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Freitags-Fragen: Überall Schlamm und Dreck
Hochwasser–Situationen wie in Würzburg oder Goßmannsdorf kennt Philipp Mall gut. Eine derartige Katastrophe wie in Passau hat er aber noch nicht erlebt. Seit Dienstag ist der junge THW-Helfer mit sieben Kollegen im Hochwassereinsatz.
Die Fragen stellte Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 06.06.2013 17:33 Uhr
Frage: Können Sie uns, die nur die Fernsehbilder sehen, Ihre persönlichen Eindrücke aus dem Überschwemmungsgebiet schildern?

Philipp Mall: Wir sehen überall Schlamm und Dreck. Wenn das mein Haus wäre ... Aber die Einheimischen packen an. Sie sehen hier Studentinnen, die mit Besen und Schaufel helfen kommen. Und Landwirte, die mit Wasser aus Güllefässern die Straßen spülen. Die gehören nicht zu den Hilfskräften. Sie kommen einfach und wollen helfen.

Wie gehen die Betroffenen vor Ort mit der Situation um?

Mall: Vor den Betroffenen ziehe ich den Hut. Die nehmen die Situation unheimlich gelassen. Sie helfen einfach mit. Und abends drücken sie einem ein Bier in die Hand und sagen „Danke!“. Eine Eisdiele hat einfach allen Helfern ein Eis ausgegeben. Die Menschen sind schon dankbar für unsere Hilfe. Das muss ich schon sagen.

Waren Sie bei derartigen Katastrophen schon einmal im Einsatz?

Mall: Ja, bei Hochwasser in Würzburg oder Goßmannsdorf. Aber das ist ja kein Vergleich. Bei so einer Katastrophe wie hier in Passau war ich noch nie dabei. Beim Elbehochwasser 2002 war ich gerade erst ins THW eingetreten. Damals durfte ich noch nicht in den Einsatz.

Wo müssen Sie mit anpacken?

Mall: Wir fahren den Sperrmüll weg: Möbel, die das Hochwasser ruiniert hat, und alte Sandsäcke. Dienstag waren wir in Hals, Mittwoch in der Nähe der Altstadt. Wir erfahren erst morgens, welchen Einsatz wir wo haben.

Ist das eine körperlich harte Arbeit?

Mall: Wir beladen immer den Laster komplett voll mit Sperrmüll. Die Sandsäcke sind nass und durchgeweicht. Dann sind sie ziemlich schwer. Tagsüber fahren wir mit dem Transporter auch durch die Hochwassergebiete. Da müssen wir sehr konzentriert sein. Und nachts schlafen wir alle in der Messehalle. Da sind bestimmt ein paar hundert Hilfskräfte, die in einer großen Halle schlafen. Schlimmer als im Stall.

Stehen Ihnen dabei oft Hochwassertouristen im Weg?

Mall: Ja. Beim Helfen sind die Schaulustigen ein großes Problem. Manche fahren mit dem Motorrad mitten in unseren Einsatz. Darüber ärgern wir uns hier sehr.

Was ist das größte Problem in den Hochwassergebieten?

Mall: Der Werteverlust ist das eine. Doch wenn wir einen alten Schrank aufladen und mit dem Radlader zusammendrücken, damit mehr Sperrmüll auf den Lkw passt, dann tut dies den Leuten in der Seele weh.

Wann werden Sie wieder zuhause in Wolkshausen sein?

Mall: Ich habe meiner Freundin versprochen, dass ich am Sonntag heim komme. Aber fragen Sie mich nicht, ob dann der THW-Einsatz in Passau auch abgeschlossen ist, oder ob die nächsten Helfer kommen.

 
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    ... vor der unermüdlichen Leistung. Weiter so. Die Freundin hat Sie hoffentlich gesund am Wochenende wieder.
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