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Würzburg
Forschung auch zur Corona-Bekämpfung: "Deutscher Nobelpreis" geht an Chemikerin der Universität Würzburg
Die Nachricht sorgt für großen Jubel: Nach sechs Jahren geht wieder ein Leibniz-Preis an die Uni Würzburg, erst zum zweiten Mal erhält eine Frau die begehrte Auszeichnung.
Hat allen Grund zur Freude: die Würzburger Chemie-Professorin Claudia Höbartner, ausgezeichnet mit dem Leibniz-Preis 2023.
Foto: Christoph Weiss | Hat allen Grund zur Freude: die Würzburger Chemie-Professorin Claudia Höbartner, ausgezeichnet mit dem Leibniz-Preis 2023.
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:15 Uhr

Die überraschende Nachricht erreichte Claudia Höbartner am Donnerstagvormittag im Hörsaal: Da wurde die Chemie-Professorin an der Uni Würzburg aus der Vorlesung geholt, die Deutsche Forschungsgemeinschaft wollte sie sprechen. Am Telefon dann große Freude: Die aus Österreich stammende 44-Jährige erhält einen der begehrten Leibniz-Preise 2023.

Der Leibniz-Preis gilt als "deutscher Nobelpreis" und ist mit 2,5 Millionen Euro dotiert. Höbartner ist eine von zehn Preisträgern in Deutschland, davon drei aus Bayern. Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) gratulierte umgehend.

Zwölfter Leibniz-Preis seit 1986 für die Universität Würzburg

Für die Würzburger Julius-Maximilians-Universität (JMU) ist es in der 37-jährigen Geschichte des Preises die zwölfte Auszeichnung, zuletzt hatte sie 2017 der Infektionsbiologe Prof. Jörg Vogel erhalten. Höbartner ist nach Prof. Ingrid Grummt (1990) an der JMU erst die zweite Frau unter den Preisträgern. 

"Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet", freute sich die Chemikerin am Donnerstag im Gespräch mit der Redaktion. Sie wusste zwar von ihrer Nominierung. Dass sie bei 131 Vorschlägen den Preis aber auch tatsächlich erhält, davon konnte sie nur träumen.

"Möglich ist das nur, weil ein ganzes Team dahintersteht."
Prof. Claudia Höbartner, Leibniz-Preisträgerin 2023

Es sei eine "große Ehre", dass ihre Forschungsarbeit in dieser Weise ausgezeichnet wird. "Möglich ist das nur, weil ein ganzes Team dahintersteht", so Höbartner. "Das ist wirklich ein Grund zum Feiern." Am Institut sorgte die Meldung am Donnerstag für Freude. 

Die im niederösterreichischen Krems geborene Höbartner kam im Juli 2017 von der Universität Göttingen nach Würzburg und übernahm hier den Lehrstuhl für Organische Chemie I. Studiert hat sie selbst an der TU Wien, machte ihr Diplom an der renommierten ETH Zürich und promovierte an der Universität Innsbruck. 2005 wechselte sie als Postdoc an die Universität von Illinois in Urbana-Champaign (USA). Nach Deutschland kam Höbartner 2008: Sie übernahm die Leitung einer Forschungsgruppe am Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie in Göttingen. 

Mit den Leibniz-Preisen will die Deutsche Forschungsgemeinschaft die Arbeitsbedingungen herausragender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verbessern. Claudia Höbartner wird das Preisgeld in die weitere Erforschung der Biomoleküle DNA und RNA investieren – auf diesem Gebiet an der Schnittstelle zwischen Chemie und Biologie sind sie und ihr Team führend. "Das ist eine große Unterstützung und wird für unsere Forschung noch vieles ermöglichen", sagt die frisch gebackene Preisträgerin.

Ihre Arbeit kann auch Erkenntnisse zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten liefern. So entschlüsselte Höbartner gemeinsam mit Kollegen vom Max-Planck-Institut in Göttingen, wie die antiviralen Wirkstoffe Remdesivir und Molnupiravir die Vermehrung des Sars-CoV-2-Virus stören. Dieses Wissen könne auch für die Entwicklung von Medikamenten gegen andere virale Krankheitserreger wertvoll sein, heißt es aus der Uni-Pressestelle.

Hauptforschungsgebiet sind die Nukleinsäuren DNA und RNA

Der Schwerpunkt von Claudia Höbartners Forschung liegt auf den Nukleinsäuren DNA und RNA. Die beiden Biomoleküle können nicht nur genetische Informationen speichern, transportieren und regulieren. Sie sind auch dazu in der Lage, wie Enzyme den Ablauf biochemischer Reaktionen zu vermitteln. Solche RNA-Enzyme, auch Ribozyme genannt, können künstlich im Labor entwickelt werden. Auf diesem Gebiet hat die Professorin bahnbrechende Entdeckungen gemacht. Höbartner und ihr Team entwickelten beispielsweise das erste Ribozym, das an einer definierten Stelle in einem anderen RNA-Molekül eine ganz gezielte Modifikation vornimmt, um dessen Struktur zu verändern.

Die erfolgreiche Forschung der Österreicherin zieht viele junge Leute nach Würzburg: Aktuell arbeiten in Höbartners Team Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus acht Nationen. Auf das Konto der Professorin gehen schon mehr als 80 Veröffentlichungen in führenden Journalen ihres Fachs, aber auch in fächerübergreifenden Top-Journalen wie in denen der Nature-Gruppe. "Das Leibniz-Preisgeld dürfte dieser Erfolgsgeschichte zusätzlichen Schub verleihen", schreibt die Uni.

Der Leibniz-Preis ist benannt nach dem deutschen Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716). Die Verleihung findet im März in Berlin statt.

 
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  • R. B.
    Sehr geehrte Frau Prof. Höbartner, vor einigen Jahren wollte sich eine sehr gute Freundin von mir an der Uni Würzburg im Bereich der Radiologie habilitieren. So suchte sie das Gespräch mit ihrem Chefarzt welcher ihr mitteilte, dass wenn sie ihre Gebärmutter auf den Tisch lege, er sich durchaus damit anfreunden könne. Er wollte damit sagen, dass er keine Frau brauchen kann, welche womöglich auch noch irgendwann Kinder bekommt und eine Familie hat. Meine Freundin hat sich später an einer anderen Universität habilitiert und arbeitet heute in den USA, wo man mit dem Thema Familie und Beruf deutlich entspannter umgeht. Als Frau müssen Sie immer noch ein wenig besser sein als Ihre männlichen Kollegen und darum kann man das was Sie tun, nicht hoch genug einschätzen. Alle Ihre Kollegen und Kolleginnen haben so einen Preis verdient, Sie können echt sehr stolz sein. Danke für Ihre Arbeit und Ihren Fleiß, es sind Menschen wie Sie, welche uns stets ein Stück weiter nach vorne bringen.
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