Schon oft waren die Bürgermeister und Bauhofmitarbeiter der Gemeinde Hausen mit ihrem Revierförster German-Michael Hahn im 300 Hektar großen Gemeindewald unterwegs. Diesmal war der Waldbegang anders. Revierförster Hahn verabschiedete sich damit nach 38 Jahren in den Ruhestand.
"Ich habe diesen lehrreichen Waldbegang wieder sehr genossen", beschrieb Bernd Schraud seine Gemütslage. Seit zehn Jahre ist er Bürgermeister in Hausen. Dass der Revierförster "anschaulich, interessant und tiefsinnig erzählen" könne, wisse er. Auch, dass die Hausener Förster Hahn unglaublich viel zu verdanken haben. Unter seiner Regie wurde ihr Wald vorbildlich umgebaut und möglichst klimaresistent aufgerüstet.
Als German-Michael Hahn 1986 Revierförster in Hausen wurde, war Kilian Hetterich Bürgermeister. Er war ein leidenschaftlicher und vorausschauender Waldbauer und führte in Hausen die Regiejagd ein. Förster Hahn bedankte sich bei der Waldführung ausdrücklich bei den Jägern, "die hier intensiv auf die Jagd gehen". Dank der "starken und vorbildlichen Bejagung" könnten junge Bäume oft ohne Zaunschutz hochwachsen.
Nach Kilian Hetterich war Winfried Strobel zwölf Jahre lang Bürgermeister in Hausen. Auch er verstand sich gut mit dem Förster und brachte den Waldumbau voran. In seinen 38 Jahren in Hausen arbeitete der Revierförster vor allem mit Edmund Schraut zusammen. Er war bis Mai 2019 über drei Jahrzehnte Leiter des gemeindlichen Bauhofs und ebenfalls ein Waldspezialist.
Beim Abschieds-Waldbegang mit Revierförster Hahn bestand die Gruppe aus gut 40 Personen, Diesmal trafen sich die Bürgerinnen und Bürger im Gemeindeteil Erbshausen. Sie hörten am Wertholzplatz etwas über Rückegassen, die Holzernten mit einem Harvester, über erntereife Eichenbäume oder das Buchensterben.
Auf dem Weg zur Waldabteilung Löwenberg mit seinen "Neuanpflanzungen nach einem Sanierungsfall" hielten die Hausener bei besonderen Bäumen an. Das waren alte Eichen oder wegen der Sommertrockenheit absterbende Buchen genauso wie Biotopbäume und ungewöhnliche Bäume, die Förster Hahn in einer Art "Klimabaumallee" entlang eines Waldweges gepflanzt hat.
Dazu zählen Elsbeeren, Eiben, Esskastanien, italienischer Ahorn, türkische Baumhasel, amerikanische Schwarznuss, südfranzösische Eiche, kalabrische Weißtanne, Sommerlinden aus dem Balkan, Orientfichten oder Küstenmammutbäume. Förster Hahn wies auf deren Besonderheiten, ihre Wachstumsgeschwindigkeit oder Farben hin. Er setze auf eine breite Streuung, ein buntes Waldbild und gute Klimaprognosen.
Im Hausener Gemeindewald wurden einst viele Eichen angebaut. Sie machen immer noch einen Anteil von 55 Prozent aus. Wie sehr ein Waldbauer in Jahrhunderten denkt, wurde bei der Waldexkursion deutlich. Förster Hahn sinnierte über das Zusammenspiel der Wurzeln unter der Erde und über Wurzelkanäle zum Grundwasser nach, verwies auf die essbaren Maronen im Hausener Wald, sprach von sauberen Pflanzbeeten, Baumschutzwällen, Jungwalddurchforstungen oder Bewässerungen.
Über drei Stunden dauerte der Waldbegang. Zum Abschluss tischte die Jugendfeuerwehr von Erbshausen-Sulzwiesen bei einer Wanderschutzhütte einen Imbiss auf. Dort verteilte der Förster schriftlich fixierte Zahlenwerke über seine 38-jährige Arbeit in Hausen.
Das aktuelle Projekt namens "Bäume für den Steppensommer" wird German-Michael Hahn im Ruhestand noch begleiten. In einer Art Waldlehrpfad werden bestimmte Baumarten und damit die klimaresiliente Weiterentwicklung des Hausener Gemeindewalds beschrieben.