Stahlmatten bestellt es sich bei Amazon noch nicht ganz so gut, dennoch bekommt August Miltenberger aus Aub die zunehmende Konkurrenz aus dem Netz zu spüren. Das Geschäft im charakteristischen Fachwerkhaus direkt an der Gollach hat eine lange Tradition: Bereits 1925 erwarb der Großvater des heutigen Inhabers Edgar Brehm die Warenhandlung.
Auch heute noch ist das Geschäft in zwei Bereiche aufgegliedert: In die größere Eisenwarenhandlung und die zugehörige Haushaltswarenabteilung. Ein Geschäftsmodell, wie es früher weit verbreitet war, heute jedoch die Ausnahme ist. „Geschäfte wie uns wird es in dieser Form irgendwann nicht mehr geben“, ist Brehm überzeugt. Schuld daran sei aber nicht nur das Internet, sondern der Strukturwandel im Handel allgemein. Besonders branchenfern verkaufte Haushaltswaren machen der Haushaltsabteilung zu schaffen: „Mittlerweile kann man Pfannen fast überall im Einzelhandel kaufen, bei Tchibo, Edeka, Aldi und Co.“
Das gipfelt in Aktionen, die bei dem Auber Händler nur Kopfschütteln auslösen können: „In einer Metzgerei gab es zum Kauf einer bestimmten Menge Bratwürste mal eine Pfanne dazu“, erzählt er. „Solche Aktionen senken die Bereitschaft der Konsumenten, in langlebige Qualitätswaren zu investieren.“
Auch die mangelnde Fachhandeltreue der großen Marken macht dem Arbeitgeber von sechs Mitarbeitern zu schaffen. Waren früher beispielsweise WMF-Produkte ausschließlich bei Vertragshändlern verfügbar, tauchen diese nun immer öfter in Discountern oder bei Payback-Aktionen auf.
Aber auch der Online-Handel ist für die Haushaltsabteilung existenzbedrohend: Gerade bei Markenartikeln legen die Kunden immer öfter Preise aus dem Internet vor, mit denen der traditionelle Fachhändler nicht konkurrieren kann.
Ein Gegenangebot
Wütend mache ihn das aber nicht: „Ich finde das gut, weil dann geben uns die Kunden noch eine Chance, ein Gegenangebot zu machen.“ Oft komme dabei ein Kompromiss zustande, da viele Kunden immer noch lieber beim lokalen Händler kaufen als bei einem anonymen Onlineanbieter. Trotzdem sind die Gewinnmargen verschwindend gering. Manchmal ist aber auch das unmöglich: „Manchmal liegt der Preis im Internet unter dem, den wir beim Großhandel bezahlen.“ Wirklich ärgern kann er sich jedoch über Beratungsklau: Kunden lassen sich im Laden beraten und das Produkt vorführen, um am Ende doch im Internet zu kaufen.
Im Eisenhandel ist all dies kein großes Problem. „Das Einzige, was man im Internet nicht kaufen kann, ist Eisen“, zeigt sich Brehm zuversichtlich. Tatsächlich kann man heute schon auf Amazon Baustahlmatten bestellen, allerdings nur in sehr kleiner Größenordnung. Die Hauptkonkurrenten von August Miltenberger sind daher seit jeher die Baumärkte aus der Region.
Durch guten Service, wie beispielsweise die Lieferung zur Baustelle, sei er in diesem Wettbewerb aber durchaus konkurrenzfähig. Schwierigkeiten macht ihm jedoch die geographische Lage in der Ecke zwischen Unterfranken, Mittelfranken und Baden-Württemberg. Diese macht es schwierig, ein geeignetes Medium für Werbung zu finden, da beispielsweise die Zeitungen nur im jeweiligen Bundesland vertrieben werden. „Wo andere Unternehmer nur eine Anzeige schalten, bräuchte ich drei, um die komplette Zielgruppe zu erreichen“, erklärt er.
Auber Kirchweihbote
Da nahezu alle Gewerbetreibenden in Aub mit dieser Situation zu kämpfen haben, hat man zusammen mit der Stadt Aub einen lokalen Lösungsansatz gefunden: Der „Auber Kirchweihbote“ wird im Umkreis der Stadt verteilt, die Firmen erreichen mit ihren Anzeigen potenziell alle Kunden aus ihrem Einzugsbereich.
