„En Irrer in der Familie, det reicht“. Ein kerniger Ausspruch im breitesten Berlinerisch, den der zwölfjährige Christian Ballhaus bei seinem ersten Interviewtermin geäußert haben soll. Der Sohn des Schauspielers, Regisseurs und Theaterleiters Carl Ballhaus und der Tänzerin und als „Flamencopäpstin der DDR“ bekannten Almut Dorowa war gerade – „weil ich einen so schönen weißgoldenen Engelslockenkopf hatte“ – für den Märchenfilm „Das tapfere Schneiderlein“ für seine erste Rolle engagiert worden. Als Bub war er nicht eben erbaut von der Idee, die Schauspielerei später einmal zum Beruf zu machen.
Doch erstens kommt es anders .... Der 1944 im belgischen Spa geborene Sohn aus der Künstlerfamilie Ballhaus – Vater Carl schrieb sich bewusst mit einem „l“, um sich von seinem Vater Oskar und dem Rest der Familie zu unterschieden – wird nach entsprechender Ausbildung Schauspieler. Er steht auf allen namhaften Bühnen der damaligen DDR, arbeitet während der Wendezeit als Dozent an verschiedenen Schauspielschulen und ist nach der Grenzöffnung in Westdeutschland auf Bühnen in Aachen, Trier und Regensburg und auf dem Bildschirm zu sehen. Im Fränkischen Theater Schloss Maßbach spielt Ballhaus in der Wiederaufnahme des Stücks „Die Weiße Rose“ und lächelt noch heute, wenn er daran denkt, dass er dort bei Theaterleiterin und Nichte Anne Maar vorsprechen musste. 2010 ist er wieder in Maßbach, diesmal im Kafka-Stück „Das Urteil“.
Seit vier Wochen probt Christian Ballhaus auch in Würzburg. Diesmal ist es die Rolle des britischen Botschafters Sir Lionel in der Komödie „Sein bester Freund“ von William Douglas Homes, die am 27. September im Theater Chambinzky Premiere hat. Christian Ballhaus spielt darin einen besorgten Vater, der mit allen Mitteln verhindern will, dass seine Tochter Sheila den netten und sympathischen Amerikaner Bobby heiratet. Denn vor vielen Jahren war da mal was, an das er nicht gern erinnert werden will...
Wie kommt ein Schauspieler im Rentenalter, der seinen Lebensmittelpunkt in Potsdam hat, auf die Bühne eines Privattheaters im Fränkischen? Würzburg habe er schon während der fantastischen Riemenschneider-Ausstellung 2004 kennengelernt, erzählt der große schlanke Mann mit den wachen blauen Augen. Intensiver wurde der Kontakt jedoch durch einen Anruf. Eines Tages nämlich ist Regisseurin, Schauspielerin und Autorin Gwendolyn von Ambesser am Apparat. Die Tochter des legendären Axel von Ambesser, unter Kollegen als wandelndes Theaterlexikon bekannt, will, da sie einen Faible für Dynastien hat, wissen, ob der ihr bis dahin fremde Christian Ballhaus zu der „Ballhaus-Familie“ gehöre.
Seitdem ist Christian Ballhaus, Cousin des Hollywood-Kameramanns Michael Ballhaus und Onkel von Anne Maar, der Intendantin des Fränkischen Theaters Schloss Maßbach, mit Gwendolyn von Ambesser befreundet. Ballhaus lernt außer den Highlights von Würzburg auch das „Theater Chambinzky“ kennen, wo die Ambesser immer wieder Regie führt. Er lernt die intime Atmosphäre dort schätzen, das freundliche Team und die Arbeit mit der Regisseurin. So fühlt er sich wohl, denn „was nützt die schönste Rolle, egal ob Faust oder König Lear, wenn das Team nicht stimmt“. Christian Ballauf nimmt einen Schluck aus dem Römer und einen bedächtigen Zug am Zigarillo. Ja, in Würzburg lässt es sich gut leben und arbeiten. Der Mime genießt das „schöne Herbstwetter und die wunderbare Umgebung“. Wie immer, kostet er die Situationen aus, die seine Rolle ihm ermöglicht, und freut sich über die Zusammenarbeit mit den Kollegen und vor allem dem in Würzburg wohl bekannten Kurt Egreder, der in der Komödie seinen Freund darstellt.