Es ist nicht so, dass Frank Ulsamer mit seinen täglichen Aufgaben nicht ausgelastet wäre. Der heimische Weinbaubetrieb hat eine Rebfläche von acht Hektar, dazu betreibt der ledige Winzer mit seinen Eltern ein Gästehaus, und bis vor wenigen Wochen arbeitete er außerdem für das Weingut Schloss Sommerhausen in Teilzeit. Seine neuen Aufgaben als Aufsichtsratsvorsitzender aber möchte der gelernte Weinbautechniker mit ebenso viel Elan erfüllen.
Genau 2303 Weinbaubetriebe seien Mitglied in der Winzergemeinschaft Franken, auch bekannt unter dem Kürzel GWF, erklärt Frank Ulsamer. Das Gebiet mit 1400 Hektar Rebfläche erstreckt sich über das ganze Weinbaugebiet Franken bis nach Tauberfranken. Die Geschäfte leitet der Vorstand, der wiederum von dem aus 16 Personen bestehenden Aufsichtsrat überwacht wird.
Seit 2007 sitzt der Winzer aus Frickenhausen in dem Gremium, dessen Vorsitzender alle drei Jahre neu gewählt wird. Ulsamer leitet nun die Sitzungen von Aufsichtsrat und Vorstand, die in jedem Quartal stattfinden, sowie auch die diversen Ausschüsse. „Es ist viel Verantwortung“, fasst Ulsamer zusammen. Er trägt sie gern, weil er hinter dem Konzept der Genossenschaft steht.
„Mir liegt das im Blut“, verrät er. Auch schon der Vater und Großvater waren dort aktiv. Als seine Hauptaufgabe betrachtet der neue Aufsichtsratsvorsitzende die bestmögliche Vermarktung der Trauben, um die Konkurrenzfähigkeit der Genossenschaftswinzer zu erhalten.
Obwohl die Erzeugnisse der GWF inzwischen in verschiedenen Weinführern für gehobene Ansprüche lobend erwähnt würden, hätten Genossenschaften immer noch mit Vorurteilen zu kämpfen, sagt Ulsamer. Die Vorstellung, die GWF produziere eine Art Einheitswein, sitze nach wie vor in einigen Köpfen fest. Dabei biete die Winzergemeinschaft ihren Mitgliedern sogar die Möglichkeit, ihre Trauben nach den Vorgaben der Winzer und unter einem eigenen Etikett ausbauen zu lassen. Vereinbarungswinzer nenne sich dieses Modell.
Der Vorteil liegt in der Nutzung der genossenschaftseigenen Gerätschaften, deren Anschaffung für einzelne Winzer oft zu kostspielig wäre. Frank Ulsamer nimmt selbst an diesem Modell teil und zeigt stolz die Bocksbeutel, die unter dem Namen „Gästehaus am Kapellenberg“ beispielsweise eine Domina und einen blauen Silvaner aus seinen Weinbergen enthalten. Der 41-Jährige hat das Handwerk von der Pike auf gelernt. Wie früher in fränkischen Dörfern üblich, besaß Ulsamers Familie einen kleinen Weinberg und dazu ein wenig Landwirtschaft. „Der Weinbau hat mich schon immer fasziniert“, sagt Ulsamer.
Folgerichtig begann er mit 16 Jahren im Weingut Schloss Sommerhausen, zu dem damals noch die Rebschule Steinmann gehörte, eine Ausbildung zum Winzer. Die schloss er als Winzergehilfe ab. Später ging er an die Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim und schloss seine weitere Ausbildung zum staatlich geprüften Techniker für Weinbau und Kellerwirtschaft mit dem Meisterpreis ab. Danach kehrte Ulsamer in seinen Ausbildungsbetrieb zurück und arbeitete für das Weingut Schloss Sommerhausen. Das war allerdings nur in Teilzeit möglich, denn die Rebfläche des heimischen Betriebes hatte sich inzwischen auf stattliche acht Hektar vergrößert
Jetzt widmet er sich nur noch dem eigenen Betrieb samt Gästehaus und natürlich seinen Aufgaben als Aufsichtsratsvorsitzender. Ein wenig Zeit für seine große Leidenschaft muss allerdings auch noch bleiben: Frank Ulsamer spielt bei der Schlosskapelle Erlach die erste Trompete.
ARV alles Gute und ein glückliches hÄNDCHEN