Ein einziges Zimmer stand der vierköpfigen Familie in der Gemeinschaftsunterkunft (GU) zur Verfügung. „Darin wohnten wir fünf Jahre“, erzählt Tatev Baghdasaryan. Deutsche Freundinnen hatte sie nicht. Zum Glück gab es die Freiwilligen von V!VOVOLO, die sich um die Flüchtlingskinder kümmerten: „Das hat mir sehr geholfen.“ Wegen dieser Erfahrung setzt sich Tatev Baghdasaryan heute selbst beim Verein ein.
Einheimische und Flüchtlinge engagieren sich
„Bei V!VOVOLO gibt es keine regelmäßigen Treffen“, sagt Gründerin Dörte Volk. Stattdessen kann sich jeder mit seinen eigenen Ideen einsetzen, um Flüchtlingen die Anfangszeit in Deutschland zu erleichtern.
Dies tun bei V!VOVOLO nicht nur einheimische Helfer. Auch Flüchtlinge, die sich im Laufe der Zeit von Teilnehmern zu Freunden und Mitstreitern wandelten, sind heute engagiert.
Zu den ersten Angeboten gehörten vor zehn Jahren Schwimmkurse für Frauen und Kinder. Auch die heute 17-jährige Armenierin Tatev Baghdasaryan nahm daran teil. Die Schwimmkurse gibt es immer noch, Vereinsmitglied Renate Zimmermann hat sie übernommen.
Was Flüchtlinge verzweifeln lässt, ist die Art und Weise, wie das Leben in Deutschland geregelt ist, sagt V!VOVOLO-Vorstandsfrau Jella Weidlich. Arbeiten, Wohnen, Aufenthalt - dafür müssen Anträge gestellt und Formulare ausgefüllt werden.
Flüchtlinge hier individuell zu unterstützen, ist aktuell die Hauptaufgabe der Lehrerin, die in der GU für Kinder engagiert und dafür 2003 den Würzburger Friedenspreis erhielt.
Konkrete Not lindern
Mit ihr setzt sich Detlef Girke in der Einzelfallhilfe ein. Er hat außerdem dafür gesorgt, dass V!VOVOLO heute eine ansprechende Homepage hat. Früher hat sich Girke politisch engagiert. Dass die Güter dieser Welt so ungleich verteilt sind, fand Girke schon immer empörend. Er schätzt es, dass er nun Not ganz konkret linden kann.
Seit vier Jahren engagiert sich Girke inzwischen im Feld „Lebenspraktische Unterstützung“. Viele Flüchtlinge lernte er dadurch kennen. Viele bedrückende Geschichten hat er sich angehört. In vielen Fällen konnte er helfen.
V!VOVOLO unterstützt nicht nur ideell, erläutert Dörte Volk: „Wir helfen auch unbürokratisch, wenn kleinere Beträge für irgendetwas fehlen.“ Außerdem werden die Zeitschrift „Heimfocus“ und die Theatergruppe des Asyl-Arbeitskreises der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) unterstützt.
Kirchenkollekte für den Verein
Die Organisation wiederum erhält Geld durch die Beiträge von 50 Mitgliedern. Außerdem gibt es regelmäßige Spender. Auch floss schon so manche Kirchenkollekte in die Vereinskasse von V!VOVOLO.
Ach ja, der Name: Was bedeutet der eigentlich? „Vivovolo“ heißt auf Esperanto „Lebenswille“. Diesen starken Lebenswillen haben und brauchen Flüchtlinge und nicht zuletzt die Kinder, deren Lebenswille oft erst wieder geweckt werden muss. Dazu dienen unter anderem die Ferienaktionen, in denen sich Tatev Baghdasaryan und Jella Weidlich engagieren.
Am kommenden Samstag, 21. Oktober, feiert V!VOVOLO sein zehnjähriges Bestehen ab 17 Uhr im Jugendkulturhaus Cairo. Es gibt ein internationales Buffet, eine Fotoausstellung über die Geschichte von V!VOVOLO. Der iranische Künstler Maneis Arbab stellt seine Werke aus. Ab 19.30 Uhr findet im Konzertsaal ein Benefizkonzert mit Chapters, Hannah & Falco sowie Sirkus statt.