Was Planer neuer Windräder bereits seit längerem im Gebiet um den Frankfurter Flughafen umtreibt, bereitet nun auch privaten Investoren und den Gemeinden, die auf einen weiteren Ausbau der Windenergie setzen, im südlichen Landkreis und im Landkreis Kitzingen Sorgen. Schuld ist ein Drehfunkfeuer der Deutschen Flugsicherung bei Rottenbauer, das überregionalen Fliegern Orientierung bietet und die Piloten sicher aufs Giebelstädter Flugfeld leitet.
Die unscheinbare Anlage auf der Gauhochfläche bedeutet bis auf Weiteres das Aus für alle derzeit noch geplanten Windräder in einem Umkreis von 15 Kilometern.
Die Schutzzone ist seit 2009 international verpflichtend vorgeschrieben. Der Regionalverband hat in der aktuellen Fortschreibung des Regionalplans darauf reagiert und die bisher dort vorgesehenen Vorrangflächen zur Windenergienutzung gestrichen. Die Vertreter der von der Streichung betroffenen Gemeinden haben jedoch geschlossen gegen diese Entscheidung gestimmt.
Auf Nachfrage erklärt eine Sprecherin des Bundesaufsichtsamts für Flugsicherung, dass insbesondere Drehfunkfeuer wie das bei Rottenbauer sensibel auf Windräder reagieren. Innerhalb der Schutzzone würde darum einem Neubau nur nach einer Einzelfallprüfung zugestimmt. „Es kommt immer darauf an, welche Anlagen sich bereits in dem Gebiet befinden“, erklärt sie, warum noch bis vor kurzem die meisten Vorhaben das Plazet der Behörde erhielten. Offensichtlich ist nun jedoch bei inzwischen knapp über 30, zum Teil bis zu 200 Meter hohen Rotoren, die ihre Flügel in der Luft drehen, die erlaubte Fehlertoleranz von einem Grad Abweichung ausgeschöpft. „Irgendwann ist halt das Maß erreicht“, so die Sprecherin.
Mit der Streichung stehen nun eine Reihe von Projekten auf der Kippe. Auch solche, die sich bereits in der Planungsphase befinden. Die Firma Juwi, der bundesweit führende Windkraft-Projektierer, der unter anderem in Kirchheim unter Bürgerbeteiligung sowie jenseits der badischen Landesgrenze Windräder errichten möchte, hat bereits angekündigt, rechtlich dagegen vorzugehen. Ihrer Ansicht nach ist eine Einzelfallprüfung nötig, eine pauschale Ausklammerung aus dem Regionalplan dagegen unzulässig. Außerdem weist die Firma darauf hin, dass die in Rottenbauer eingesetzte Technik nicht mehr dem heutigen Standard genügt. Mit einer modernen Technik seien keine Störungen der Flugsicherung zu erwarten.
Die Sprecherin zerstreut jedoch die Hoffnung, dass es über dieses Hintertürchen doch noch möglich sein könnte, dass sich weitere Türme mit Wolkenkratzerhöhe in die Luft recken könnten: Zwar gebe es inzwischen moderne, nicht störanfällige Technik. Doch nur etwa die Hälfte der Flugzeuge sei heute mit entsprechenden Empfängern ausgerüstet. Zudem sei es auch nach einer Nachrüstung nötig, für Notfälle bodenständige Funkfeuer beizubehalten. „Die Sicherheit des Luftverkehrs geht vor“, sagt sie.