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Rimpar
Gast aus New York: Nachfahrin einer ehemaligen jüdischen Familie besucht Rimpar
Auf den Spuren ihrer Vorfahren kam Sandra Lanman (Mitte) aus den USA nach Rimpar. Begrüßt wurde sie von der stellvertretenden Bürgermeisterin Margarete May-Page (links) und Hanne Mintzel, mit der sie zuvor schon E-Mail-Kontakt hatte.
Foto: Christian Kohl | Auf den Spuren ihrer Vorfahren kam Sandra Lanman (Mitte) aus den USA nach Rimpar. Begrüßt wurde sie von der stellvertretenden Bürgermeisterin Margarete May-Page (links) und Hanne Mintzel, mit der sie zuvor schon ...
Bearbeitet von Franziska Schmitt
 |  aktualisiert: 03.11.2024 02:30 Uhr

Auf der Suche nach ihren Vorfahren bereist Sandra Lanman, geb. Hahn, aus New York/ USA, zur Zeit Europa und besuchte an einem Wochenende auch die Marktgemeinde Rimpar. Das geht aus einer Pressemitteilung hervor, der auch folgende Informationen entnommen sind. Hier wurde am 31. Dezember 1830, also vor rund 190 Jahren Regina Gundersheim, ihre Ururgroßmutter in der Hofstraße, damals Schloßgasse Haus Nr. 164 geboren. Sie war das sechste Kind der Rimparer jüdischen Familie Isaak Samuel und Chaja Gundersheim, die zuerst in der Brunnengasse 2 wohnten und circa 1825 in die Hofstraße umzogen.

Regina besuchte ab 1839 die gemeinsame Volksschule Rimpar in der Nähe der katholischen Pfarrkirche und heiratete im Juli 1859 in Külsheim den dort ansässigen jüdischen Warenhändler Moses Held. Mit ihm bekam sie acht Kinder, davon ist die jüngste Tochter Rosalie die Urgroßmutter von Sandra Lanman.

Sandra Lanman beschäftigt sich schon seit langem mit der Genealogie ihrer weitverzweigten jüdischen Familie. Anlass war die Suche nach der Herkunft ihrer Mutter Marion, die als uneheliches Kind im Bertha-Pappenheim-Haus in Neu Isenburg aufwuchs, einem Heim für elternlose und vernachlässigte jüdische Kinder. 1932 wurde Marion von einem Ehepaar adoptiert, das rechtzeitig 1939 mit ihr nach New York in die USA flüchtete. 1948 heiratet die Mutter Marion in NY den jüdischen Flüchtling Ludwig Hahn, gebürtig aus Bergen-Enkheim/ Frankfurt a.M.

Vater wurde über einen Kindertransport gerettet

Über diesen Vater Ludwig Hahn, der nach der Pogromnacht 1938 zusammen mit seinem Vater sechs Wochen in Buchenwald inhaftiert war und mit einem Kindertransport nach England gerettet wurde (1949 nach USA), besteht die genealogische Verbindung zur Rimparer Familie Gundersheim/ Held. Viel Archivforschung und sogar mittels DNA-Tests ihres Vaters sowie mit großer Unterstützung von Freunden und Nachkommen konnte Sandra Lanman den lückenlosen Stammbaum ihrer Familie erstellen. Vor kurzem trat sie in Philadelphia/USA bei einer Genealogie Konferenz als Referentin auf und berichtete über das Schicksal ihrer großmütterlichen-mütterlichen Familie, die die Flucht vor den NS-Verfolgern bis nach Manila/Philippinen verschlagen hatte.

Die letzten Lücken im Stammbaum (die Vorfahren von Regina Gundersheim im 17./18. Jahrhundert) konnten beim Besuch in Rimpar mit Hilfe von Hannelore Mintzel geschlossen werden. Diese stand mit Sandra Lanman schon seit längerem im E-Mail-Kontakt und hatte sie nach Rimpar eingeladen. 3. Bürgermeisterin Margarete May-Page begrüßte offiziell den Gast und führte durch das Grumbach Schloss.

Juden wurden unter Schutz gestellt, mussten aber dafür zahlen 

Die damaligen Schlossherren hatten die von Fürstbischof Julius Echter verjagten Jüdinnen und Juden im Ort aufgenommen und unter ihren Schutz gestellt, wofür die Juden allerdings zahlen mussten. Konrad von Grumbach kaufte für die Schutzjuden seines Herrschaftsbereiches den Friedhof in Schwanfeld, auf dem auch die jüdischen Bürger Rimpars liegen.  

Grab von Moses Held, dem Ururgroßvater von Sandra Lanman, auf dem jüdischen Friedhof in Külsheim.
Foto: Hanne Mintzel | Grab von Moses Held, dem Ururgroßvater von Sandra Lanman, auf dem jüdischen Friedhof in Külsheim.

Im Anschluss an den Rimpar Besuch fuhr Sandra Lanman nach Külsheim, um dort auf dem jüdischen Friedhof die Gräber ihrer Ururgroßeltern Moses und Regina Held, geb. Gundersheim, aufzusuchen, bevor sie in die USA zurückfliegt.

Reginas Bruder Samuel (*1822) und der Onkel, Jüdlein Samuel Gundersheim (*1805), blieben in Rimpar wohnhaft, hatten zahlreiche Nachkommen und bestimmten das kaufmännische Ortsleben entscheidend mit. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts siedelten sie nach Würzburg um, gründeten in der Semmelstraße ein Herren-, Konfektions- und Maßgeschäft und eine Tuchhandlung. In der Pogromnacht wurden ihre Geschäfte verwüstet und geplündert. Die meisten der Nachkommen flohen rechtzeitig ins Ausland (USA, Palästina und sogar Brasilien).

Grab von Regina Gundersheim, der Ururgroßmutter von Sandra Lanman, auf dem jüdischen Friedhof in Külsheim.
Foto: Hanne Mintzel | Grab von Regina Gundersheim, der Ururgroßmutter von Sandra Lanman, auf dem jüdischen Friedhof in Külsheim.
 
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