
Es war am 19. September 1932, also vor nunmehr 75 Jahren, als der erste Spatenstich für den Bau der Kupsch-Siedlung stattfand. Die Idee zur Kupsch-Siedlung stammte von dem damaligen evangelischen Heidingsfelder Pfarrer Wolf Meyer, dem die sozialen Probleme, speziell die Arbeitslosigkeit, ein großes Anliegen waren.
Der Würzburger Großkaufmann Bernhard Kupsch gewährte der Stadt ein zinsgünstiges Darlehen für den Bau von sechs Doppelhäusern, so dass die Kupsch-Siedlung ihren Anfang nehmen konnte.
Voraussetzung war, dass die Siedler arbeitslos waren, berichtete der Sohn des Mäzens, Hermann Kupsch, bei der Eröffnung der Ausstellung im Rathaus. Außerdem mussten sie beim Bau der Häuser selbst Hand anlegen. Erst nach Fertigstellung aller Häuser sollten sie per Los in den Besitz der Siedler übergehen.
Arbeit auf der Baustelle
Dies ist in der Ausstellung umfassend dokumentiert. Man sieht die Siedler beim Ausheben der Baugruben, bei der Arbeit auf der Baustelle, und immer wieder mal kam Bernhard Kupsch vorbei und machte sich persönlich ein Bild vom Stand der Dinge.
Die Fotografien zeigen aber auch, wie die Nationalsozialisten das Werk des überzeugten Christen Kupsch für sich und ihre Propaganda vereinnahmten: Beim Richtfest für die ersten Häuser 1933 weht bereits die Hakenkreuzfahne auf dem Dachstuhl.
Während der Nazi-Zeit war es dann auch, dass der Name Kupsch-Siedlung aus dem Sprachgebrauch und später gänzlich aus der Erinnerung verschwand.
Übrigens: Eine Kupsch-Filiale gab es in der Kupsch-Siedlung und in der Lehmgruben-Siedlung nie.
Den Freunden der Geschichtswerkstatt ist mit dieser Ausstellung einmal mehr gelungen, ein Stück fast vergessene Würzburger Geschichte in die Erinnerung zurückzurufen.
Dies fand auch Hermann Kupsch, der sich sehr über die Ausstellung freute. Oberbürgermeisterin Pia Beckmann dankte Heinrich Weppert und den Freunden der Geschichtswerkstatt, dass sie immer wieder verborgene Schätze der Würzburger Stadtgeschichte heben. Über die Ausstellung hinaus hat die Geschichtswerkstatt einen neuen Bildband mit dem Titel „75 Jahre Kupsch-Siedlung – Urzelle der Lehmgrubensiedlung Heidingsfeld“ veröffentlicht. Das 68-seitige Heft ist zum Preis von zehn Euro im Bürgerbüro im Rathaus erhältlich.