Es war ein sehr emotionaler Moment, als Hermann Kuchenmeister ankündigte, dass der gesamte Vorstand des Höchberg Kapellenvereins Zum Guten Hirten bei der Jahresversammlung nicht mehr zur Wiederwahl antreten wird. Über 20 Jahre hatte er sich in fast unveränderter Zusammensetzung für den Bau und Erhalt der ökumenischen Flurkapelle am Wacholderrain eingesetzt. Nun fand ein kompletter Wechsel statt. Hermann Kuchenmeister als Vorsitzender, Alexander Knahn als stellvertretender Vorsitzender, Luise Wiesheu als Schriftführerin und Herbert Kiesel als Kassierer gaben die Vereinsarbeit in jüngere Hände. Knahn war für den ursprünglichen stellvertretenden Vorsitzenden Franz König nachgewählt worden.
Zum Abschluss seiner Amtszeit gab Kuchenmeister vor vielen Mitgliedern im Sitzungssaal des Rathauses einen Rückblick auf die Aktivitäten des Vereins und die Beweggründe für den Bau einer Kapelle in Höchbergs Flur. Auslöser war eine Anregung von Bürgermeister Peter Stichler im damaligen Gemeinderat, dem Kuchenmeister angehörte, dass man zum Jahrtausendwechsel eine besondere Aktion durchführen könnte.
Sichtbares Zeichen des Danks
Viele, so Kuchenmeister, dachten an ein rauschendes Fest. Ihm schwebte etwas ganz anderes und langlebigeres vor: Den Bau einer Flurkapelle als sichtbares Zeichen des Dankes für die lange Friedenszeit nach dem Zweiten Weltkrieg. "Ohne einen Pfennig Geld in der Tasche gingen wir das Projekt an", erinnert er sich. Immerhin elf Gründungsmitglieder und Gründungsmitgliederinnen waren bei der Vereinsgründung dabei. Diese Zahl wuchs im Laufe der Zeit auf über 130 Mitgliederinnen und Mitglieder an. Aktuell liegt man bei 75.
Alle waren voller Elan dabei und planten einen baldigen Baubeginn. Doch ganz so schnell ging es dann doch nicht. Der zuerst auf einem gemeindlichen Grundstück angedachte Standort wurde von der Jagdversammlung und den Landwirten abgelehnt. Also plante Architekt Werner Kressirer gut 200 Meter weiter westlich eine Flurkapelle auf einer Fläche von 725 Quadratmetern. Doch auch dieser Platz schien dem anliegenden Landwirt nicht zu passen. Er klagte gegen die Baugenehmigung und zog diese Klage erst nach vielen Gesprächen und Zusicherungen mit Kuchenmeister zurück.
Einweihung am 12. Mai 2002
Das alles verzögerte den Bau, sodass man erst am 14. September 2001 Grundsteinlegung und Richtfest feiern konnte. Vieles wurde in Eigenleistung erreicht. Viele Gewerbetreibende, so Kuchenmeister, spendeten ihre Arbeitszeit und teilweise auch das Material für die etwa 130 000 Euro teure Kapelle. Und mit über 1500 Stunden Eigenleistung der etwa 45 Freiwilligen ging es trotz Wetterkapriolen voran. Unvergessen sind die Verpflegung durch Pfarrer Walter Lederer, der zusammen mit seinem Amtsbruder Martin Fleckenstein und dem evangelischen Pfarrer Martin Eisen voll hinter dem Projekt stand.
Am 12. Mai 2002 war Einweihung. "Ein denkwürdiger Tag für uns und die Gemeinde", erinnert sich Hermann Kuchenmeister. Ende September fand der erste Erntedankgottesdienst mit über 100 Teilnehmern statt und noch heute sind die Flurgottesdienste ein Höhepunkt im Kirchenjahr. Dank der guten finanziellen Unterstützung war man bereits 2004 schuldenfrei, sodass die angesparten Beiträge und Spenden seitdem für Instandsetzungen und Reparaturen eingesetzt werden können.
Neuer Vorstand gewählt
Bürgermeister Alexander Knahn dankte dem scheidenden Vorstand und überreichte mit Pfarrer Daniel Fenske ein gerahmtes Bild der Kapelle an jedes scheidende Vorstandsmitglied.
Danach wählte die Versammlung ein neues Vorstandsteam. Zukünftig ist Katja Wassermann Vorsitzende, Martin Benthe stellvertretender Vorsitzender, Jutta Behr Schriftführerin und Matthias Dotzler Kassierer. Revisoren bleiben Michael Schultes und Helmuth Böttcher. Beisitzer ist Matthias Windolf. Von Amts wegen im Vorstand: Pfarrer Matthias Lotz, Pfarrer Daniel Fenske und Bürgermeister Alexander Knahn.