Es war eine schwere Geburt, bis vor genau fünf Jahren des medizinische Versorgungszentrum (MVZ) an der Ochsenfurt Main-Klinik seinen Betrieb aufnehmen konnte. Inzwischen habe sich die „Praxis am Greinberg“ etabliert und werde auch von den meisten der damaligen Kritiker als Gewinn für die medizinische Versorgung der Region empfunden, sagte Geschäftsführer Alexander Schraml bei einer Feierstunde zum kleinen Jubiläum.
2004 hatte der Gesetzgeber medizinische Versorgungszentren eingeführt und damit die rechtliche Voraussetzung für Krankenhäuser, auch ambulante Behandlungen durchzuführen. Bis dahin war dies nur niedergelassenen Ärzten gestattet oder Kliniken in Fachbereichen, die in der Region nicht durch einen niedergelassenen Facharzt abgedeckt sind.
Die Übertragung zweier Facharztsitze ans MVZ war Voraussetzung für die Gründung. Einen brachte der Chirurg und heutige ärztliche Leiter des MVZ, Rainer Kuttner, ein. Um den Sitz einer internistischen Praxis war ein Rechtsstreit zwischen der Main-Klinik und einem freiberuflichen Internisten entbrannt, der bis vors höchste Schiedsgremium der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern führte.
Eine Reihe niedergelassener Ärzte hatten das Streben der Main-Klinik als Angriff empfunden und der Klinik, die unter der Trägerschaft des Landkreises Würzburg steht, vorgeworfen, zu Lasten der selbstständigen Fachärzte in den Wettbewerb einzugreifen.
Das Kommunalunternehmen des Landkreises Würzburg hatte die Gründung des MVZ mit der wirtschaftlichen Stärkung der Main-Klinik und der Sicherung der fachärztlichen Versorgung im südlichen Landkreis Würzburg begründet. Mit dem MVZ sei sichergestellt, dass die dort vertretenden Facharztsitze in Ochsenfurt verbleiben und nicht in andere Gemeinden des Landkreises verlagert werden können. Durch die engere Verzahnung von stationärer und ambulanter Behandlung sollten außerdem die personellen und technischen Ressourcen der Klinik effizienter genutzt werden.
Gleichzeitig sicherte Geschäftsführer Alexander Schraml zu, dass im MVZ mit der inneren Medizin und der Chirurgie nur Kerndisziplinen der Klinik vertreten sein sollten. An diese Zusage habe man sich auch gehalten, so Schraml heute. So habe man erst vor wenigen Monate die angebotene Übernahme eines Hausarztsitzes abgelehnt.
Trotzdem ist die „Praxis am Greinberg“ seit ihrer Gründung vor fünf Jahren erheblich gewachsen. Ein weiterer internistischer und ein halber orthopädischen Facharztsitz gingen seitdem auf das MVZ über. Acht unterschiedlich spezialisierte Fachärzte und Chirurgen arbeiten heute entweder ausschließlich im MVZ oder teilweise neben ihrer Klinik-Tätigkeit. Seit Juli gibt es außerdem eine Außenstelle an der Klinik Kitzinger Land, vertreten durch den dortigen Chefarzt für Innere Medizin und Kardiologen Wolfgang Karmann. Die Kooperation zwischen der Main-Klinik und dem Kitzinger Kreiskrankenhaus nennt Geschäftsführer Schraml eine „epochale Entwicklung“.