Der frühere Würzburger Medizinstudent Abdulhadi B. muss fünf Jahre und drei Monate hinter Gitter. Im Prozess gegen den Syrer, der verdächtigt wird, ein „Schläfer“ der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) zu sein, verkündete das Oberlandesgericht München am Donnerstagabend das Urteil.
Die Gründe sind derzeit noch nicht bekannt, da sich die Urteilsverkündung verzögerte und derzeit noch im Gange ist.
Student ging von Freispruch aus
Anschlagsdrohungen am Rande der Trennung von seiner Frau brachten den syrischen Medizinstudenten in Würzburg 2016 in Untersuchungshaft. Seit Februar 2018 muss sich der Mann vor den Terrorismusexperten in München wegen Mitgliedschaft in einer ausländischen Terrorgruppe, Anleitung zur Begehung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat sowie gefährliche Körperverletzung und Misshandlung von Schutzbefohlenen vor Gericht verantworten.
Er selbst ging von einem Freispruch aus, wie er dieser Redaktion im Mai in einem Brief aus der JVA Stadelheim wissen ließ. Er wolle dann ein Buch über seine Erfahrungen schreiben.
Andere zu Anschlägen angestachelt
„Etwa seit dem Jahr 2014 soll er versucht haben, mehrere andere Personen dazu zu bewegen, Anschläge für den IS zu begehen“, heißt es vonseiten der Staatsanwaltschaft. Daneben wird dem Syrer vorgeworfen, an den Planungen für einen Bombenanschlag auf eine Synagoge in Berlin beteiligt gewesen zu sein. Schließlich soll er dem damals siebenjährigen Sohn seiner früheren Lebensgefährtin Propaganda-Videos des IS gezeigt und ihn geprügelt haben, um ihn als Kindersoldaten zu trainieren.
Der syrische Medizinstudent war zunächst den Justizbehörden in Würzburg 2016 durch sein aggressives Verhalten gegenüber seiner Lebensgefährtin aufgefallen. Um die Frau von einer Trennung abzubringen, hatte er sie in ihrer Wohnung überfallen, geschlagen, getreten und mit einem Messer mit dem Tod bedroht.
Fast hätte er sein Studium fortsetzen können
Dafür hätte er zunächst nur einen Strafbefehl kassiert. Das hätte ihm sogar ermöglicht, sein Studium in Würzburg fortzusetzen. Doch er wollte eine öffentliche Verhandlung, wurde von Richter Thomas Behl schuldig gesprochen und zu fünf Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt. Den Einspruch gegen das Urteil zog er später zurück, das Urteil ist rechtskräftig.
Im Zuge der Ermittlungen war auch bekannt geworden, dass er mit Anschlägen auf jüdische Einrichtungen in Deutschland gedroht haben soll. Daraufhin wurde der Student in Würzburg in Untersuchungshaft genommen. Durchsuchungen bei ihm förderten zunächst aber weder konkrete Anschlagspläne noch Sprengstoff für ein solches Vorhaben zutage.
Doch die intensiven Ermittlungen der Antiterrorexperten auch zu seinem Emailverkehr förderten wohl so viel belastendes Material zutage, dass es für eine Anklage und nun auch zur Verurteilung ausreichte.