
Die Tusch-erfahrene Musikkapelle, die herrlichen Saal-Kulissen und auch der Sessionsorden des Karnevalclub Winterhausen (KCK), der diesmal dem Verein für Ortsgeschichte gewidmet ist, zeugen von großer Liebe zum Sultanat Winterhausen. Nicht zuletzt will der KCK ja auch Ortsgeschichte schreiben. Das dürfte gelingen, denn die zweite Prunksitzung stand im Zeichen kleiner "Jubiläen" und eines Gerüchts.
Da marschierte gleich als erstes Tanzmariechen Milena auf die Bühne, gab ihr wirbelndes Debüt und hatte doch noch Luft, wie sie Sitzungspräsidentin Jessica Braun versicherte. Lilly dagegen schlug nach zehn Jahren Solotanz ihre letzten Räder. Johlen und Raketen halfen ihr über den Abschied hinweg. Dann aber riss sie die Arme hoch und tanzte eine schwungvolle Zugabe.

Das Gerücht, die Oberkümmeltürken Ingo Gernert und Elisabeth Schönig würden den KCK nicht mehr anführen wollen, sorgte für eine Art Flash-Mob. Schoppenräte, Brutzelgarde, von überall kamen Kümmeltürken zusammengelaufen, um die beiden, "die soviel bewegt im Ort" mit ihrem "Helau again" `à la Howard Carpendale festzuhalten. Das Lied war ein Volltreffer, überraschend und von Herzen. Tatsächlich wollen Gernert und Schönig einfach nur wieder auf der Bühne stehen, "dort wo alles begann!" - statt dem Verein vorzustehen.
Genau da lässt sich Raum finden. Knackige Sketche, Bütten und Sandhasen-Bashing – das Geplänkel gegen die Sommerhäuser. Da kann in einer Nacht für Winterhausen so viel bewirkt werden! Winfried Fischer mag als armer Tropf daherkommen, plädierte aber pragmatisch dafür, gegen die Lastwagen im Dorf einfach die Gehsteige hochzuziehen. Auf den Landrat brauche man da nicht zu warten.
Den großen Überblick, was da aktuell so geht oder verpennt wurde, hatte Feuerwehrmann Michael Schoch mit dem eindringlichen Appell zum Zusammenhalt. Und zu tun gibt es doch reichlich, wie das neue Repair-Café zeigt. Von den Möchtegernexperten Karl Zitzmann und Jürgen König betrieben, taugt es für "Special Effects". Verkohlter Toast fliegt über die Bühne sowie natürlich einiger Tratsch und ein paar Witzle. Gut, dass die beiden ihr Beamten-Klopapier nicht vorgeführt haben: "vierlagig, mit drei Durchschlägen" Ein "verreckter Blas ma-TV" im Schlafzimmer? Das hat Christian Scheb (Himmelstadt) als Krise durch – und mit dem Publikum abgeglichen. Fazit: kein Blasma TV mehr, aber Helau.

Richtige Knaller waren die beiden musikalischen Bütten: die Winterhäuser Straßenmusikanten, die zum Jubiläum "ihre schlechtesten Lieder aus elf Jahren" schrammelten. Die sind so beliebt, da wird mitgesungen und Winterhausen lebt hoch. Eins draufgesetzt hat Michael Beck mit seiner Hymne an Björn Kendl und ihre Zusammengehörigkeit. Ein ewiges Spiel aus "du bist das Fleisch, ich bin die Wurst …". Und ja, Maria Anetzberger mit ihrer Gitarre fetzt. Sie kam als Single und suchte eine Mitfahrgelegenheit nach Altertheim. Den Umweg über die "Närrische Weinprobe" des Bayerischen Rundfunks hatte sie gerade gemacht und sie grinst weiter.
Richtig Glanz verliehen haben der Prunksitzung kümmeltürische Klassiker wie der instand gesetzte Show-Express, die Schnittenschnuppen, die Hotstampers und das Männerballett. Denn aufwendige Kostüme – auch im Publikum – sind ein Charakteristikum für den KCK-Fasching sowie der Spaß, den auch die Jüngsten zeigen: Kümmelchen, Purzel- und Nachwuchsgarde, nicht zuletzt die Sultansgarde werden von Fanclubs angefeuert. Hilfreich bei diesem Großaufgebot an Fasching waren außerdem die feierfreudigen Narrenkollegen aus Thüngersheim, die "Lass leff"-Hausener und der CC 72 Ochsenfurt.
2. Prunksitzung KCK Winterhausen 2025

