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WÜRZBURG
Frauenpolitik als Gesellschaftspolitik sehen
Angelika Becker
Angelika Becker-Völker
 |  aktualisiert: 11.12.2019 18:51 Uhr

Zum Austausch waren der Einladung der Landtags-SPD Vertreterinnen aus Politik, Verwaltung, Bildung, Sozialorganisationen in Unterfranken gefolgt. Die sommerlich-sonnige Atmosphäre im Innenhof des Bürgerspitals und die Musik des „Duo Viorosa“ täuschten die in Frauenfragen Erfahrenen nicht darüber hinweg, dass es um ein hartes gesellschaftspolitisches Thema ging.

Die Frauenpolitische Sprecherin des Landtagsfraktion, Simone Strohmayr aus Augsburg, machte es mit Zahlen und Daten klar und die diskutierenden Frauen ergänzten ihre Ausführungen durch eigenen Erfahrungen: Es geht um Ausgrenzung, Armut und Schaden für die Gesellschaft. So war es schade, dass Gastgeber Volkmar Halbleib, der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Landtagsfraktion aus Ochsenfurt (Lkr. Würzburg) und einer seiner Mitarbeiter die einzigen Männer in der großen Runde waren.

Doch es ging ja bei dem Treffen nicht nur darum, über Fakten zu sprechen, sondern es bot den Frauen auch die wichtige Möglichkeit, sich zu vernetzen, wie eine Teilnehmerin sagte. Ein kleines Seufzen ging durch die Runde, als Simone Strohmayr zugab, dass sich die frauenpolitischen Themen seit vielen Jahren nicht geändert hätten.

Seit langem geht es darum, dass laut bayrischen Sozial- und Wirtschaftsberichten zwar das Bruttoinlandsprodukt in den vergangenen 13 Jahren um 21 Prozent gestiegen ist, aber Frauen davon immer noch weniger profitieren als Männer. Sie verdienen im Beruf allgemein 26 Prozent weniger als Männer und in gleichen Jobs auch noch acht Prozent. Sie können deshalb im Durchschnitt von der eigenen Rente kaum leben. Besonders Seniorinnen, Alleinerziehende und Migrantinnen gehören zu den materiell Armen.

Und dazu sähen junge Frauen zunehmend die Problemthemen nicht als die ihren an, beobachtet Strohmayr. „In über 100 Jahren Frauenbewegung haben wir eine Menge erreicht Vielleicht ist das der Grund dafür, dass junge Frauen das Gefühl haben, ihnen stehe die Welt jetzt offen.“

Ein paar Lösungsmöglichkeiten für die angesprochenen Probleme bot sie an. In Frankreich beispielsweise habe es sich bewährt, dass politische Posten paritätischen besetzt werden müssen. Mehr Frauen in der Politik könnten auch dazu beitragen, dass sich Verhältnisse in Arbeitswelt und der Gesellschaft insgesamt änderten, so Strohmayr. Im Beruf könnte Transparenz bei den Löhnen helfen, die Situation für die Frauen zu ändern.

Ob eine Frau Karriere mache, was in schlecht bezahlten Berufen wichtig sei, um im Alter nicht arm zu sein, habe zum einen etwas mit den Rahmenbedingungen zu tun, aber viel auch mit dem Bewusstsein. „Meine Erfahrung damals als Neuling im Landtag: Männer denken, sie können alles, Frauen warten erst mal ab und schauen“, so die Referentin.

Familienbesteuerung statt Ehegattensplitting, Kindergrundsicherung für die nötige Bildungsteilhabe, Ausbau der Kinderbetreuung statt 150 Euro Betreuungsgeld, die etwa Alleinerziehenden nicht wirklich helfen, waren weitere Stichworte für Lösungsansätze der Politikerin und aus der Runde. Mentoringprogramme für Frauen, die in Politik und Beruf nach oben streben, regte eine Teilnehmerin an. Positive Anreize für Chefs, die Frauen fördern, war eine Idee. Bezahlbare Wohnungen für alle, war eine Forderung.

Das Allerwichtigste jedoch sei, dass Frauenpolitik auch als Männerpolitik begriffen werde und alle Themen gemeinsam angegangen würden. Da war sich die Runde einig.

 
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