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WÜRZBURG/ESTENFELD
Fischsterben in Kürnach: Ursache unklar
Gefährdetes Idyll für Tiere und Spaziergänger: Die Kürnach zwischen Lengfeld (wo gerade die Böschung befestigt wird) und Estenfeld.
Foto: Thomas Obermeier | Gefährdetes Idyll für Tiere und Spaziergänger: Die Kürnach zwischen Lengfeld (wo gerade die Böschung befestigt wird) und Estenfeld.
Von unserem Redaktionsmitglied Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 29.09.2011 17:19 Uhr

Auch eine gute Woche nach dem Fischsterben in der Kürnach (wir berichteten) liegen die Ursachen dafür noch im Dunklen. Die Ermittlungen der Wasserschutzpolizei laufen. Proben werden derzeit vom Wasserwirtschaftsamt und vom Landesamt für Umwelt (LfU) analysiert.

Bachpächter Matthias Hampl hatte Mitte vergangener Woche auf einem 250 Meter langen Abschnitt der Kürnach zwischen Lengfeld und Estenfeld an die 60 tote Bachforellen entdeckt. Hampl geht davon aus, dass Hunderte Tiere durch eine starke Wasserverschmutzung verendet sind. Woher sie kam – darüber lässt sich vorerst nur spekulieren: Jemand könnte illegal Giftstoffe eingeleitet haben. Auch über konzentriertes Abwasser aus Estenfeld könnte der Bach verunreinigt worden sein.

„Es gibt noch keine definitiven Erkenntnisse“, sagt Axel Bauer, Leiter des Wasserwirtschaftsamtes, auf Anfrage. Man nehme den Fall aber sehr ernst. Am Montag wurde eine Wasserprobe an das Landesamt für Umwelt geschickt. Dort sollen aufwändige Untersuchungen erfolgen. Ebenfalls am Montag war das Wasserwirtschaftsamt vor Ort. Bauer spricht von einer komplexen Lage, „aber wir sind dran.“ Mit Ergebnissen aus dem LfU ist jedoch nicht vor nächster Woche zu rechnen.

Das Wasserwirtschaftsamt selbst führt einen so genannten „Makrozoobenthos“ durch: Bei der Begehung wurden an mehreren Stellen der Kürnach Schlamm und Kleinstlebewesen entnommen. Die Fachleute sprechen von „Zeigerorganismen“ als „Gedächtnis“ eines Baches. Über die gefundene Zahl und die Arten können Rückschlüsse auf Qualität, Belastung und Schäden der Kürnach gezogen werden. Auch diese Untersuchungen – sie werden vom Wasserwirtschaftsamt in Aschaffenburg durchgeführt – sind laut Amtsleiter Bauer recht umfänglich. Er warnt vor vorschnellen Verdächtigungen: „Wir haben noch keine konkreten Verdachtsmomente.“

„Es ist unglaublich, was diesem Bach seit Jahren zugemutet wird.“

Matthias Hampl Bachpächter

Dennoch hat das Amt bereits Kontakt mit der Gemeinde Estenfeld aufgenommen. Aus dem dortigen Kanalsystem fließt bei Starkregen auch ungeklärtes Abwasser in die Kürnach. Eine Art Notüberlauf, wie sie in den Gemeinden üblich ist, um zentrale Kläranlagen nicht zu überlasten.

Laut Bürgermeister Michael Weber wurde das Regenrückhaltebecken aktuell überprüft. Man habe dabei weder eine Verstopfung noch andere Defekte festgestellt. „Mehr können wir im Moment nicht tun“, so Weber. Normalerweise lege sich die Schmutzfracht im Becken ab. So fließe beim Überlauf nur gereinigtes Wasser in die Kürnach.

Dennoch hing an dem Einlaufrohr zum Bach Toilettenpapier. „Das lässt sich bei sehr starkem Regen leider nicht ganz ausschließen“, erklärt der Bürgermeister dazu. Das Fischsterben aber könne dadurch nicht ausgelöst worden sein, denn: „Das lief all die Jahre genau so. Es hat sich nichts daran geändert.“

Auch eine Verunreinigung aus dem Bereich der beiden Großbaustellen an der Kürnach (Seniorenzentrum, Straßenbau) kann sich Weber nicht vorstellen. So bleibt vorläufig nur Rätselraten und Warten auf den Laborbefund. Schwierigkeit dabei: Die Wasserprobe konnte erst zwei bis drei Tage nach der Verschmutzung genommen werden. Mögliche Giftstoffe sind vielleicht gar nicht mehr nachzuweisen. Zurückhaltend ist bislang auch die ermittelnde Wasserschutzpolizei. „Wir haben erst ein paar Indizien“, sagt Oberkommissar Frank Rothbächer.

Unterdessen hält Bachpächter Matthias Hampl die Kürnach generell durch Einträge von Feldern und Kanälen für überbelastet: „Es ist unglaublich, was diesem Bach seit Jahren zugemutet wird.“ Die Grenze des Verträglichen sei längst erreicht. Auch auf Stadtgebiet wird eingeleitet. So ist es fast schon erstaunlich, dass sich die von Hampl jährlich eingesetzten Bachforellen so zahlreich gehalten haben. Doch nun ist der komplette Bestand vernichtet. Neben dem ökologischen ist das für ihn auch ein wirtschaftlicher Schaden, den er auf über 1000 Euro schätzt. Der Bachpächter hofft auf eine Verbesserung der Wasserqualität in naher Zukunft.

Für die nächsten Tage, bis zum Vorliegen der Laborergebnisse, mahnt das Wasserwirtschaftsamt Spaziergänger und Erholungssuchende zur Vorsicht. Auch wenn Fremdstoffe relativ schnell abgetragen werden, bestehe die Gefahr einer Verkeimung. Amtsleiter Bauer: „Die Leute sollten noch aufpassen.“

 
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Kommentare
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  • K. K.
    was diesen Bach (Kürnach) seit Jahren zugemutet wird" lt. Artikel, dann fliesst
    dieses Wasser, welches sich im Bereich der Aumühle in WÜ mit dem Bach "Pleichach"
    vereinigt, und als Pleichach weiterläuft, hinter der SWer Str. zw. Europastern und ungef. Berliner Platz " renaturiert " werden soll, dann ............. kann 'man' die Kloacke auch dort an den neuen Baustellen VERRohren. Ein romatisches Wasser-Idyll wird das eh nie !

    Wildbachrauschen sieht anders aus und riecht auch anders ......
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