
Am Freitag um 20.21 Uhr ging in der Zellerau das Licht an. Es strahlte auf dem Plätzchen vor dem Theater Ensemble auf zwei Schauspieler, die nicht ins Haus konnten. Denn noch liegt der Lockdown über den Kulturstätten.
Um in dieser tauben Situation ein Lebenszeichen zu geben, trommelten vier Berliner Schauspielerinnen vor einem Monat Kolleginnen und Kollegen der aufführenden Künste zusammen und machten vor acht geschlossenen Theatern und Galerien kleine Shows, um "die Schönheit der Kunst sichtbar zu machen", so die Gründerin Olivia Marie Purka. Danach verbreitete sich die Idee, inzwischen auf den Namen "Die Bühne" getauft, in der Szene, vor allem an der Schauspielschule Ernst Busch.
Und so ging "Die Bühne" in die Welt hinaus: Vergangenen Freitag agierten ästhetische Sendboten bereits in zwölf Städten zwischen Schwerin, Wien, Essen und Ludwigsburg. Dass auch in Würzburg ein Zeichen gesetzt wurde, dafür sorgte Adriano Henseler. Zuletzt war er in der Mainstadt im vergangenen Sommer auf der Freilichtbühne des Theater Ensemble als Hamlet zu erleben. Danach verließ er seine Heimatstadt: Die hochrenommierte "Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch" nahm ihn auf.
Poetisches Schlusswort zum Thema Hoffnung
Ein bisschen Pathos trug Henseler schon immer gern auf. Das passte zu seinem Vortrag von "Die drei Soldaten und das Elend", jedenfalls vor dem Hintergrund, dass dieser Text zuerst 1932 in Form eines Kinderbuchs auftrat – illustriert von George Grosz. Die Würzburger "Die Bühne"- Aktion Ende letzter Woche warf obendrein einen Blick in die Zukunft. Denn wenn der Spielbetrieb wieder beginnt, ist im Zellerauer Privattheater Friedrich Schillers "Maria Stuart" vorgesehen.
Die Schauspielerin Roya Dengler brachte einen Monolog daraus. Und derselbe Dichter lieferte auch ein poetisches Schlusswort zum Thema Hoffnung. Alle drei Teilbeiträge lieferten übrigens dezente Stichwörter, die sich auf den Umgang der bundesdeutschen Gesellschaft mit der Pandemie beziehen ließ.
Zur Einleitung der 21-minütigen Performance sprühte das Dengler-Henseler-Duo einen weißen Stern als abstandhaltenden Bühnenraum auf den Asphalt. Wie Henseler nach der kleinen Schau verriet, treten in anderen Städten auch Quartette auf. Die malen sich dann zwei Sterne auf den Boden – immer zwei für zwei Schauspieler. Das Ende klingt auch überall unisono: Abgang mit den Worten "Wir sind auch noch da!"
Laut Adriano Henseler würde "Die Bühne" gerne Freitag, 20.21 Uhr, als Jour Fixe auf deutschen Straßen und Plätzen einführen, "vergleichbar mit den Schulstreiks Fridays for Future". Die künstlerischen Kurzauftrtitte zielen allerdings nicht auf möglichst viel Publikum. Den Aktivisten genügt es, für sich zu spielen und das Ergebnis anschließend über Soziale Netzwerke zu kommunizieren.
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