Einen Einblick in die jüdische Lebenskultur in ihrer Vielfalt und ihrem geschichtlichen Wandel hat Rabbinerin Yael Deusel aus Bamberg bei der digitalen Veranstaltung mit dem Titel „Kinder, Küche und Bet Knesset – die Frau im Judentum“ gegeben. 29 Interessierte aus verschiedenen Konfessionen, wie Judentum, Christentum und Islam, aber auch Atheisten nahmen an dem Studientag des Fortbildungsinstituts (fbi) der Diözese Würzburg teil. Das berichtet der Pressedienst des Bischöflichen Ordinariats.
Männer wirkten im Lehrhaus, Frauen in der Familie, so sei die klassische Aufgabenverteilung im Judentum, erklärte Deusel. Männer beschrieben die überlieferte Lehre, Frauen lebten sie und setzten sie in der Praxis um: Das Haus solle zum Tempel, der Esstisch zum Altar werden. Die Frau sei Hüterin des koscheren Haushalts. Dazu müsse sie sich gut in den religiösen Bestimmungen auskennen. Das sei bereits eine hohe Verantwortung, aber die Aufgaben der Frau beschränkten sich im Judentum nicht mehr allein auf den häuslichen Bereich. 1935 sei erstmals eine Rabbinerin ordiniert worden. Frauen arbeiten als Lehrerinnen, Ärztinnen, Nachrichtensprecherinnen und seien im Bet Knesset, dem israelischen Parlament, vertreten.
Allerdings seien diese Entwicklungen keineswegs unumstritten. So lehnten ultraorthodoxe Juden bis heute die Tätigkeit der Frauen im öffentlichen Leben ab. Des Weiteren berichtete Deusel von Schwierigkeiten, auf die sie selbst als Rabbinerin und Fachärztin der Urologie stieß. Eine Frau in typischen „Männerberufen“ habe es nicht leicht.
Monika Berwanger, Pastoralreferentin in der Abteilung Fortbildung und Begleitung, wies auf den Mehrwert dieser Art von Bildungsangeboten hin. Nur Wissen über andere Religionen zu erwerben, greife zu kurz. Wichtiger für das Zusammenleben sei, dass Menschen über die Grenzen von Kulturen und Religionen hinweg in Kontakt treten, miteinander sprechen und sich so gegenseitig näherkommen.