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Würzburg
Freistaat Bayern kürzt Ausbaumittel: Geplanter Stellenabbau sorgt für Frust an der Universität Würzburg
Mehr Erstsemester brachten mehr Personal. Nun sollen an der Uni Würzburg 56 Stellen wieder gestrichen werden, NCs werden wohl verschärft. Was dahinter steckt.
Die Uni Würzburg hatte sich erfolgreich um mehr Studienanfänger bemüht. Nun aber werden die Ausbaugelder in Bayern umverteilt, erst neu geschaffene Stellen werden nicht verlängert.
Foto: Fabian Gebert | Die Uni Würzburg hatte sich erfolgreich um mehr Studienanfänger bemüht. Nun aber werden die Ausbaugelder in Bayern umverteilt, erst neu geschaffene Stellen werden nicht verlängert.
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:40 Uhr

Im Ringen um Geld und Personal stehen Bayerns Hochschulen untereinander im Wettbewerb: Wer bekommt im Wissenschaftsministerium wieviel vom Kuchen staatlicher Mittel? Die Würzburger Julius-Maximilians-Universität (JMU) muss hier gerade einen Rückschlag einstecken. 56 befristete Stellen aus einem Ausbauprogramm soll die Uni in den nächsten fünf Jahren verlieren. Das sorgt für teils erhebliche Unruhe und Verunsicherung an den Fakultäten.

Universitätspräsident Prof. Paul Pauli bestätigt auf Anfrage die Zahl. Die Stellenkürzungen könnten zu einer Verschärfung des Numerus Clausus (NC) für bestimmte Studiengänge führen. Betroffen sind vor allem die Philosophische Fakultät und die Fakultät für Humanwissenschaften.

Bund-Länder-Programm sollte die Hochschulen stärken

Die Hintergründe sind komplex und gehen zurück auf den Hochschulpakt von Bund und Ländern – fortgeführt im "Zukunftsvertrag Studium und Lehre stärken". Dass nun ausgerechnet in der Lehre Stellen wegfallen, wirkt da widersinnig. Der Bund stellt von 2021 bis 2023 jährlich 1,88 Milliarden Euro und ab dem Jahr 2024 dauerhaft 2,05 Milliarden Euro pro Jahr über den Zukunftsvertrag bereit. Die Länder investieren zusätzlich in derselben Höhe und entscheiden über die Verteilung der Mittel an ihre Hochschulen.

Mit ihnen hatte der Freistaat vor vier Jahren das bayerische "Innovationsbündnis Hochschule 4.0" auf den Weg gebracht und daraus einzelne Zielvereinbarungen abgeleitet. Generell sollten mehr Studienplätze geschaffen werden. So verpflichtete sich die Uni Würzburg, pro Jahr gut 1300 zusätzliche Erstsemester (im Vergleich zu 2005) aufzunehmen – eine ehrgeizige Vorgabe, die sogar übererfüllt wurde. Stellen für das notwendige Lehrpersonal wurden aus dem Ausbauprogramm finanziert.

Die Gleichung war relativ simpel: Mehr Erstsemester, mehr Stellen aus dem Programm. Im Vergleich zu anderen bayerischen Hochschulen konnte sich die Uni Würzburg gut behaupten. Nun aber werden die Gelder neu verteilt, und die Kriterien dafür hat das Ministerium in München geändert: Es zählen nicht mehr nur die Erstsemester, sondern auch die Gesamtzahl der Studierenden und die Abschlüsse.

Die Uni Würzburg fuhr bisher gut mit dem bayerischen Ausbauprogramm, ab 2023 profitieren verstärkt auch andere Hochschulen in Bayern – auf Kosten der Julius-Maximilians-Universität.
Foto: Patty Varasano | Die Uni Würzburg fuhr bisher gut mit dem bayerischen Ausbauprogramm, ab 2023 profitieren verstärkt auch andere Hochschulen in Bayern – auf Kosten der Julius-Maximilians-Universität.

Für die Uni Würzburg bedeutet das eine Verschlechterung: 11,1 Millionen Euro verliert man für die kommenden fünf Jahre im Zuge der bayerischen Neuverteilung. Laut Uni-Präsident Pauli ein Minus von rund acht Prozent im Rahmen des Ausbauprogramms, umgerechnet 56 Stellen. Der Verlust trifft vor allem jene Fakultäten, die sich zuletzt erfolgreich um mehr Studienanfänger bemüht und Stellen geschaffen hatten – voran die Philosophische Fakultät und die Humanwissenschaften.

Die Studierenden sind da, das Lehrpersonal aber wird wieder abgebaut

Dort ist der Unmut hörbar, denn: Der Zuwachs an Studierenden bleibt, Lehrpersonal aber wird wieder abgebaut, Wochenstunden entfallen. Wie soll das funktionieren? Studiengänge, so die Befürchtung, könnten massiv leiden. Im Einzelfall, heißt es aus der Uni-Pressestelle, werde wohl der Numerus Clausus angehoben, damit die Studierenden auch künftig angemessen betreut werden können. 

Der Uni-Präsident versteht die Enttäuschung, hält die bayernweit beschlossene Umverteilung aber für einen machbaren Kompromiss. "Es ist ein akzeptabler Solidaritätsbeitrag", die Mittel würden nun gleichmäßiger auf die Hochschulen im Freistaat verteilt. Man habe der Neuregelung "zähneknirschend" zugestimmt. Sie treffe die Uni nicht unvorbereitet. Die Gespräche führten die beiden Verbünde "Universität Bayern" und "Hochschule Bayern" mit dem Wissenschaftsministerium.

Der Topf als Ganzes bleibt unverändert: Der Freistaat stellt weiterhin 324 Millionen Euro jährlich über das Ausbauprogramm zu Verfügung. Allerdings wird ein Teil von Tarifsteigerungen aufgezehrt – laut Pauli sind die steigenden Personalkosten ein zweiter Grund, warum die Uni Würzburg befristete Stellen wieder streichen muss. Die Verluste hält der Präsident unterm Strich für "verkraftbar" – und sieht zumindest einen Vorteil: Man habe jetzt Planungssicherheit für die kommenden fünf Jahre.

 
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  • R. D.
    Wieviele Philosophen braucht Deutschland denn? Vielleicht wären ausreichend Studienplätze und Studenten in relevanten Fächern wichtiger für Deutschland?
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    Dabei geht es nicht um "Philosophen", sondern unter anderem um die Lehrer*innen-Ausbildung, die Politikwissenschaft oder auch Fächer wie Psychologie und Pädagogik. Für "relevante" Fächer gibt es mehr als genug - schauen Sie sich die neuen Gebäude am Hubland an!
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  • S. M.
    ... si tacuisses, philosophus mansisses
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    @Einwohner: Die Philosophische Fakultät ist nicht die Fakultät, an der Philosophen ausgebildet werden, sondern diejenige, an der Geisteswissenschaften studiert werden, darunter auch Lehramtsfächer. Das Institut für Philosophie gehört zur Humanwissenschaftlichen Fakultät und ist keine Fakultät, sondern ein Institut, also eine wesentlich kleinere Teileinheit einer Fakultät.
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