
Alle Blicke zieht er auf sich, rot glänzend gelackt, mit schwarzer Front und schwarzem Fahrwerk protzt er vor dem Congress-Centrum in Würzburg: ein 620 PS starker Traktor der Marke Case.
Und während im CCW nach und nach die rund 800 Teilnehmer der Landtechnischen Unternehmertage aus 16 Ländern eintreffen, mchen Vorbeifahrende Fotos aus dem Auto heraus. Andere halten extra an, um den Giganten im Bild fest zu halten. Passanten bleiben bewundernd stehen. „Auf der Straße darf der sowie nicht fahren“, meint ein älterer Herr. Und seine Begleiterin ergänzt: „Solche Sachen reizen mich nur, wenn ich sie selber fahren darf.“
Kein Problem, sagt Markus Jankowski, Vertriebsleiter von Case in Heilbronn: „Wenn Sie Auto fahren können, dann können Sie auch den Quadtrac 620 fahren.“ Spielend leicht lasse sich der 7,60 Meter lange, drei Meter breite und knapp vier Meter hohe Agrarbolide steuern. Viel beachtet wurde dieser bereits am Tag zuvor, denn da hatte er an einer normalen Tankstelle getankt. Ein zufällig gemachtes Foto wurde seitdem auf Facebook über tausend Mal geklickt.
Stolz ist Jankowski, ein solch starkes Zugpferd als Aushängeschild der Landtechnik-Branche zu präsentieren. „Diese Maschine wird in den USA gebaut und ist der leistungsstärkste Serientraktor der Welt“, sagt er. Bislang habe Case IH damit ein Alleinstellungsmerkmal. Doch „der Markt ist mittlerweile auch in Deutschland reif dafür“. Jahr für Jahr steige die Nachfrage. Vier Traktoren dieser Art mit Raupenfahrwerk laufen bis jetzt in Franken, deutschlandweit sind es weit über 200 – Tendenz steigend; Listenpreis: 505 000 Euro netto. Welcher Landwirt leistet sich ein solches Fahrzeug? „Viele Lohnunternehmer“, laut Jankowski.
Die größte Stärke des futuristisch angehauchten Fahrzeugs sei die Bodenschonung. Ein baugleicher Traktor mit Zwillingsbereifung erzeuge immer noch einen drei Mal höheren Bodendruck als der Quadtrac 620, der im November 2013 auf der Agritechnika in Hannover als Neuheit vorgestellt wurde. Die Baureihe gibt es schon seit 1997. Über 6000 Quadtracs werden jährlich in Amerika gebaut. „Die Zukunft in der Landtechnik“, meint Jörn Seedorf, Vertriebsaußendienstleiter Nord bei Case. „Es geht immer mehr um Bodenschonung und dazu gehört wenig Auflagedruck. Auch für Erntemaschinen wie Kartoffel- und Rübenroder gewinnen Raupenlaufwerke immer mehr an Bedeutung“, so der Fachmann.
Toll sei auch die Motortechnologie. „Aufgrund der strengen Abgasnormen kommt aus dem Auspuff weniger Feinstaub raus als der Motor ansaugt“, erklärt Seedorf.
Um brandneue Entwicklungen ging es dann auch im ersten Vortrag des Kongresses. Über Elektromotoren für Traktoren sprach Dr. Heribert Reiter von AGCO Fendt. Vorher bekamen die überwiegend männlichen Zuhörer einen beeindruckenden visuellen Einblick in die Meilensteine der Landtechnik. „Sie als Händler und Hersteller haben maßgeblich diese beeindruckende Entwicklung nach vorne gebracht“, sagte Moderator Dirk Denzer.
Und derzeit boomt die Landtechnik-Branche. Das Jahr 2013 sei wie 2012 auch schon, wieder ein hervorragendes Jahr gewesen, machte Ulf Kopplin, Präsident des Bundesverbandes Landbautechnik, deutlich.
Aber die Branche sei im Umbruch. Ein Run auf die guten Kräfte habe begonnen. Mit diesen Themen beschäftigte sich auch die Tagung. Markenwechsel, wie kann ich als Händler überleben, und wie werde ich noch besser, waren zentrale Themen. Aber auch die Konzentrierungsprozesse bei Herstellern, erläuterte Dieter Dänzer, Chefredakteur der Zeitschrift „Agrartechnik“, die für die Organisation des Kongresses.
Deshalb sei die Tagung eine Plattform, bei der man sich auf Augenhöhe begegne. Netzwerke knüpfen sei das Zauberwort in einer wachsenden und sich verändernden Branche.