
Was für andere Mädchen Tierärztin, Lehrerin oder Sängerin – das ist für Sandra Götzelmann und ihre Kolleginnen Kathleen Kiupel und Nancy Jungk der Beruf der Feuerwehrfrau. „Mit sieben Jahren habe ich meinem Opa auf dem Sterbebett versprochen, dass ich zur Feuerwehr gehe“, erinnert sich die heute 34 Jahre alte Zugführerin Sandra Götzelmann und rückt ihre Krawatte zurecht.
Er sei damals ihr Kommandant gewesen. Und er wusste: Feuerwehrfrau ist der richtige Beruf für seine Enkelin. Heute arbeitet sie mit zwei weiteren Kolleginnen bei der Berufsfeuerwehr Würzburg. Sie kann sich keinen besseren Beruf vorstellen. „Ich kann wahnsinnig viel helfen und sinnvolle Sachen machen und mit meinem Einsatz Schlimmeres verhindern“, sagt sie stolz – ein Stolz, den auch ihr Partner teilt.
Frauen sind noch eine Rarität
In Deutschland arbeiten noch recht wenige Frauen bei der Feuerwehr. Vielleicht auch, weil man davor Ingenieurwesen oder ähnliches studiert haben muss. Bei Sandra Götzelmann war es Holzingenieurwesen. Irgendwie ist es ein Beruf, dem eher Männer nachgehen – und das, obwohl die Geschlechter hier das Gleiche verdienen, wie Florian Fastner, vom Amt für Zivil- und Brandschutz in Würzburg sagt.
Bei Kollegin Kathleen Kiupel von der Freiwilligen Feuerwehr sieht es genauso aus wie bei Sandra Götzelmann. Auch sie hat ihre Berufung im Löschen und Retten gefunden. Hauptberuflich ist sie im öffentlichen Dienst. „Damals war die ganze Clique bei der Jugendfeuerwehr und ich bin bis heute dabei geblieben“, erzählt die 37–Jährige. Sie findet es gut, dass jeder, der Lust hat, zur Freiweilligen Feuerwehr kommen kann. Dort ist Kathleen Kiupel in guter weiblicher Gesellschaft. Im Personalstand heißt es, dass 35 Frauen in der Stadt Würzburg aktiv in der Freiwilligen Feuerwehr tätig sind. 13 sind noch in der Ausbildung zur ehrenamtlichen Brandamtsfrau.
Doch die Einsätze wollen auch koordiniert und geplant werden – hier kommt Nancy Jungk von der Integrierten Leitstelle ins Spiel. Neben den Kolleginnen im aktiven Dienst, sind hier vier Frauen tätig. „Bei mir war der Werdegang ganz anders als bei meinen beiden Kolleginnen“, sagt sie. Nach einer Ausbildung zur Übersetzerin und Dolmetscherin hat die 45-Jährige zunächst nur ehrenamtlich im Rettungsdienst gearbeitet.
Schnell wurde ihr aber klar, dass das ihr Hauptberuf werden soll. Mit der Betriebsübernahme 2010 kam sie dann zur Feuerwehr. Besonders spannend sei für sie die feuerwehrtechnische Ausbildung gewesen, wie Nancy Jungk erzählt. „Da ich aus einer ganz anderen Richtung komme, ist mir jetzt verständlicher geworden, wie Feuerwehr und Rettungsdienst zusammenarbeiten.“ In der Integrierten Leitstelle arbeitet sie im Hintergrund, nimmt Notrufe entgegen und koordiniert alles.
Bei der Freiwilligen Feuerwehr ist der Anteil der Jugendfeuerwehrfrauen sehr hoch. Bei der Berufsfeuerwehr sind Frauen dagegen erst seit zwei bis drei Jahrzehnten im Einsatz. Der Trend gehe aber ganz klar nach oben, wie Sandra Götzelmann weiß. Deutschlandweit liege der Anteil weiblicher Brandamtsfrauen momentan unter zwei Prozent. „Würzburg hatte vor zwei Jahren auch noch keine Frau in der Berufsfeuerwehr. Die Zahl wächst langsam, aber sie wächst“, sagt sie.
Das heißt aber nicht, dass die drei Feuerwehrdamen von den männlichen Kollegen verhätschelt werden. „Das wollen wir gar nicht“, lachen sie und Sandra Götzelmann erklärt: „Da wird nicht geschaut, ob das jetzt ne Frau ist oder ein Mann macht. Das spielt keine Rolle.“
Schon beim Einstellungstest haben Frauen und Männer das gleiche Pensum zu absolvieren. „Der Patient vor Ort wird nicht leichter und die Schläuche und die Ausrüstung auch nicht, nur weil wir Frauen sind“, sagt die Feuerwehrfrau. Wie überall, hat jeder seine Stärken und Schwächen und die muss der Teamführer richtig einsetzten, fügt Kathleen Kiupel hinzu und Sandra Götzelmann sagt nickend: „Im Ernstfall sind wir alle ein Team und dann funktioniert das auch.“
Im Einsatz müssen 20 bis 30 Kilogramm Ausrüstung getragen werden. Und dazu kommt noch ein Patient, der im Durchschnitt 80 Kilogramm wiegt. So müssen die Frauen im Ernstfall mit rund 110 Kilogramm zurecht kommen. Da muss Frau körperlich einiges auf dem Kasten haben. Kathleen Kiupel, Nancy Jungk und Sandra Götzelmann halten sich deshalb mit Schwimmen, Klettern und diversen Kampfsportarten fit.
Es gibt auch eine Damenkollektion
Die drei sind auch in Kleiderfragen nicht so zimperlich. Inzwischen gebe es eine Damenkollektion: „Ich hab trotzdem ne Männerhose an. Die passt super“, lacht Sandra Götzelmann. Gerade Kathleen Kiupel hatte anfangs Probleme mit ihrer Körpergröße. Sie musste schon Schuhe eine Nummer größer nehmen, weil es keine kleinen für Frauenfüße gab. Seit kurzem gibt es bei der Würzburger Berufsfeuerwehr sogar einen eigenen Frauenschlafraum. „Wir verfolgen ja das Ziel, mehr Frauen einzustellen“, so Florian Fastner.
Bei einem Einsatz war sie besonders froh, eine Frau zu sein. Zwei Kinder hatten damals den Gasherd angemacht und es brannte. Als die Feuerwehr kam, saßen die beiden Kinder panisch in der Ecke und hatten schreckliche Angst. Die männlichen Kollegen haben ihre Arbeit gemacht. Hatten ihre Schutzkleidung an, was die Kinder noch mehr verunsichert hat. „Ich habe die zwei dann einfach in den Arm genommen und mal kräftig gedrückt“, erinnert sich Sandra Götzelmann. Ein Mann hätte es hier wohl schwerer gehabt.