Eine aufregende Nacht erhoffte sich ein Mann aus einer kleinen Gemeinde bei Würzburg, als er in der Silvesternacht lauschige Stunden auf einem Internetportal für Rotlicht-Kunden buchte. Die 28-jährige, die ihm ihre Liebesdienste anbot, war nicht billig: 500 Euro wollte sie für einen Hausbesuch weit nach Mitternacht.
Statt Streicheleinheiten Pfefferspray
Aufregend wurde das für den Würzburger (und zwei weitere Freier) dann tatsächlich – aber anders als gedacht: Er zahlte, um am Ende mit leeren Händen dazustehen - und hatte damit noch Glück im Unglück. Denn für zwei weitere Kunden gab es tags darauf statt Streicheleinheiten sogar Pfefferspray und Hiebe von ihrem "Beschützer".
Laut der Anklage der Staatsanwaltschaft (die der Redaktion vorliegt) hatte die angebliche Sexarbeiterin an Neujahr gegen 4.40 Uhr bei ihm geklingelt. Er öffnete (wie zuvor gefordert) mit 500 Euro in der Hand die Tür. Er übergab das Geld an den 28-jährigen Begleiter, der die Frau begleitete. Sie sagte, sie müsse noch etwas aus dem Auto holen. Aber beide kamen nicht wieder, der Würzburger Freier hatte für nichts gezahlt.
Schmerzhaftes Lehrgeld
Schmerzhafter war das Lehrgeld in der Nacht darauf für zwei weitere Kunden. Bei dem ersten klingelte die 28-Jährige in Bad Windsheim gegen 4.30 Uhr. Ihr 28-jähriger Begleiter riss dem Liebeshungrigen 100 Euro einfach aus der Hand. Als er sich zu wehren begann, stieß ihr Freund dem Opfer mehrfach gegen die Brust. Er drohte: Er betreibe seit 15 Jahren Kampfsport und sei Mitglied einer Rockergang, die ihn totschlagen könnte.
Dem Opfer gelang es, seine Tür zuzuschlagen. Vergeblich trat der Zuhälter dagegen. Während der Geprellte die Polizei rief, machte sich das Betrügerpaar davon – um eine Stunde später schon beim nächsten Kunden in Feuchtwangen zu klingeln. Diesmal erbeuteten sie 210 Euro, sprühten ihm Pfefferspray in die Augen, um ihn daran zu hindern, sie zu verfolgen.
Vom Freund zum Mitmachen gezwungen
Weil der brutalste Fall hier spielte, steht das Paar nun nicht in Würzburg, sondern in Nürnberg vor Gericht. Die Anklage lautet auf Betrug, Raub, schwere räuberische Erpressung und gefährliche Körperverletzung.
Der geprellte Freier aus dem Raum Würzburg ist Zeuge der Anklage gegen die 28-jährige, die als Beruf "Empfangsdame (arbeitslos)" angibt. Laut ihrem Würzburger Verteidiger Jan Paulsen hat die Frau ihre Beteiligung an dem Täuschungsmanöver im Kern zugegeben. Sie sagt aber sinngemäß, ihr Begleiter - mit dem sie in einer von Gewalt geprägten Beziehung lebt - habe sie dazu genötigt. Aus Furcht vor weiteren Handgreiflichkeiten habe sie mitgemacht.
Schweigen weitere Opfer aus Scham?
Ihr mitangeklagter Begleiter aus Frankfurt bestreitet das. Der Mann ohne gelernten Beruf ist bei der Frankfurter Polizei allerdings als gewalttätig bekannt. Er hat eine lange Liste von Vorstrafen.
Die zwei sollen laut Anklage bereits im Juli 2021 aus Geldnot dieses Vorgehen zum Geschäftsmodell gemacht haben. Deshalb halten Ermittler für denkbar, dass es noch mehr (schamhaft schweigende) Betrogene gibt - neben den drei, die binnen zwei Tagen statt Küssen und Zärtlichkeiten für Bares nur Schläge und tränende Augen bekamen.
Noch sind fünf Verhandlungstage geplant. Ein Urteil soll laut einer Sprecherin des Gerichts am 23. September fallen.
Klar sind linke Touren, mit einem Komplizen geplant und durchgeführt, absolut daneben und keinesfalls zu akzeptieren; wie aber sieht's mit dem Begehren aus, sich für Geld (die Illusion von) Zuneigung und körperliche Nähe kaufen zu wollen?
Es gibt Länder, die diesbezüglich schon weiter sind (Schweden et al.), da kriegt der Freier eins drauf, weil unterstellt wird, dieser versuche, Notlagen zum eigenen Vorteil ausnutzen zu wollen!
Leider heißt der größte Puff Europas nun mal Deutschland, der pure Glaube an die Macht des Geldes macht's möglich.
Hey, Männer, falls ihr charmant und liebenswürdig rüberkommt, dann findet ihr auch, was ihr sucht ❤️.