
Der Geruch setzt sich sofort in der Nase fest und ist einfach nicht wegzubekommen. Hat er Kleider und Haare einmal ergriffen, ist es schon zu spät. Nur mit einer gründlichen Wäsche kann man ihn jetzt noch loswerden. Die Rede ist von Zigarettenqualm. Ob Raucher oder nicht, sobald der Dunst sich freigesetzt hat, macht er vor niemandem Halt. Es ist noch nicht lang her, da stieß man oft auf ihn, in Festzelten, Vereinsheimen oder Restaurants. Bis ihm in Bayern per Volksbegehren der Zutritt untersagt wurde.
Genau fünf Jahre ist es her, dass die Bayern über ein Rauchverbot in Behörden, Hochschulen, Krankenhäusern und der gesamten Gastronomie abgestimmt haben. Am 4. Juli 2010 sprach sich eine Mehrheit von 61 Prozent für das Rauchverbot aus (bei einer Wahlbeteiligung von 37,7 Prozent). „Man hat gesehen, dass die bayerische Bevölkerung das Verbot will. Eine bessere Grundlage für so eine Entscheidung gibt es nicht“, sagt Michael Berghammer, Unterfrankens Bezirksvorsitzender beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA).
So entspannt hat der Gastro-Verband das Rauchverbot nicht immer gesehen. „Im Vorfeld haben wir Umsatzeinbußen befürchtet. Im Bereich der getränkeorientierten Gastronomie gab es zunächst tatsächlich einen Rückgang, da war eine Protesthaltung der Kunden zu spüren“, so Berghammer. Mittlerweile hätten die Leute das Verbot aber akzeptiert. „Wenn Sie heute mal in die Würzburger Innenstadt schauen, gibt es eher mehr Kneipen als noch vor sieben, acht Jahren. Von Rückgang kann also keine Rede sein.“
Eigentlich hatte die CSU schon zum 1. Januar 2008 ein Nichtraucherschutzgesetz durchgesetzt, das jedoch in Folge eines Urteils des Bundesverfassungsgerichts zum 1. August 2009 wieder gelockert wurde. Deshalb initiierte die Ökologisch-Demokratische Partei Bayern (ÖDP) den Volksentscheid. Dabei wurde sie unter anderem von Ärzteverbänden unterstützt, die auf das Gesundheitsrisiko des Passivrauchens in verqualmten Kneipen hinwiesen. „Das Volksbegehren war das bisher wirksamste Präventionsprogramm zur Gesundheitsvorsorge deutschlandweit. Die Befürchtungen, Bayerns Gastronomie würde wegen des Nichtraucherschutzgesetzes zusammenbrechen, haben sich wie erwartet als haltlos erwiesen“, schreibt die ÖDP in einer Pressemitteilung zum fünften Jahrestag der Abstimmung.
Das bayerische Nichtraucherschutzgesetz gehört bundesweit zu den strengsten. In anderen Bundesländern sind separate Raucherräume erlaubt und teilweise auch Raucherlokale. Nur Nordrhein-Westfalen und das Saarland handhaben die Regelung ähnlich streng wie Bayern. Hier gibt es für Gaststätten keine Möglichkeit, das Verbot zu umgehen. Genau dieser Punkt war Berghammer wichtig. Er wollte eine einheitliche Regelung, also keine Sondergenehmigungen etwa für Vereinsheime oder Festzelte. „Sonst hätte sich jeder Wirt irgendwo so ein Festzelt angeschafft und damit die Gesundheit seiner Gäste aufs Spiel gesetzt, nur um Profit zu machen.“
Der Bezirksvorsitzende der DEHOGA findet mittlerweile sogar, dass die Gaststätten von dem Rauchverbot profitieren. Zu den Gewinnern würden einerseits speisenorientierte Gaststätten zählen, weil das Raumklima in den Lokalen besser geworden sei. Andererseits beobachtet Berghammer einen Wandel in der unterfränkischen Wirtshauskultur. „Die Außengastronomie hat durch das Verbot sehr profitiert. Wir sehen heute viel mehr Betriebe, die einen Außenbereich für ihre Gäste einrichten. Das Leben findet, ähnlich wie in südlichen Ländern, vermehrt draußen statt. So entsteht eine neue Vielfalt in der Gastronomie.“
Fünf Jahre nach dem Volksentscheid löst das Rauchverbot bei der DEHOGA keine Existenzängste mehr aus. „Die Gesellschaft kann heute mit Nichtrauchern umgehen, darüber gibt es keine Diskussionen mehr“, sagt Berghammer. Den hartnäckig riechenden, ungesunden Zigarettenrauch, in Bayerns Wirtshäusern scheint ihn in den vergangenen fünf Jahren niemand vermisst zu haben.
In manche dieser einst als "verrauchte irische Pubs" glorifizierten Etablissements sind nun spielgelverglasxte Lavazza-Bars eingezogen. Auch nicht schlecht, nur hat man damit eine schöne Kulturform abgewürgt. Nicht jeder will halt Lavazza trinken, manche halt auch mal ein zünftiges Bier und dabei eine Zigarette rauchen. Gleichzeitig wird das Wirtshaus- und Stammtischsterben in anderen Zeitungsartikeln beklagt, das natürlich mit allem zu tun hat, nur nicht mit dem Rauchverbot.
In vielen Vereinsheimem sind die Öffnungszeiten zusammengestrichen worden, was der Öffentlichekeit nicht auffällt usw.
Klar hat man sich irgendwo damit arrangiert, es war aber ein gewaltiger Eingriff in fränkische Kultur – ob gut oder schlecht mag jeder für sich