
Seit fünf Jahren wird über die Zukunft des in die Jahre gekommenen, dringend sanierungsbedürftigen Mainfranken Theaters diskutiert. Endgültige Entscheidungen aber hat die Politik nur teilweise getroffen. Insbesondere ist noch nicht abschließend geklärt, wie und wie lange das Theater die Frankenhalle als Übergangs- beziehungsweise dauerhafte Zweitspielstätte nutzen soll.
Bei diesen politischen Debatten spielt natürlich auch das Geld eine ganz wesentliche Rolle. Immerhin wird die Sanierung des Theatergebäudes etwa 25 Millionen Euro kosten, um die Frankenhalle für einen Theaterbetrieb tauglich zu machen, müssen wohl zehn Millionen Euro ausgegeben werden.
Bei alldem kommt für Theaterintendant Hermann Schneider und Theater-Geschäftsführer Klaus Heuberger aber in der öffentlichen Diskussion ein wesentlicher Aspekt zu kurz: die inhaltliche Seite des Theaterbetriebs während und nach der Sanierung. Für beide ist klar: Die Sanierungsphase wird Auswirkungen auf das Theater der folgenden Jahrzehnte haben. Denn Theater kann und darf die Veränderungen in der Gesellschaft nicht ignorieren und muss junges Publikum anlocken und auf Dauer an sich binden.
„Wir machen das ja jetzt schon“, sagt Schneider und verweist auf Inszenierungen wie „Goscior“, den stets ausverkauften Poetry Slam oder Kooperationen mit dem Jugendkulturhaus Cairo, Universität und Musikhochschule. Gleichzeitig ist er aber auch sicher, dass die Frankenhalle noch mehr andere Aufführungsformate ermöglichen würde – während der Sanierung und vor allem danach.
Schneider, vor kurzem in den Rundfunkrat des bayerischen Rundfunks gewählt, vergleicht das Theater mit einem Radiosender, der mit seinen unterschiedlichen Spartenprogrammen verschiedene Hörergruppen zu erreichen versucht. Das Theater, so Schneider, müsse alle Spartensender auf einmal bedienen. Und Heuberger sagt: „Wir haben nicht nur ein Publikum“.
Alle diese Spartensender möchte und muss das Theater in zwei Jahren, wenn die Sanierung beginnen soll, in der Frankenhalle zusammenfassen. Um im Radio-Bild zu bleiben: Nach der Sanierung würde am Faulhaber-Platz Bayern eins, vier und fünf gespielt, während im Alten Hafen Bayern zwei und drei liefe. In der Hafen–Dependance sollten beispielsweise Rockmusical, zeitgenössisches Ballett oder neue Schauspielformate die Basis bilden, was aber keineswegs ausschließt, dass man dort auch Stücke für das eher traditionell orientierte Publikum anbietet. Schneider hält es für denkbar, hier „Shakespeare wie zu seiner Zeit“ aufzuführen und betont ausdrücklich: „Das Angebot in der neuen Halle hört nicht bei jungen Leuten auf, es soll auch die älteren Theaterbesucher ansprechen.“
Schneider sieht die Chance, in der Frankenhalle Theaterformen auszuprobieren, die bisher nicht möglich sind: Bühne in der Mitte und Publikum außen herum oder Publikum in der Mitte und die Schauspieler agieren auf mehreren Flächen darum herum. Der Reiz dabei: Die Distanz zwischen Publikum und Bühnen wird aufgehoben. Der Intendant kann sich auch Projekte vorstellen, die das Publikum direkt einbeziehen. Denkbar seien auch Bandwettbewerbe, deren Sieger beim Hafensommer auftreten oder bei einer Produktion des Theaters mitwirken darf. Alles bislang im alten Theater nicht möglich.
Wie lässt sich das alles in der Frankenhalle realisieren? Keine Frage, so der Theaterchef, es sei zusätzliches Personal notwendig, wenn die Frankenhalle als zweite Spielstätte hinzukommt. Acht bis zehn zusätzliche Stellen im künstlerischen und technischen Bereich hält er für notwendig.
Geplant sind in der Frankenhalle pro Spielzeit vier Produktionen mit je 15 bis 20 Vorstellungen, das heißt auf dem Spielplan stehen 60 bis 80 Aufführungen mehr. Jede Produktion wird etwa drei Wochen am Stück gespielt, so dass keine zeit- und personalaufwändigen Umbauten notwendig sind. Während das Theater also die Halle etwa vier Monate belegen würde, könnte sie für die restliche Zeit zur Vermietung auf dem Markt angeboten werden und zusätzliche Einnahmen generieren.
Dass solche Modelle funktionieren, weiß Schneider aus anderen Städten. In Regensburg habe man das Velodrom als Ausweichspielstätte eingerichtet, das heute dauerhaft vom Theater genutzt wird. Ähnlich sei es mit dem Bockenheimer Depot in Frankfurt.
Was den Zeitplan der Sanierung angeht, sieht die Theaterleitung dringenden Handlungsbedarf. „Wir haben im alten Haus eine Menge sehr ernster Probleme und können das nicht alles auf den St. Nimmerlienstag verschieben“, sagt Schneider. Er erwartet von der Politik jetzt zeitnah eine Entscheidung. „Wenn man die Frankenhalle nicht will, muss eine Alternative aufgezeigt werden, was bislang aber nicht geschehen ist“, ergänzt Heuberger.
Sondersitzung Frankenhalle am 24. Juli
Einen neuen Termin gibt es für die Informationsveranstaltung des Stadtrats zur „Vorentwurfsplanung Viehauktionshalle“ (im allgemeinen Sprachgebrauch „Frankenhalle“). Nachdem die geplante interne Veranstaltung abgesagt worden war, weil die CSU-Fraktion daran nicht teilnehmen wollte, hat Oberbürgermeister Georg Rosenthal jetzt einen neuen Termin angesetzt. Aus der internen Infoveranstaltung wird nun am Dienstag, 24. Juli, eine offizielle Sitzung des Stadtrats mit nur diesem einen Thema. Die Sitzung findet im Ratssaal statt und soll von 15 bis 17 Uhr dauern. Dabei sollen neue Entwürfe für den Umbau der Halle sowie vertiefte Kostenschätzungen vorgestellt werden. Rö.
Allein für die jährlichen Aufwendungen für Zinsen müssen 1000 Normalverdiender ihre Einkommensteuer abgeben.
@pippo: lol. Der Etat eines der vier Münchner Staatstheater beträgt schon 100 Mio.
Warum wird denn Würzburg kein Staatstheater?
Haben unsere Stadtvorderen keine E**r in der Hose, um das durchzusetzen?
Hat das die schwarze Dame mit dem Dutt verschlafen in der Staatskanzlei durchzudrücken bzw. hat denn niemand über unsere Babsi mit dem "blaue Glääd" Einfluss drauf, dass die viertgrößte Stadt im Freistaat ein eigenes Staatstheater bekommt?
Ich zweifle ob das Gefühl für Wichtiges und Unnötiges noch vorhanden ist.