
Fotografiert hat er schon immer gerne. Und er ist ein Kenner und Liebhaber der Film-, Kino- und Musikbranche. Seine Interessen hat der Würzburger Thomas Paul verbunden und reist deutschlandweit mit der Bahn herum, um die Gräber von Prominenten zu fotografieren. Anstoß dazu war ein Besuch im Jahr 2005 auf dem Ostfriedhof München am Grab des Modedesigners Rudolph Moshammers.
Inzwischen ist die Liste der fotografierten Ruhestätten lang: Willy Millowitsch, Rex Gildo, Götz George, Joachim Fuchsberger, Hildegard Kneef, Inge Meysel und viele andere. Paul hat bereits 155 Gräber fotografiert und mehrere Fotoalben erstellt. "Viele meiner Bekannten schauen sich die Alben gerne an, als Erinnerung an die vergangenen Jahrzehnte."

Auf dem Friedhof Bogenhausen in München hat der 75-Jährige zum Beispiel die letzten Ruhestätten des Schriftstellers Erich Kästner, des Schauspielers Werner Kreindl und des Filmproduzenten Bernd Eichinger fotografiert. "Auch Liesl Karlstadt liegt dort begraben", berichtet Paul. Die in 1960 verstorbene Schauspielerin und Kabarettistin bildete gemeinsam mit Karl Valentin eines der namhaftesten deutschen Komikerduos im 20. Jahrhundert.
Auf dem kleinen Friedhof Aufkirchen am Starnberger See liegt indes eines seiner größten Idole begraben: Heinz Rühmann, der 92 Jahre alt wurde. "Er ist für mich einer der größten Schauspieler." Filme wie "Es geschah am helllichten Tag" oder "Der Hauptmann von Köpenick" blieben ihm unvergessen. Auf dem selben Friedhof ist auch die Fernsehmoderatorin und einstige "Miss World" Petra Schürmann begraben (gestorben: 2010). Tragisch:"Sie wurde neben ihrer Tochter beerdigt, die 2001 bei einem Unfall mit einem Falschfahrer getötet wurde", weiß Paul.
Großer Fan ist der Filmliebhaber auch von Horst Buchholz (gestorben: 2003), dessen Hauptrolle in "Die Halbstarken" ihn nachhaltig beeindruckt hat. Seine Grabstätte besuchte Paul auf dem Waldfriedhof Dahlem in Berlin.
Tolle Bekanntschaften auf dem Friedhof

Der Rentner fühlt sich bei seinen Rundgängen auf den Friedhöfen wohl. Das Thema Tod sei dabei für ihn nicht allgegenwärtig, vielmehr gehe es darum, Erinnerungen zu erhalten. Viele tolle Bekanntschaften hat er auf seinen Spaziergängen gemacht. Manchmal sind es Menschen, die ihre verstorbenen Angehörigen am Grab besuchen, manchmal auch "Friedhofs-Touristen" wie er, mit denen er in Kontakt kommt. Einmal habe ihn sogar der Friedhofsgärtner begleitet, bis er das richtige Promi-Grab fand. Ein anderes Mal unterhielt er sich mit der Ehefrau eines verstorbenen Promis, die gerade am Grab stand. Geschichten, die das Leben schrieb.

Meistens sind es Eintagesreisen, die Paul unternimmt, um weitere Ruhestätten zu fotografieren. "Da mache ich mir schon vorher einen Plan, zu welchen Gräbern auf dem jeweiligen Friedhof ich gehen möchte." Aber auch gemeinsame Reisen mit seiner Frau, zum Beispiel nach Paris, werden für Friedhofsbesuche genutzt. Auf dem berühmten Père Lachaise habe er neben dem Grab von The Doors-Legende Jim Morrison ('den kenne ich über meine Tochter') die Ruhestätten von Chanson-Sängerin Édith Piaf, Schriftsteller Oscar Wilde und Opernsängerin Maria Callas besucht. In Monaco stand er an der Grabstätte der Hollywood-Schauspielerin und späteren Fürstin von Monaco, Grace Kelly. "Das ist schon beeindruckend", sagt der Hobbyfotograf, der auf Konzerten oder politischen Veranstaltungen schon immer gern Selfies mit Prominenten gemacht hat.
Nächste Station Wiener Zentralfriedhof
Als nächste große Reise steht im Mai dieses Jahres Wien an. "Da werde ich natürlich einige Gräber besuchen", sagt der gelernte Konditor-Meister und ehemalige Mitarbeiter der Deutschen Bahn. Neben dem österreichischen Sänger Falco und den Komponisten Beethoven und Strauss interessieren ihn auch die Ruhestätten der Schauspieler Hans Moser und Paul Hörbiger sowie das Grab von Musik-Legende Udo Jürgens.

Aber auch im Dienste der Politik war der 75-Jährige unterwegs, besuchte und fotografierte die Gräber von Willy Brandt, Helmut Kohl, Guido Westerwelle und Loki und Helmut Schmidt. Auf dem Würzburger Waldfriedhof sah er sich die Grabstätten des CSU-Politikers Wolfgang Bötsch und der Grünen-Politikerin Petra Kelly an.
Am Meisten aber hat ihn das Grab von Roy Black auf dem Straßberger Friedhof im Kreis Augsburg beeindruckt. "Es war total schön geschmückt, mit jeder Menge an Blumen, Kerzen und einem Foto." Zu Gerhard Höllerichs Songs - so der eigentliche Name des Künstlers Black - habe er in seiner Jugend getanzt, besonders das Lied "Bleib bei mir - dieser Tanz soll nie zu Ende gehen" sei ihm im Gedächtnis geblieben.
"Es gibt aber auch Promi-Gräber, die sehr verwahrlost aussehen. Das stimmt einen nachdenklich", meint der 75-Jährige. Untröstlich ist Paul, wenn er an seinen USA-Aufenhalt in Florida im Jahr 2005 zurückdenkt."Ich bin der größte Elvis-Presley-Fan und werde mich immer ärgern, dass ich da nicht nach Memphis an sein Grab geflogen bin."
