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WÜRZBURG
Forum-Bau - der Aufreger auf dem Marktplatz
Einer der umstrittendsten Bauten der jüngeren Stadtgeschichte wird eröffnet: Der Forum-Bau der VR-Bank, Schlüsselprojekt wie Aushängeschild der unteren Marktplatz-Sanierung, geht am heutigen Dienstag in Probebetrieb, offizielle Eröffnung ist am Donnerstag.
Jetzt geht's los: Der ob seiner Gestaltung und Größe teils heftig kritisierte Forum-Bau der VR-Bank auf dem Marktplatz wird am Donnerstag offiziell eröffnet. Der Bauherr setzt auf einen Stimmungswandel, spätestens, wenn die Marktplatz-Sanierung abgeschlossen ist.
Foto: FOTO Schwarzott | Jetzt geht's los: Der ob seiner Gestaltung und Größe teils heftig kritisierte Forum-Bau der VR-Bank auf dem Marktplatz wird am Donnerstag offiziell eröffnet.
Von unserem Redaktionsmitglied Holger Welsch
 |  aktualisiert: 22.06.2022 09:05 Uhr

VR-Bankvorstand Joachim Erhard sieht nach der massiven öffentlichen Kritik keine negativen Auswirkungen aufs Geschäft: „Nein, kein einziger Kunde hat gekündigt, im Vergleich zum Vorjahr sind sogar mehr Konten eröffnet worden.“ Der designierte Oberbürgermeister Georg Rosenthal hatte unlängst gemutmaßt, die Bank könne eine Imageproblem bekommen.

Erhard, sein Vorstandskollege Rainer Wiederer sowie bauleitender Architekt Frank Zumkeller stehen nach wie vor zu dem Neubau und sind von dessen Akzeptanz – mittelfristig gesehen – überzeugt. Für sie hat der massive Protest in der breiten Öffentlichkeit vor allem drei Ursachen, die sie im Gespräch mit der MAIN-POST erläutern: Die voreilige Beurteilung des Gebäudes vor dessen Fertigstellung und der des Umfelds am Marktplatz, die fehlende Auseinandersetzungen mit der Architektur und die Äußerungen der bekannten Kritiker modernen Bauens, die es geschafft hätten, einen breiten negativen Meinungstrend zu setzen.

„Wir hätten uns eine sachlichere Diskussion gewünscht“ beklagt Erhard und bedauert, dass der Bau in der Endphase zudem in den Wahlkampf gerutscht ist. Die meisten, die zuvor für das Marktplatz-Projekt samt Haus gestimmt hatten, gingen plötzlich auf Distanz oder in Deckung. Erhard erinnert an die „klare Entscheidung" davor: „Schade, dass der Konsens im Nachhinein zerredet wurde."

Von vielen Stadträten wie auch von Oberbürgermeisterin Pia Beckmann sind Erhard und Wiederer enttäuscht, vermissen „Rückgrat, zu Entscheidungen zu stehen“. Doch nachtreten wolle man nicht, betont Erhard. Die Kritiker hätten dem Bau „nie eine Chance gegeben und gewartet, bis das Haus beziehungsweise der Marktplatz fertig ist“.

„Man darf das Gebäude zudem nicht isoliert von seiner Umgebung beurteilen“, sagt Architekt Zumkeller und bemängelt die fehlende fachliche Auseinandersetzung vieler Kritiker: Eine Beurteilung habe auch „was mit Wissen“ zu tun. „Eine Pappmaché-Fassade mit Residenz-Aufdruck“ sei weder eine ehrliche noch zeitgemäße Architektur. Die Optik des Entwurfes der „Opus“-Architekten unterstreiche vor allem die Statik des Hauses. Das 1750 Tonnen schwere Haus auf der Tiefgarage wird nicht von massiven Außenmauern, sondern von Pfeilern im Inneren getragen. Nicht aus Kostengründen sei man deshalb mit den Muschelkalk-Lamellen relativ sparsam umgegangen, sondern um „Leichtigkeit und Transparenz“ zu schaffen.

„Eine hochwertige Fassade“ urteilen Zumkeller wie Erhard und können auch Kritik am wuchtig erscheinenden Glasdach nicht teilen. Dessen Wirkung sei sehr vom Lichteinfall abhängig. Zumkeller erinnert angesichts von Einwänden, das fünfgeschossige Haus sei zu groß, an den der im zweiten Weltkrieg zerstörte Vorgänger-Bau – das Wohnhaus des fränkischen Baumeisters Antonio Petrini. Das sei zusammen mit dem unmittelbar angrenzenden Nachbarhaus auch sehr massiv gewesen.

„Da kommt Leben rein, da ist ein deutlicher Mehrwert entstanden“, setzt Wiederer auf eine Trendwende der öffentlichen Meinung. Er erinnert zudem daran, dass man mit dem Bau auch „Verbundenheit zur Region“ zeige, „sich nicht wie andere“ aus der Fläche zurückziehe. Bislang haben die meisten Betrachter des Forum-Baus diese Heimatliebe, in die die Genossenschaftsbank 6,7 Millionen Euro investiert, nicht erwidert.

Daten & Fakten:

In gut einjähriger Bauzeit ist das „Forum“ entstanden. Der fünfgeschossige Bau auf dem unteren Markt hat eine Grundfläche von rund 500 Quadratmetern. Im Erdgeschoss eröffnen neben der Bank ein Café sowie ein Laden für Kfz-Kennzeichen. Den ersten und zweiten Stock sowie das Dachgeschoss hat der Bauherr für sein Privatkundengeschäft belegt. Das dritte Obergeschoss hat die Krankenkasse IKK angemietet. Die Baukosten belaufen sich auf 4,2 Millionen Euro. Für das Grundstück hat die Bank der Stadt 2,5 Millionen Euro gezahlt. An Stelle der alten VR-Bank am oberen Markt baut s.Oliver ein Geschäftshaus. Die VR-Bank hat 45 Geschäftsstellen in Stadt und Landkreis mit 80 000 Kunden und 320 Mitarbeitern. Das Forum wird an diesem Donnerstag mit einem „Tag der offenen Tür“ von 9 bis 17 Uhr geöffnet.

 
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