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Frag-würdig: Satschki: Parodien, die verbinden
Das Gespräch führte Regina Urbon
 |  aktualisiert: 19.10.2012 12:02 Uhr

Frag-würdig

Seine Mutter war Lehrerin, sein Vater Regisseur am Theater im ukrainischen Lemberg. Der Sohn vereint beides: Igor Kots ist Sozialpädagoge und Regisseur der Würzburger Parodiegruppe „Satschki“, was soviel heißt wie Fangnetz. Die Gruppe setzt sich für junge Migranten ein.

Frage: Was wollen Sie fangen?

IGOR KOTS: Star-Allüren, zum Beispiel die von Britney Spears. Daraus haben wir eine dreiminütige Aufführung gemacht: das ist wie ein Video-Clip live. Wir parodieren die verschiedensten Menschen, auch in Russland bekannte Popstars. Aber wir sprechen in unserem Schauspiel auch Ernstes an, zum Beispiel das Problem sexuelle Gewalt mit dem Lied „Jeanny“ von Falco. Der österreichische Sänger wollte damit ja provozieren, und so regen wir auch zum Nachdenken an: Wie schützen wir unsere Kinder vor Gewalt? Oder denken Sie nur an die russische Punkrock-Band Pussy Riot mit ihrem Protest-Auftritt in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau. Auch darauf gehen wir ein – kommen Sie zu unserer Geburtstagsfeier am Samstag im Heidingsfelder Radlersaal!

Sie feiern den zehnjährigen Geburtstag der Gruppe Satschki.

KOTS: Ja. Und wir wollen dabei die russische Kultur vorstellen. Längst nicht alle russisch-stämmigen Menschen laufen dauernd mit der Wodka-Flasche herum, wie so mancher denkt! Wir haben es schon fertiggebracht, Deutsche zum Mitklatschen und Mitmarschieren zu bewegen, obwohl zunächst nur Russen über unser Stück gelacht haben. Dann ist die Stimmung im Saal übergeschwappt, und die deutschen Besucher kamen sogar auf die Bühne.

Wie haben Sie angefangen?

KOTS: Oft war es so, dass russische Mitbürger in Deutschland, auch die jungen Leute, verunsichert und schüchtern waren. Ihr Selbstbewusstsein war gleich null. Aber bei unseren Auftritten erlebten wir eine sehr herzliche Aufnahme – das machte uns stolz. Viele von uns haben sich dann auch in ihrem Privatleben etwas zugetraut, sie begannen eine Ausbildung oder studierten. Sie sind längst in Deutschland integriert, und das soll auch so weitergehen, deshalb heißt unser Motto der Feier: „Integration must go on!“ Das Sozialreferat der Stadt hat unsere Aktivitäten immer sehr unterstützt. Spenden bekommen wir auch schon mal von der Sparkasse. Aber keiner von uns erhält Geld für die Schauspielerei. Trotzdem werden diesmal 20 Schauspieler dabei sein.

Wurden Sie auch angefeindet?

Kots: Kritisiert. Angefeindet nicht.

Was war Ihr Highlight?

Kots: Das war ein Auftritt in der JVA. Die Gefängnisinsassen reagieren wirklich auf jeden Witz, viel mehr als andere Zuschauer. Hier ist der Bedarf nach Abwechslung sehr groß, die Konzentration darauf auch.

Die große Geburtstagsfeier von „Satschki“ findet an diesem Samstag, 20. Oktober, um 18 Uhr im Heidingsfelder Radlersaal statt. Alle Interessenten sind eingeladen, der Eintritt ist frei.

 
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