
Mit etwa 200 Leuten hatten die Veranstalter gerechnet, rund 500 sind es geworden. Angesichts dieser Menge strahlte Dekan Max von Egidy. "Uffenheim ist bunt", rief er. "Wir zeigen Gesicht für Menschenwürde und Demokratie".
Aufgerufen zu der Kundgebung vor der Stadthalle hatte das Bündnis gegen Rechtsextremismus – für Toleranz und Demokratie. Denn ein Treffen von Rechtsextremen und AfD-Politikern in einem Potsdamer Hotel, bei dem Pläne zur Ausweisung von Millionen von Menschen geschmiedet worden sein sollen, hat auch hier massive Kritik ausgelöst. Grund genug, dass sich das im Jahr 2020 gebildete Uffenheimer Bündnis nach dem Bekanntwerden dieser menschenverachtenden Planungen getroffen hat, um dagegen ein Zeichen zu setzen.
"Es ist unser aller Pflicht, entschieden gegen jegliche Form von Ausgrenzung, Hass und Diffamierung vorzugehen", sagte Bürgermeister Wolfgang Lampe. Wegducken und Schweigen sei keine Option mehr, wenn die Radikalisierung der Rechten immer weiter voranschreite. "Der menschenfeindliche Surrealismus hat in Potsdam das Geschichtsbuch verlassen", sagte Lampe.

Der Mensch sei ein Geschöpf Gottes, betonte Pfarrvikar Florian Sassik. Alle seien gleich. "Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu", laute die goldene Regel der Religionen. Christsein stehe für Vielfalt, sagte Dekan Max von Egidy. "Wir stehen hier zusammen, weil die Liebe stärker ist als alles", rief Egidy der Menge zu. In Uffenheim erinnere ein Mahnmal an die Deportation der Juden. "Nie wieder ist jetzt", rief der Dekan und fügte ein klares Nein zu Rechtsextremismus in all seinen Formen.
Corinna Gräßel von der Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürnberg musste die Menschen nicht lange bitten, bunte Blätter hochzuhalten. "Uffenheim ist bunt" rief sie und war wie alle anderen Redner zuvor überwältigt vom Besuch der Veranstaltung. "Es ist höchste Zeit, aktiv zu werden", sagte Gräßel und erinnerte die Leute: "Demokratie und Menschenwürde sind Eure Aufgaben – heute und dauerhaft." Sie rief dazu auf, dies überall zu verteidigen. "Der beste Verfassungsschutz seid ihr."
Fırat Alkaç, ein geflüchteter Journalist aus der Türkei, der in Uffenheim lebt, hatte selbst politische Verfolgung erfahren. In dem Land, aus dem er stamme, seien Menschen umgebracht worden, weil sie Kurden, Armenier oder Griechen waren oder andere Überzeugungen hatten. Die Täter seien Extremisten gewesen, für viele seien sie Faschisten. Wenn man schweige, würden die Faschisten immer stärker. Wenn die Demokratie einmal verloren sei, dann kommt sie so einfach nicht wieder zurück, mahnte er. "Wir mussten unser Land verlassen, weil schon unsere Eltern zu lange geschwiegen hatten." In Uffenheim jedenfalls schweigt man nicht.
