Das vergangene Jahr war das dritte Trockenjahr in Folge. Welche Folgen das haben kann, war bis vor kurzem in der Rottendorfer Waldabteilung Käferholz zu sehen: Einem Ausbruch der Rußrindenkrankheit ist ein ganzes Waldstück zum Opfer gefallen ist. Auf 3,5 Hektar stand ein abgestorbener Ahorn neben dem anderen. Dazwischen Brombeerranken, hüfthohes Gras und vereinzelt andere Bäume. Im Rottendorfer Käferholz hat die Pilzkrankheit eindrucksvoll demonstriert, wozu sie in der Lage ist. Die Rußrindenkrankheit ist in Bayern seit 2018 nachzuweisen. Unterfranken war der erste Bezirk, in dem die Krankheit vermehrt aufgetreten ist.
Leichtes Spiel
Inzwischen haben Waldarbeiter die Fläche zu einem Großteil gerodet. Sieht man sich die verbliebenen Exemplare genau an, zeigt sich, dass die Rinde an den Stämmen aufgeplatzt ist und der komplette Stamm mit schwarzem Ruß überzogen scheint. Kein Waldbrand, sondern der Pilz Cryptostroma corticale hat hier ganze Arbeit geleistet. Die schwarze Schicht besteht aus Sporen. Einatmen sollte man sie nicht: Die Sporen können Entzündungen der Lungenbläschen hervorrufen und zu Atemnot und Schüttelfrost führen. Der Pilz hatte es im Käferholz einfach: Die "stark wasserdurchlässigen Kalkböden" und die Südausrichtung des Waldes, habe, so Förster German-Michael Hahn, der Ausbreitung Vorschub geleistet. Den Zustand des Waldes beschreibt er als "grottenschlecht".
Das Absterben eines ganzen Waldstücks birgt jedoch auch die Chance, ein neues Stück Wald gezielt zu entwickeln. Aus dem heutigen Sorgenkind der Gemeinde könnte in einigen Jahrzehnten ein Aushängeschild werden: Förster und Gemeinde planen an der Stelle der Ahornbäume einen "Klimawald". Der Jahresbetriebsplan 2021, den Förster Hahn vorgelegt hat, sieht insgesamt knapp 9000 Bäumchen vor, die an dieser Stelle neu angepflanzt werden sollen.
Bürgermeister Roland Schmitt möchte hierzu die Bürger und den Jugendrat mit einbinden. Die für Januar geplanten Arbeitseinsätze wurden vorerst coronabedingt gestrichen. Für den Bürgermeister geht es bei den eher an Waldinseln erinnernden Rottendorfer Wäldern nicht um einen weiteren "auf Gewinn ausgelegten Wirtschaftswald", sondern um die Pflege eines hochwertigen Erholungswaldes.
Tatsächlich darf man gespannt sein, was in einigen Jahre aus der Wüste wird: Heimische Obstgehölze wie der Speierling, die Elsbeere, Mehlbeere, Vogelbeere, der Holzapfel oder die Wildbirne sollen abwechselnd mit mediterranen Nadelbaumarten, "Klimawandelbaumarten", die sowohl mit wenig Wasser als auch mit Trockenheit klarkommen, gepflanzt werden. Vorgesehen sind etwa die Troja-Tanne, die Syrische Tanne, die Kalabrische Tanne, die Marokkotanne oder die Atlaszeder, aber auch ein Tulpenbaum, die Walnuss, die Roteiche oder Sommerlinde. Eine Hecke mit Pfaffenhut, wolligem Schneeball, Liguster, Kornelkirsche, Haselnuss, Holunder oder der Heckenrose könnte interessante Farbakzente am Waldrand setzen.
Anfangs Bewässerung
Dennoch setzt der Förster zumindest in den ersten Jahren auf Bewässerung. Eine Tröpfchenbewässerung, ähnlich wie sie im Weinbau üblich ist, soll als Starthilfe aufgebaut werden. Gut 60 000 Euro sind dafür nötig. Im vergangenen Jahr hatte sich in einem anderen Rottendorfer Wald, dem Ameisenholz gezeigt, wie wichtig dies ist: Im Juli war zufällig entdeckt worden, dass die im Herbst 2019 gepflanzten Bäumchen dabei waren abzusterben. Nur mit einem beherzten Eingriff mit Hilfe des Zweiten Bürgermeisters und einem reaktivierten alten Hochbehälter gelang es, kurz bevor es für die Bäumchen zu spät war, eine Bewässerung aufzubauen und die etwa 50 000 Euro teure Neuanpflanzung zu retten. "Wir waren sehr überrascht, an einem Nordhang hatten wie sonst nie solche Schwierigkeiten", kommentiert dies der Förster.