Modische Kleidung, Haarstyling, Make-up: Was tun Menschen nicht alles, um ihr Erscheinungsbild im Alltag aufzuwerten. Was eine Person wirklich ausmacht, was sie verkörpert, wofür sie brennt und wie sie sich selbst fühlt, hat damit nichts zu tun. "Was bleibt übrig, wenn wir all unser Zubehör loswerden?", fragt Myriam Feuilloley deshalb in ihren Bildern, die noch bis 30.09. in der Galerie Professorium in Würzburg zu sehen sind.
Myriam Feuilloley galt als Pionierin der Computergrafik in Frankreich, hatte die künstlerische Leitung für audiovisuelle Produktionen. Doch die Arbeit als Regisseurin habe sie nach und nach eingeengt, sie ihrer kreativen Freiheit beraubt. Ein Traum bewegte sie 1986 dazu, dem Film den Rücken zu kehren und sich ausschließlich der Malerei zu widmen. In ihren Bildern beschäftigt sie sich neben Träumen auch mit anderen nicht wirklich greifbaren Dingen, denen in ihrem Fall eine so große, lebensentscheidende Bedeutung zukam.
Sie zeigt ihre Figuren immer nackt, ohne Haare, ohne Schmuck. Dennoch sind ihre Figuren nicht kahl. Was die Künstlerin ihnen an Accessoire nimmt, gibt sie ihnen in Form von plastisch dargestellten Gefühlen zurück. "Wenn ich in meiner Malerei nackte und haarlose Charaktere darstelle, dann um der Mode zu entfliehen und mich von der Zeit zu befreien", so die Künstlerin.
Auf den ersten Blick eigenschaftslos
Sie bildet die Menschen in ihrem Körper ab, beraubt sie damit nicht völlig ihrer irdischen Gestalt. Dennoch wirken sie auf den ersten Blick eigenschaftslos. Es gibt wenig, was die einzelnen Personen voneinander unterscheidet. Charakter gibt Myriam Feuilloley den Personen durch die dargestellten Gefühle und Träume, die sie umgeben sowie durch Verzerrungen. Sie zeigt die hellen und die dunkeln Seiten der Menschen, ihre Besonderheiten, Ängste und Verwandlungsmöglichkeiten. Sie stellt das Mythische, das die Menschen umgibt, ins Zentrum und lässt ihre Bilder damit völlig surreal wirken. Im Kontrast dazu stehen die Gesichtszüge der Figuren, die sehr echt dargestellt sind.
"Ich genieße es, dass meine Darstellungen ein fast reales Aussehen haben, während sie unmöglich bleiben. Und ich arbeite daran, diese Unmöglichkeit möglich erscheinen zu lassen." Durch diesen Bruch entsteht eine Spannung und der Wunsch, das Rätsel zu lösen, welche Geschichte hinter den Bildern steckt. Von alleine können die Betrachtenden nur schwer hinter das Geheimnis kommen, erst im Gespräch mit der Künstlerin lösen sich manche Rätsel auf. So umgibt die Ölgemälde eine geheimnisvolle Atmosphäre, die sie interessant, aber auch abstrakt erscheinen lassen.
Was bleibt von uns, wenn all die Materialität verschwindet und das, was unter der Oberfläche verborgen war, in den Mittelpunkt rückt? Welche Menschen würden wir dann bewundern, wen würden wir lieben? Wie würde sich unser Leben verändern, wenn wir auch die Träume, Hoffnungen sowie die Ängste und Abgründe der Menschen sehen könnten? Fragen, die die Ausstellung unbeantwortet lässt, und die sie den Besucherinnen und Besuchern mit nach Hause gibt.
Die Ausstellung kann noch bis zum 30. September donnerstags und freitags zwischen 18 und 21 Uhr, sowie sonntags zwischen 14 und 18 Uhr in der Galerie Professorium, Innere Aumühlstraße 15-17 in 97076 Würzburg, besichtigt werden.
