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OCHSENFURT
Für Rollstuhlfahrer ist am Bahnhof Endstation
Barrierefrei: „Die Bahn macht mobil“ – mit diesem Slogan bewirbt das Unternehmen ihr Programm für Menschen mit Behinderung. Für manche Rollstuhlfahrer klingt die Werbebotschaft wie Hohn.
Barrierefrei sieht anders aus: Für Rollstuhlfahrer wie Franz Breunig endet der Weg zu den Gleisen am Ochsenfurter Bahnhof spätestens an dieser Treppe. Für Karl-Heinz Krieger aus Mainbernheim, nach mehreren Operationen auf Krücken angewiesen, ist sie ein nur schwer überwindbares Hindernis.
Foto: Gerhard Meissner | Barrierefrei sieht anders aus: Für Rollstuhlfahrer wie Franz Breunig endet der Weg zu den Gleisen am Ochsenfurter Bahnhof spätestens an dieser Treppe.
Lara Meißner
 |  aktualisiert: 11.12.2019 20:23 Uhr

Franz Breunig blickt die 34 Stufen hoch, die zu den Gleisen führen. Erst sind es 17, ein kleiner Absatz, dann noch mal 17. „Da komm ich niemals hin“, sagt er, und zieht mit beiden Händen die Bremsen seines Rollstuhls an.

Für den 65-Jährigen ehemaligen Bahnbeschäftigen aus Goßmannsdorf, der seit zwölf Jahren an den Rollstuhl gefesselt ist, ist der Ausflug nach Würzburg schon zu Ende, bevor er angefangen hat.

Er sitzt in seinem Rollstuhl in der Ochsenfurter Bahnhofsunterführung am Fuß der Treppe. „DB“ für „Deutsche Bahn“ prangt in roten Lettern auf dem Gehäuse des Fahrkartenautomaten. Auf dem Touch-Bildschirm, zu dem Franz Breunig im Sitzen nicht hochkommt, wird das Versprechen gegeben: „Die Bahn macht mobil.“ Darüber kann er nur lachen.

Allein um zu dieser Treppe zu gelangen, hat er schon ein paar hundert Meter Umweg auf sich genommen. Er kann nicht wie die anderen am Bahnhofsvorplatz die Stufen hinunter in die Unterführung steigen. Der Tunnel unter dem Bahnsteig ist über die Lindhardstraße zu erreichen – mit dem Rollstuhl zwar, aber alles andere als barrierefrei.

„Auf dem Pflaster kann kein Rollstuhl allein fahren“, sagt Franz Breunig. Und, dass er damals, als er noch Busfahrer war bei der Bahn, schon mit Kollegen über den Umbau geschimpft hat. „Das hat man damals schon gesehen, dass das nichts ist. Rausgeschmissenes Geld.“

Spätestens an der Treppe ist für Franz Breunig Schluss. Er kann die Gleise nicht ohne fremde Hilfe erreichen. Dabei hatte die Bahn das doch ganz anders geplant.

2005 starteten der Bund und das Verkehrsunternehmen ihr Programm „Mobil mit Handicap – Service für mobilitätseingeschränkte Reisende“. Ein entscheidender Punkt auf der Agenda: Bahnhöfe mit über 1000 Reisenden am Tag oder in der Nähe von Einrichtungen für Behinderte sollen barrierefrei gestaltet werden, bezahlen soll das der Bund.

Heute, sieben Jahre später, ist davon nichts zu sehen. Dabei erfüllt Ochsenfurt beide Kriterien. Alleine 1000 Schüler steigen am Tag ein- und aus, eine Behindertenwerkstatt der Mainfränkischen Werkstätten ist nur 600 Meter entfernt.

An der Stadtverwaltung kann es nicht liegen. „Wir waren schon mit der Bahn in Kontakt als wir den Tunnel gebaut haben, der zumindest zum Fuß der Treppe führt“, erinnert sich Elisabeth Balk, Leiterin des Stadtbauamtes. Doch selbst dafür ist die Stadt zum Großteil selbst aufgekommen. Zur Situation heute kann Elisabeth Balk nichts sagen. „Momentan liegen uns keine Erkenntnisse der Bahn vor.“

Vor allem für die Behindertenwerkstatt in der Marktbreiter Straße wäre ein flacher Zugang zu den Gleisen eine echte Bereicherung. „Unsere gehandicapten Mitarbeiter könnten dann viel einfacher mal einen Ausflug machen und hier raus kommen“, sagt Martin Lorenz, der Leiter der Einrichtung.

Momentan wird der Zug von ihnen fast nie genutzt. „Das ist einfach zu kompliziert, deswegen organisieren wir uns lieber anders.“ Zwei Elektrorollstuhlfahrer und zwei Klapprollstuhlfahrer sind in der Gruppe der Mitarbeiter.

„Die E-Rollis lassen sich gar nicht transportieren, die sind viel zu schwer. Für die klappbaren sind pro Rollstuhlfahrer vier Mann nötig.“ Warum bisher nichts geschehen ist, kann er nicht verstehen. „Die Kriterien der Bahn sind doch alle erfüllt.“

Für Bernd Honerkamp, Pressesprecher der Bahn in Bayern, hingegen sind das „Negativkriterien“. „1000 Ein- und Aussteigende heißt nur soviel, dass kleinere Bahnhöfe sich gar nicht erst melden brauchen“, sagt er. „Es heißt aber nicht, dass die größeren jetzt alle sehr zeitnah umgebaut werden können.“ Passiert denn überhaupt etwas?

„Prinzipiell ist das möglich, und die Bahnhöfe sollen perspektivisch auch alle mal umgebaut werden.“ Eine vage Aussage dafür, dass sich die Bahn nach wie vor mit ihrem Programm schmückt.

Wie es im konkreten Fall für den Ochsenfurter Bahnhof aussieht, weiß Bernd Honerkamp aber genau. Nämlich schlecht. „Der Bahnsteig ist zu schmal, um einen Aufzug zu installieren. Und eine mögliche Rampe müsste fast 100 Meter lang sein. Grundsätzlich ginge das, aber es ist mit sehr viel Aufwand verbunden.“

Und zu teuer – das gibt der Bahnsprecher zu. Ochsenfurt steht weit unten auf der Prioritätenliste der Deutschen Bahn. Und Franz Breunig mit seinem Rollstuhl immer noch am Fuß der Treppe.

 
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  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    Bedanken Sie sich bei den (schwerpunktmäßig) Herr-Schaften, die unbedingt die Bahn privatisieren woll(t)en. Seitdem besteht der Laden nur noch aus Teilgeschäftsfeldern, bei denen niemand aus dem einen (Station & Service) eine Kostenstelle für den anderen (DB Regio) übrig hat (sondern die "Bahn"bediensteten, die aus good-will etwas machen, was sie eigentlich nicht sollen, werden dafür gerügt!).

    Abhilfe würde nur schaffen, wenn ein Großteil der Bevölkerung einem Fahrgastverband beitreten und der Politik massiv einheizen würde (wir sind übrigens alle Eigentümer/innen dieses ###ladens und haben somit das verd... Recht, für unsere Steuergelder etwas zu fordern). Ansonsten kann ich nur raten: wer Ärger mit der Bande hat, wende sich bitte gleich vertrauensvoll an Gemeinde-/Stadtrat, Landtags- bzw. Bundestagsabgeordnete/n. Wenn die nämlich jeden Tag 100 e-mails oder Briefe von erbosten Bürger/innen bekommen, besteht eine realistische Möglichkeit, dass sich da was rührt - sonst garantiert nicht.

    Und zum Freuen hab ich auch noch einen: bis vor gar nicht allzulanger Zeit war der Bahnhof Seligenstadt (b. WÜ) behindertengerecht, weil die Züge nur am barrierefreien Hausbahnsteig hielten. Das Konjunkturpaket machts möglich - mit gewaltigem sechsstelligen Aufwand wurden die Lokalitäten umgestaltet - und zwar MIT Barriere (Treppe). Reaktion der DB auf Beschwerde: wenn 1000 Leute und mehr am Tag ein-/aussteigen, kann man über Barrierefreiheit nachdenken. Tä-tää!
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  • juventus
    wir kamen damals mit dem zug aus marktbreit. der schaffner machte schon druck, dass das aussteigen mit kiwa (ein kind sass drin) und kleinkind an der hand, schneller gehen solle. statt dass er mir geholfen hätte, schaute er lieber zu, wie ich mich abmühte!!! danke!
    nachdem dann alles aus dem zug war (wir waren fast alleine ausgestiegen) standen wir also auf dem mittleren bahnsteig. umgeben von gleisen und vor uns die schnier nicht enden wollende treppe! als ich zum "bahnhäuschen" rüberrief, ich bräuchte doch bitte hilfe, winkte die dame der bahn im häuschen ab!!!!! ich rief nochmals. BITTE, was soll ich denn machen??? keine reaktion. als ich dann abermals rief, kam die dame der bahn aus ihrem häuschen raus und schrie, wenn ich nicht sofort damit aufhören würde, würde sie die polizei holen!!!! ich würde sie in ihrer arbeit stören!!!!!! äh? hallo???
    UNFASSBAR!!!!!! das thema bahn ist für mich gestorben!!!!
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  • DMA
    (ich nehme mal, dass es sich bei der Dame in ihrem Häuschen um eine handelte) ist eben kein Servicepersonal und hat andere Aufgaben. Tatsächlich ist es so, dass die Bahn selbst entscheiden muss, welchen Service sie bietet und welchen nicht. Sie haben die richtige Konsequenz gezogen: Wenn der Service für Sie nicht ausreicht, dann suchen Sie eben nach Alternativen und die Bahn verliert einen Kunden.
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  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    Sagt § 1 Regionalisierungsgesetz:
    "(1) Die Sicherstellung einer ausreichenden Bedienung der Bevölkerung mit Verkehrsleistungen im öffentlichen Personennahverkehr ist eine Aufgabe der Daseinsvorsorge."

    Wer sich (warum auch immer) kein anderes Verkehrsmittel aussuchen KANN, ist gezwungen, auf die öffentlichen zurückzugreifen. Die Länder der Bundesrepublik Deutschland sind gesetzmäßig verpflichtet, die grundlegenden Bedürfnisse ihrer Bürger/innen in dieser Hinsicht zu decken. Käme der Hinweis, den Sie hier (ich unterstelle, ohne etwas Böses dabei gedacht zu haben) so launig unterbreiten, von der DB selber, so wäre das schlichtweg eine Unverschämtheit. Wir alle zahlen Steuern nicht zu knapp für den SPNV, der zum Groß(!)teil aus diesen bezahlt wird (Landesmittel!) und können verlangen, dass das Geld (z. B.) nicht für (aller Wahrscheinlichkeit nach) völlig widersinnige (gigantomanische) Einzelmaßnahmen wie das Verbuddeln von Bahnhöfen unter Beschneidung ihrer Leistungsfähigkeit verknallt, sondern im Rahmen eines vernünftigen(!) Angebotes für alle flächendeckend eingesetzt wird.

    Sie glauben mir das mit den Landesmitteln nicht? Googeln Sie mal unter dem Stichwort Bestellerentgelte BEG (oder B... ÖPNV). Das "Defizit der DB" ist nach wie vor vorhanden - es nennt sich jetzt bloß anders!
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  • ...kommt mir das etwas zu krass vor, entschuldigen Sie bitte, aber ich glaube Ihnen das nicht so ganz. Ich habe bisher noch nie Probleme mit der Freundlichkeit der Bahnangestellten gehabt und Sie gleich zwei mal in fünf Minuten so extrem??? Da stimmt doch was nicht!
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  • juventus
    ich bekomm heute noch herzrasen, wenn ich mich daran erinnere. wir nutzten damals die bahn, weil mein sohn unbedingt mal zug fahren wollte. sie sollten ihn mal fragen, wie er seine erste zugfahrt in seinem leben empfand und woran er sich erinnert! ich dachte damals auch, ich befinde mich direkt bei der versteckten kamera!
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