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Veitshöchheim
Frankenwein: Der Prädikatswein ist tot – es lebe die Grosse Lage
Frankens Winzer haben neue Begriffe für ihre Weine. Weintrinker werden sich an den "Gutswein", den "Ortswein", die "Erste Lage" und die "Grosse Lage" gewöhnen müssen.
Wer besonders guten Frankenwein trinken will, muss in Zukunft nach 'Ersten Lagen' oder 'Grossen Lagen' suchen: Die Bezeichnung 'Prädikatswein' wird in Zukunft, zumindest bei den trockenen Weinen immer weniger verwendet werden. Unser Bild zeigt Weinstöcke am Steinberg in Würzburg im Sommer.
Foto: Daniel Peter | Wer besonders guten Frankenwein trinken will, muss in Zukunft nach "Ersten Lagen" oder "Grossen Lagen" suchen: Die Bezeichnung "Prädikatswein" wird in Zukunft, zumindest bei den trockenen Weinen immer weniger ...
Gisela Rauch
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:22 Uhr

Frankens Winzerverabschieden sich von Begriffen wie "Prädikatswein" oder "Kabinett"; zumindest was trockene Weine angeht. Stattdessen wollen sie die Weinlage wie etwa "Würzburger Stein" als Qualitätsmerkmal etablieren. Der Wechsel der Begrifflichkeiten war ein großes Thema bei den Fränkischen Weinwirtschaftstagen in Veitshöchheim (Lkr. Würzburg). Verwirrend für den Verbraucher könnte sein, dass die neuen Begriffe nur für trockene Weine gelten, denn an den Bezeichnungen für süße Weine soll sich vorerst nichts ändern.

Die Lage steht im Vordergrund

"Einen Beschluss als solchen haben wir nicht gefasst. Das wird sicher noch seine Zeit dauern", berichtet Winzer Karl Schmitt, der in Randersacker (Lkr. Würzburg) das Weingut "Schmitt's Kinder" betreibt. Aber die fränkischen Winzer hätten sich die neue Weinqualitätsauszeichnung als klare Vorgabe gegeben. "Wir nähern uns mit den neuen Bezeichnungen dem romanischen, speziell dem burgundischen System an, bei dem ja immer schon die Lage im Vordergrund stand", sagt Schmitt. "Je enger die Bezeichnung, umso besser die Qualität" – das sei in Zukunft der Leitsatz, an dem sich der Verbraucher orientieren könne.

Doch auch wenn der Wechsel der Begrifflichkeiten in diesen Tagen in Veitshöchheim diskutiert wurde, sind viele fränkische Winzer und Weintrinker mit den neuen Namen durchaus schon vertraut. Der Verband der Prädikatsweingüter (VdP), dem viele fränkische Winzer angehören, hat sich schon 2012 verpflichtet, statt der früher üblichen Bezeichnungen "Prädikatswein" und "Kabinett" die Begriffe "Gutswein", "Ortswein", "Erste Lage" und "Grosse Lage" zu verwenden, wobei "Gutswein" sozusagen den Basiswein und "Grosse Lage" den besten Wein beschreibt.

International besser verständlich

Dabei habe man zwar festgestellt, dass die Umstellung nicht ganz leicht falle, weil nun mal die alten Bezeichnungen in den Köpfen der Winzer und Kunden gespeichert sei. "Aber abgelehnt haben die Kunden die neuen Namen nicht. Sie waren eher überrascht", sagt Horst Sauer, der im Volkacher Ortsteil Escherndorf (Lkr. Kitzingen) Wein anbaut. Er komme mit der Umstellung "super" klar, sagt er.

"Wir denken bei der Umstellung ja durchaus auch an unsere Kunden", erklärt Wolfgang Luckert vom Zehnhof Luckert, einem Weingut in Sulzfeld (Lkr. Kitzingen). Für die Mehrzahl der jüngeren Kunden seien die neuen Bezeichnungen sicher verständlicher und attraktiver. Für den Export der fränkischen Weine seien die international besser verständlichen Begriffe notwendig – die EU-Weinmarktverordnung von 2009 sieht schließlich die Herkunftsangabe vor. "Am wichtigsten bei einem Glas Wein ist aber doch nicht, was draufsteht. Am wichtigsten ist doch immer, ob der Wein schmeckt", findet Luckert.

Reben an ungewohnten Orten

Laut dem Präsidenten der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, Hermann Kolesch, geht es auch darum, fränkischen Wein von anderen Weinbaugebieten in Bayern abzugrenzen. Nach der Liberalisierung des Weinmarktes 2016 ist nämlich die Anbaufläche von Wein nicht mehr auf traditionelle Weinbaugebiete beschränkt: Es sprießen mittlerweile auch an ungewohnten Orten Reben, etwa am Ammersee und in Passau. "Höchste Zeit, dass sich die geschützte Ursprungsbezeichnung 'Franken' klar abgrenzt."

 
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Kommentare
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  • F. R.
    Ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.

    Zitat: "'Gutswein', 'Ortswein', 'Erste Lage' und 'Grosse Lage' zu verwenden...Für die Mehrzahl der jüngeren Kunden seien die neuen Bezeichnungen sicher verständlicher und attraktiver. Für den Export der fränkischen Weine seien die international besser verständlichen Begriffe notwendig."

    Hat man denn den Frankenwein aus den 60er und 70er Jahren vergessen? Der war von einem anderen Planeten! Die Winzer klagten, dass norddeutsche Großstädter ihnen die Keller leer kauften und sie keinen Wein mehr hatten. Marketing & Werbung für Frankenwein war unvorstellbar, ja verrückt! Die Rebfläche wurde seitdem verdreifacht - Geld verdirbt den Charakter.

    Was stand damals auf der Weinflasche:

    1. Weingebiet

    2. Einzellage (Großpanschlagen gab es damals noch nicht)

    3. Rebsorte

    4. Jahr

    Man läuft heute beim Frankenwein-Marketing Mainstream, Zeitgeist und Jugend hinterher, die Red Bull trinkt und Nutella-Brote isst. Das ist nicht mehr mein Frankenwein.
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  • P. K.
    Von mir aus sollen sie gar Grand Cru draufschreiben, ist mir egal.
    Hauptsache anständiger Wein in Literflaschen bleibt mir erhalten. Nein, nicht der für €1,99
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