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Flucht und Vertreibung sind brandaktuelle Themen
Stippvisite: Anlässlich des Sudetendeutschen Tages in Augsburg nutzte Volkmar Halbleib, vertriebenenpolitische Sprecher der Landtags-SPD, die Gelegenheit, den Stand der Bezirksgruppe Unterfranken zu besuchen, der vom Ochsenfurter Horst Hartel betreut wurde.
Foto: SPD | Stippvisite: Anlässlich des Sudetendeutschen Tages in Augsburg nutzte Volkmar Halbleib, vertriebenenpolitische Sprecher der Landtags-SPD, die Gelegenheit, den Stand der Bezirksgruppe Unterfranken zu besuchen, der vom ...
Claudia Schuhmann
 |  aktualisiert: 19.10.2020 09:34 Uhr

Ochsenfurt Volkmar Halbleib hat viel zu tun: als Stadtrat in Ochsenfurt, Kreisrat in Würzburg und als Landtagsabgeordneter der SPD in München. Für seine Fraktion ist er dort unter anderem parlamentarischer Geschäftsführer und vertriebenenpolitischer Sprecher. Das Thema Vertreibung hält er auch heute noch für wichtig. Nicht nur, um die Erinnerung an die Vergangenheit im eigenen Land wachzuhalten, sondern auch, weil in vielen Ländern Flucht und Vertreibung immer noch an der Tagesordnung sind.

Frage: Welche Aufgaben haben Sie als vertriebenenpolitischer Sprecher?

Volkmar Halbleib: Im Mittelpunkt steht der Kontakt zu den vielen Verbänden, die sich den Anliegen der Vertriebenen verbunden fühlen, als wichtigster der Bund der Vertriebenen und die vor allem in Bayern starke Sudetendeutsche Landsmannschaft. Landespolitisch geht es um die Förderung der Kulturarbeit der Erinnerung an Flucht und Vertreibung.

Ist denn so viele Jahrzehnte nach Kriegsende Vertriebenenpolitik überhaupt noch zeitgemäß?

Halbleib: Die Vertriebenenpolitik hat sich seit 1945 ständig gewandelt. Standen bis in die 60er Jahre die Aufnahme und Integrationen in der neuen Heimat im Fokus, waren es in den 70er und 80er Jahren die Fragen der Wiedergutmachung und der Rückkehrrechte. Heute geht es vor allem darum, in unserer Gesellschaft die Erinnerung an Flucht und Vertreibung und die Geschichte der Deutschen in Osteuropa aufrecht zu erhalten.

Wer sind heutzutage eigentlich „die Vertriebenen“?

Halbleib: Die Generation derjenigen, die Flucht und Vertreibung noch bewusst erlebt haben, ist heute über achtzig, so wie meine Mutter, Jahrgang 1929, die Anfang 1946 mit ihren drei Brüdern aus Tachau im Egerland vertrieben wurde. Die Generation der Nachgeborenen, ich bin Jahrgang 1964, fühlt sich neben der Familiengeschichte vor allem dem kulturellen und historischen Erbe verpflichtet.

Was konnten Sie für sie bisher erreichen?

Halbleib: Ich habe mich im Haushaltsausschuss des Landtages massiv für eine bessere Kulturförderung und den Bau des Sudetendeutschen Museums eingesetzt, für das noch im Juni 20 Millionen Euro freigegeben werden.

Was sind die aktuellen Ziele in der Vertriebenenpolitik?

Halbleib: Vieles dreht sich um die große Frage, wie das historische Erbe der Vertriebenen, aber auch ihre Aufbauleistung nach 1945 in der neuen Heimat geschichtlich bewahrt werden kann. Das ist Aufgabe der gesamten Gesellschaft. Dass sich auch Ochsenfurt und der Landkreis Würzburg ohne die Beiträge der Vertriebenen nicht so erfolgreich entwickelt hätten, ist mit den Händen zu greifen. Derzeit geht es um die Einführung eines bundesdeutschen Gedenktages und die Einrichtung von Archiven und Museen.

Die Themen haben sich in der Vergangenheit gewandelt. Inwiefern?

Halbleib: Die Vertriebenen können heute wichtige Brückenbauer zu unseren mittel- und südosteuropäischen Nachbarn und damit in eine gemeinsame europäische Zukunft sein. In diesem Sinn war ich Ende April mit der SPD-Fraktionsspitze in Prag zu politischen Gesprächen, unter anderem mit dem neuen tschechischen Premierminister Bohuslav Sobotka. Leider sind ethnische Konflikte, Missachtung von Minderheitenrechten sowie Flucht und Vertreibung auch heute noch weltweit brandaktuelle Themen.

 
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