Die denkmalpolitische Sprecherin der Grünen Landtagsfraktion, Dr. Sabine Weigand, besichtigte auf Einladung der Grünen-Landtagsabgeordneten Kerstin Celina zwei außergewöhnliche, vollständig sanierte Objekte in Thüngersheim, die sogenannten "WeinKulturGaden" sowie das charmante "Cafe Milchstern" mit Galerie. Begrüßt wurden die Abgeordneten von Bürgermeister Michael Röhm (BürgerBewegung Thüngersheim) und der Zweiten Bürgermeisterin und stellvertretenden Landrätin Karen Heußner. Mit auf den Weg nach Thüngersheim gemacht hatten sich auch Hans-Christof Haas, der zuständige Gebietsreferent des Landesamts für Denkmalpflege, die Bezirksrätin Christina Feiler und die Kreisrätin Jessica Hecht, heißt es in einer Pressemitteilung der Grünen.
"Ein Gaden ist ein innen an die Mauer angebauter Lagerraum einer Kirchenburg. In Thüngersheim wurden sechs aneinander liegende Gaden, deren älteste Teile aus dem 15. Jahrhundert stammen, von der Gemeinde gekauft, saniert und 2015 fertiggestellt", erklärte Bürgermeister Röhm den Besuchern. Als Baumaterialien wurden stringent nur die traditionellen Materialien Lehm und Holz sowie Stahl und Glas für moderne Einbauten verwendet. Die Kommune musste rund 500 000 Euro als Eigenanteil aufbringen. 1,3 Millionen Euro stammen aus Mitteln der Städtebauförderung, des Denkmalschutzes sowie der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. 2017 wurde das Objekt mit der bayerischen Denkmalschutzmedaille ausgezeichnet.
Ehrenamtliche Hüter
Der Verein WeinKulturGaden e.V. betreut die Gaden und stellt mit den ehrenamtlichen Gadenhütern das Aufsichtspersonal für die Öffnungszeiten und bei Veranstaltungen. Der Verein ist auch für die Programme zuständig. Dauerhaft installiert ist eine Präsentation der Weine aus Thüngersheim sowie eine kleine Ausstellung, die dem Thüngersheimer Maler Georg Anton Urlaub, Hofmaler des Fürstbischofs und Zeitgenosse Tiepolos gewidmet ist. "Hier sieht man", fasste die Abgeordnete Weigand zusammen, "dass ein moderner Denkmalschutz sich den Gegebenheiten anpasst und nicht bremst. Hier gibt es eine fruchtbare Kombination von Modernität und Altem, Leerstand und Verfall können so vermieden werden."
Als weiteren Höhepunkt besichtigten die Gäste das stilvoll sanierte "Cafe Milchstern". In der ehemaligen Gaststube des Hauses, in dem die Familie Christ zwischen 1927 und 1955 eine Dorfschänke mit Metzgerei betrieb, sind noch etliche Teile der ursprünglichen Ausstattung erhalten, so die Holzvertäfelung, das mit Jugendstilfliesen ausgekleidete Metzgereischaufenster samt Wursthaken, der Terrazzofußboden und die bleiverglasten Fenster. Andere Gegenstände brachte der neue Besitzer Michael Junginger aus seiner Allgäuer Heimat mit, wie etwa den herrlichen Gründerzeit-Kachelofen und die schmucken Wandleuchter.
"In dem Haus spiegeln sich mehrere Bauepochen, das wollten wir erhalten" erklärte Michael Junginger, der dort mit seiner Frau, der Malerin Sylvia Peter lebt, die mit dem "Forum Botanische Kunst" die europaweit einzige Galerie aufgebaut hat, die sich ausschließlich der künstlerischen Auseinandersetzung mit der Pflanzenwelt widmet, heißt es in der Mitteilung.
Die Instandsetzung wurde gefördert durch den Entschädigungsfonds, die Städtebauförderung sowie den Landkreis und hat die Bayerische Denkmalschutzmedaille und den Förderpreis der Kulturstiftung Unterfranken zum Erhalt historischer Bausubstanz bekommen. Ein erheblicher Teil der Arbeiten wurde in Eigenleistung erbracht. Abgerundet wurde die Sanierung durch ein kleines Naturgärtchen anstelle des Parkplatzes.
