„Man soll sein Herz nicht an wilde Geschöpfe hängen“. Holly, exzentrisches Partygirl mit exzessivem Freiheitsdrang und dem ambitionierten Ziel, unter allen Umständen einen reichen Gatten zu finden, landet über die Feuertreppe in der Wohnung ihres neu eingezogenen Nachbarn Fred. Und der soll gleich zu Beginn ihrer Bekanntschaft ihre Lebensphilosophie erfahren.
Die beiden sind die Protagonisten im Theaterstück „Frühstück bei Tiffany“ nach dem Roman von Truman Capote, das nicht zuletzt durch den Film aus dem Jahr 1961 mit einer bezaubernden Audrey Hepburn in der Rolle der Holly bis heute in vielen Köpfen hängen geblieben ist.
Trotz des berühmten Vorbilds beginnt zu den Klängen von „Moon river“ in der Theaterwerkstatt Würzburg eine eigenständige, viel beklatschte Premiere. Regisseurin Christina Katarina Strobel hat sich allerlei einfallen lassen. So bringt sie Hollys und Freds Geschichte mit nur drei Personen auf die raffiniert ausgestattete Bühne (Eve Sava, Verriet Harms, Benedikt Helbig).
Am Boden zahlreiche Glitzerketten, Tücher, Pumps und im Licht blitzende Schnipsel. Hinter Glitzerschnüren drei Schneiderpuppen, behängt mit Colliers und funkelndem Geschmeide, die dann hervorgeholt werden, wenn sie Gäste auf einer von Hollys schillernden Parties darstellen.
Die illustren Freunde des Freudenmädchens, das für Geld alles tut, verkörpern Benedict Friederich und Stephan Ladnar, wenn sie gerade nicht als Fred und Joe Bell auftreten. In jeder ihrer Rollen hinterlassen sie einen nachhaltigen Eindruck. So stolziert Stephan Ladnar beispielsweise als O.J. Berman mit dicker Zigarre im Mund durch die Gegend, als Doc Golightly ist er der liebenswerte, die Welt nicht mehr verstehende texanische Ehemann. Benedict Friederich nimmt als brasilianischer Großgrundbesitzer eine besonders stolze Haltung ein, überzeichnet als Mag gekonnt und amüsant. In der Rolle des Fred, der sich langsam aber sicher in Holly verliebt, zeigt er alle Varianten einer Gefühlsachterbahn, durch die der junge Schriftsteller saust, hat beim Abschied sogar Tränen in seinen blauen Augen.
Angelina Gerhardt gibt dieser scheinbar durchgeknallten Holly einen eigenwilligen Charakter. Wenn sie vom „roten Elend“, ihrem Synonym für Angst, spricht, lässt sie sich in die Seele schauen, obwohl sie ihren Alltag eher frech und schnoddrig bewältigt. Ihr Nervenzusammenbruch, in den sie bei der Nachricht vom Tod ihres geliebten Bruders fällt, berührt tief, ebenso ihr Abschied von Kater, ihrer namenlosen Katze. Da wird die locker erzählte Komödie im Theaterwerkstatt-Keller zu einer Sehnsuchtsgeschichte mit viel Seelentiefe.