Einen Tag nach seinem Tod, am 19. August 1961, schreibt die Süddeutsche Zeitung, er sei „mit dreißig Jahren wie ein Eroberer aus der Provinz in den Hauptstädten eingezogen“. Ein „Herr, ein Grandseigneur, der unmittelbar der Schöpferlaune der Natur erwuchs“, der mit seinen Romanen in die Literatur der „Brüder-Mann-Epoche einen neuen, warmen, fanfarenhaft weckenden Ton gesetzt hat“.
„Das Sorgen vermehrende unerwünschte vierte Kind“ sei er gewesen, berichtet er in „Links wo das Herz ist“. Er kam am 4. September 1882 zur Welt, als Sohn eines Schreinergesellen und einer Mutter, die der täglichen Armut, so Frank, „schlau, Kampf gewohnt und siegreich“ entgegen trat, „eine schöne Frau, dünn mit großen Feueraugen“.
Die Kindheit im Mainviertel ist schön. „Die große Not, Herz abdrückend und die Seele verwundend“, beginnt erst in der Schule. Einen Lehrer muss er erleiden, der seine überwältigende Autorität dazu nutzt, „die Persönlichkeit des Schülers auszurotten“, der einen „gründlichen Seelenmord“ begeht. 1929 erscheint im Leipziger Insel-Verlag „Die Ursache“, in der Frank seine Schulerlebnisse aufarbeitet – als „eines der unheimlichsten Bücher der deutschen Literatur“ beschrieb es der Publizist und Kritiker Willy Haas.
In Berlin wird der in den engen Gassen Aufgewachsene ein hoch geachteter Autor. Nach „acht Hungerjahren“, so berichtet er, schreibt er „Die Räuberbande“, die 1914 erscheint und seinen künstlerischen Durchbruch bedeutet. 1915 emigriert er, ein entschiedener Kriegsgegner, nach Zürich, wo seine aufrüttelnden und 1920 mit dem Kleist-Preis ausgezeichneten Anti-Kriegs-Novellen in dem Band „Der Mensch ist gut“ erscheinen. 1918 kehrt er zurück. 1933 emigriert er wieder. Er wird ausgebürgert, seine Werke verbrannt. Er findet Asyl in den USA. 1950 kehrt er nach Deutschland zurück.
Fritz Kortner, Schauspieler, Regisseur und Freund Franks, beschreibt den 70-jährigen Frank als einen Gentleman, „elastisch, mit weißen Haaren, der in seinem langen Leben alles gehabt hat: Hunger, Entbehrung, Erfolg, Geld, Luxus, Frauen, Autos und immer wieder Arbeit“. Und Feinde. 1947 hat er seinen vierten Würzburg-Roman geschrieben, „Die Jünger Jesu“. Es ist eine Geschichte über Nazi-Umtriebe in der Stadt und über eine jüdische Würzburgerin, die sich an ihrem Peiniger rächt. Die Würzburger nehmen übel: Frank, der Vielgeehrte und -gerühmte, dem selbst das Genie Thomas Mann „wahre Hochachtung“ entgegenbringt, ist in seiner Heimatstadt, besonders bei der CSU, unwillkommen.
Als er 1950, nach 17 Jahren Emigration, Würzburg besucht, begrüßt ihn Oberbürgermeister Franz Stadelmayer im Hotel. „Abgesehen von diesem Akt der Freundlichkeit“ habe „eine besondere Stille“ um ihn geherrscht, berichtet Frank. Er habe sich wie „eine Art Handlungsreisender“ gefühlt, „dessen Ware nichts taugt“. Die Nazis haben seine Bücher verbrannt, er wird in der Bundesrepublik kaum gelesen. Bitter stellt er fest, Hitler habe über ihn gesiegt.
Die 1982 gegründete Leonhard-Frank-Gesellschaft holt ihn schließlich ins Gedächtnis seiner Heimatstadt zurückholt. Die Aussöhnung der Stadt mit dem lange Verfemten gipfelte im Oktober 2002 in der Benennung eines Saals der Stadtbücherei nach ihm, und einer Lesung der Oberbürgermeisterin aus seinem Werk. Sie rühmte ihn „als Feind von ungerechter Ordnung und einseitiger Justiz“, als „unideologischen Sozialisten“ und „großen Würzburger Expressionisten“.