Die Mitarbeiter des Juliusspitals und der Missionsärztlichen Klinik brauchen sich bei der angestrebten Fusion beider Würzburger Häuser keine Sorgen um ihre Stellen zu machen. Dies bekräftigten gegenüber dieser Zeitung sowohl der Oberpflegamtsdirektor des Juliusspitals, Walter Herberth, wie auch der Geschäftsführer des Missio, Volker Sauer. „Ich gehe nicht davon aus, dass Personal entlassen wird“, so Herberth. Auch Sauer erklärte, man habe den Mitarbeitern des Missio bei der Personalversammlung am Mittwoch zugesagt, dass sie ihre Stellen behalten würden. Derzeit hat die Missionsärztliche Klinik rund 630 Mitarbeiter; das Juliusspital verfügt über rund 770 Mitarbeiter.
Beide Klinikchefs wollen nach eigener Aussage aber nicht ausschließen, dass Stellen, die in der Zukunft frei werden, auch frei bleiben und nicht wiederbesetzt werden.
Auch die Schließung ganzer Abteilungen wird derzeit offenbar erwogen: Auf die Frage, ob die Mitarbeiter unrentabler Klinikfachbereiche damit rechnen müssten, dass ihre Abteilungen nach der Fusion aufgegeben würden, sagte Oberpflegamtsdirektor Herberth vom Juliusspital: „Ich kann nicht ausschließen, dass einzelne Fachbereiche künftig nur noch an einem Standort angeboten werden.“ Gleichzeitig verwies Herberth in Absprache mit Sauer darauf, dass man neue Leistungsangebote wie eine Akut-Geriatrie etablieren wolle.
Dass die wirtschaftliche Lage beider Würzburger Traditionskliniken als angespannt betrachtet werden darf, ist schon länger bekannt: Im April 2014 hatte Missio-Geschäftsführer Volker Sauer gegenüber dieser Redaktion bestätigt, dass die Klinik keine Gewinne mehr mache. Im Geschäftsbericht der Klinik für 2013 ist ein Jahresfehlbetrag von rund 196 000 Euro ausgewiesen. Der Geschäftsbericht von 2014 ist nicht veröffentlicht. Das Juliusspital indes befindet sich nach den Worten von Herberth nicht in der Verlustzone; es habe in den letzten Jahren aber nur jeweils Gewinne von rund 600 000 Euro gemacht. Beide Klinikchefs hatten im vergangenen Jahr die rückläufige finanzielle Entwicklung ihrer Häuser vor allem damit erklärt, dass die Tarifsteigerung bei den Personalkosten nicht über Erlöse abgedeckt werden könne.
Am 31. Juli 2014 hatten beide Häuser den Abschluss eines Kooperationsvertrags bekanntgegeben, der auf fünf Jahre angelegt war. Eine Fusion beider Häuser hatten noch im letzten Jahr beide Klinikchefs kategorisch ausgeschlossen. „Wir hätten mit einem Schlag eine Menge frustrierter Chefärzte“, sagte damals Oberpflegamtsdirektor Herberth im Interview mit dieser Redaktion auf die Frage, ob Juliusspital und Missio denn wirklich keine Fusion anstrebten. „Wir hätten zudem einen massiven Verlust an Patienten zu befürchten. Wir hätten demzufolge einen Budgetrückgang. Wir hätten Verluste in Dimensionen zu befürchten, die ich mir zur Zeit nicht vorstellen kann.“
Was ist passiert? Was hat die Leitung beider Häuser bewogen, trotz anderslautender Absichtserklärungen doch zu fusionieren? Man sehe steuer- und budgetrechtliche Vorteile, erklärten Herberth wie Sauer. Den Aussagen beider Klinikchefs zufolge ist aber die Fusion auch als Reaktion auf das von der Koalitionsregierung geplante Krankenhausstrukturgesetz zu sehen.
Zur Qualitätssicherung forciert dieses Gesetz die Mindestmengenregelung bei Operationen; dies bedeutet, dass ausgewählte Operationen in Kliniken nur dann durchgeführt werden dürfen, wenn eine Mindestzahl an Operationen pro Jahr erreicht wird. „Wenn wir da nicht einzeln, sondern gemeinsam veranschlagt werden, droht uns nicht die Gefahr, unter die Grenze zu rutschen“, erklärte Herberth.
Das geplante Krankenhausgesetz werde dazu führen, dass noch mehr bayerische Kliniken in Zukunft kooperieren oder fusionieren müssten, sagte der Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft, Siegfried Hasenbein.