Gleichzeitig plädierte Baumgart nachdrücklich für eine „zeitgemäße Architektur“. Das Leitbild der europäischen Stadt sei immer so geprägt gewesen, dass die Bürgerschaft Neuem offen gegenübersteht. „Auch wenn diese Stadt eine traumatische Zerstörung erlebt hat, ist es zulässig, dass neuere Generationen baulich ihre Spuren hinterlassen.“ Auf das Forum bezogen, äußerte der Stadtbaurat, dass man es nicht lieben müsse. Es müsse aber möglich sein, ein solches Gebäude zu bauen, ohne eine „letztlich nicht mehr kontrollierbare Schmäh-Debatte“.
Man sollte sich schon mal fragen, weshalb in Schweinfurt Ergebnisse von Architektenwettbewerben relativ rasch verwirklicht würden, auch wenn manche Projekte umstritten seien. Wohl im Hinblick auf das s.Oliver-Haus am oberen Markt bemerkte Baumgart, dass er sich nicht sicher sei, ob jeder Bauherr so viel Geduld und Standvermögen aufbringe wie die VR-Bank. „Wir dagegen müssen die Geduld aufbringen, etwas fertig werden zu lassen, ehe wir es beurteilen.“
Für ihre Geduld angesichts der Großbaustelle Marktplatz dankte Pia Beckmann den Anwohnern. Vor den über 120 geladenen Gästen aus Wirtschaft und Politik sowie Kunden und Nachbarn äußerte die OB die Hoffnung, „dass die Würzburger sich mit dem Bau versöhnen“. Von der Größe her sei das Haus vertretbar, die Fassade sei eine Geschmacksfrage. Sie persönlich hätte sich Alternativen vorstellen können. Doch die immer wieder geforderte Gestaltungssatzung hätte auf dem Marktplatz mit seiner sehr unterschiedlichen Randbebauung „wenig geholfen.“
Nach Auffassung von Horst Hoffmann, Aufsichtsratsvorsitzender der VR-Bank, wäre es falsch, Architektur per Bürgerbefragung zu ermitteln. Da müsste man sich letztlich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigen, was keine Qualität garantiere.
Bankvorstand Rainer Wiederer lobte die „klare architektonische Sprache“ und dankte allen am Bau Beteiligten sowie den Mitarbeitern für ihren Einsatz für das 4,2 Millionen teure Projekt. „Von dem einen oder anderen Verantwortlichen“ hätte er sich „mehr Unterstützung“ gewünscht, verteilte er einen Seitenhieb auf die in der öffentlichen Debatte weitgehend schweigenden Stadträte.
Dekan Erhard Kroth und sein evangelischer Amtskollege stellvertretender Dekan Winfried Schlüter segneten das Haus. Selbiges wollten später die Comedians Heike Mix und Florian Hoffmann mittels Feng Shui von seinen negativen Kräften befreien. Der Erfolg ist noch offen, aber gelacht wurde schon mal kräftig.
