Seit über drei Jahren bestimmen Flucht und Integration wesentliche Teile der gesellschaftlichen Debatte. Zeit, eine ehrliche Bilanz zu ziehen, findet die Giordano Bruno Stiftung Unterfranken. Am Dienstag, 7. Mai, stellt sie daher die Frage, wo ist Integration geglückt, wo gescheitert und welche Ursachen dafür liegen vor: Termin ist laut einer Pressemitteilung um 19 Uhr im „Theater Ensemble“ auf dem Bürgerbräugelände in der Zellerau.
Zwei Referate, zwei Ansätze der Arbeit mit Geflüchteten, eine Diskussion. So sollen die Probleme schlechter und die Chancen gelungener Integration offengelegt werden. Erst spricht Dittmar Steiner von der Säkularen Flüchtlingshilfe. Der Beitrag des gemeinnützigen Vereins zur Integration sei wie ein Sandkorn in der Wüste im Vergleich zu den vielen Anstrengungen und Angeboten, die seit 2015 entstanden oder bekannt geworden sind.
Es sei aber ein wichtiger Beitrag. Die Säkulare Flüchtlingshilfe betreut zurzeit 35 Menschen, davon allein 25 im Raum Köln, dem Sitz der Organisation. Es handelt sich dabei um Menschen, die fliehen mussten, weil sie vom Glauben abgefallen sind, was in vielen islamischen Gesellschaften ein todeswürdiges Vergehen ist. In zwölf Staaten steht darauf die Todesstrafe. In Deutschland seien sie weiterhin Verfolgung und Bedrohungen ausgesetzt, unter anderem aus ihren Heimatländern heraus, aber auch seitens anderer Geflüchteter. Deshalb setzt sich die Flüchtlingshilfe oft schon vor dem Asylantrag für deren Sicherheit ein und begleitet sie beim Start in ein erstes selbstbestimmtes Leben.
Die Probleme, die Steiners Säkulare Flüchtlingshilfe bearbeitet, seien in Würzburg nicht bekannt. So Burkard Fuchs, der für die Stadt Würzburg die größte dezentrale Gemeinschaftsunterkunft im Stadtgebiet betreut. Dort gab es seit Bestehen der Einrichtung, die sich „Reuterhaus“ nennt, keinen innerislamischen Konflikt.
Auch interreligiöse Konflikte zwischen den muslimischen und den christlichen Flüchtlingen, die mittlerweile fast zu gleich starken Teilen im Reuterhaus wohnen, seien nicht bekannt. Im Gegenteil, Fuchs kann viele positive Beispiele einer gelungenen Integration anführen. So sprächen die meisten Bewohner mittlerweile gutes Deutsch.
Außerdem sei durch die im Haus angesiedelten Angebote zum Beispiel der Handwerkskammer und durch viel Eigeninitiative der Geflüchteten die Integration in Arbeitsmarkt weit fortgeschritten. Integration in den Arbeitsmarkt bedeute auch Integration über Arbeit, weil man dort lerne, interreligiöse und -kulturelle Konflikte auszuhalten.
Die anschließende Diskussion will dem auf den Grund gehen: Was bedeuten solche Begegnungen für die Integration? Was können sie zur Überwindung religiöser Probleme beitragen? Auch andersherum soll der Abend Denkanstöße geben: Wie gehe ich als Haupt- oder Ehrenamtlicher damit um, wenn eine kleine Gruppe radikal Religiöser beginnt, Druck auszuüben und wie helfe ich den Betroffenen? Diesen Fragen will sich die Podiumsdiskussion frei von Vorurteilen nähern.