tag noch die Stunde, wann der Herr kommt“.

 
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