Der Kapitän ist traurig. Nahezu untröstlich. „Das ist eine ganz, ganz blöde Geschichte“, sagt er und zieht die Mütze ein Stück tiefer ins Gesicht. Eigentlich hatte der Schiffsführer mit seinem Kutter schon Anfang April in See stechen wollen, doch dann kam das, was der 32-Jährige „menschliches Versagen“ nennt. Jetzt steht die „Fischbar zum Krebs“ im Alten Hafen – und wartet auf den Mai.
„Wir haben es irgendwie verpennt“, sagt Max Wondrak. Der Betreiber des Imbisses kann selbst noch nicht so ganz verstehen, was da in den letzten Tagen passiert ist. Seit 2013 ist er der Kapitän des kultigen Bootes, das jedes Jahr von April bis Oktober am Mainkai anlegt. „Wir haben renoviert, dann war einer krank und das Wetter schlecht“, beginnt er die Verzögerung zu erklären. Das eigentliche Problem sei aber ein anderes.
Mangel an Schlepperbooten
„Der Kutter kann ja nicht selbst fahren“, erklärt der gelernte Koch. Daher sei man immer auf ein Schlepperboot angewiesen, dass das knapp 90 Jahre alten Schiff ans Mainufer zwischen der Alten Mainbrücke und dem Alten Kranen bringt. Als das Team um Wondrak für Anfang April ein solches anfragte, bekam es gleich drei Absagen: Das erste war in der Werft, das zweite hatte einen Motorschaden und das dritte war in Baustellenarbeiten eingebunden.
Jetzt könne man zwar wieder eins bekommen, aber wegen der Schifffahrtssperre für Schleusenarbeiten kann seit vergangener Woche kein Schlepper mehr zum Alten Hafen kommen.
„Das ist sehr ärgerlich, weil wir alles schon vorbereitet haben“. Wondrak steht auf dem Kutter an der Anlegestelle gegenüber des Kulturspeichers. Hier hat das Imbiss-Schiff seit Oktober überwintert, von hier sollte es vor einigen Tagen abgeholt werden.
Fränkische Fischfilets warten auf den Grill
Doch auf den 20 Metern Länge, wo sich sonst Biertrinker und Fischesser drängen, stehen nur vereinzelte Bänke und Kisten, in der Ecke steht ein kalter Grill und in der Gefriertruhe im roten Blockhäuschen warten fränkische Fischfilets auf ihre Zubereitung.
„Seit Tagen rufen die Leute bei mir an“, sagt Wondrak, „viele vermissen uns und freuen sich auf Mai, andere reagieren patzig, weil wir später kommen.“ Seit der Mainfischer Christian Schätzl 2011 den schwimmenden Imbiss auf dem ehemaligen Kontrollboot der Technischen Universität München eröffnet hatte, ist die Besucherzahl stets gestiegen. Vor drei Jahren übernahm Max Wondrak gemeinsam mit seiner Frau die Fischbar.
„Ich habe mich sofort verliebt“, sagt der Koch über das schwimmende Gefährt. Dabei sah es vor einigen Jahren noch alles andere als gemütlich aus. „Der Kutter ist aus unbekannten Gründen auf den Grund des Mains gesunken.“ Schätzl, der das geborgene Boot vor dem Abwracken retten wollte, habe zwei Jahre lang geschrubbt, gehämmert und gebaut, um das ehemalige Kontrollboot als Imbiss herzurichten.
Hier gibt es noch echten Mainfisch
Wondrak ist dem Besitzer eng verbunden – auch wegen der Leidenschaft für heimischen Fisch. „Wir verkaufen so richtig echten Mainfisch“, betont der Koch. Bis zu einer Tonne Mainfischfilet seien im vergangenen Jahr über den Tresen des schwimmenden Imbisses gegangen. Und auch wenn momentan alles schief läuft, ist der Kapitän für die Zukunft zuversichtlich: „Der Kutter steht unter einem guten Stern.“
Die Fischbar hat von Mai bis Oktober täglich von 14 bis 22 Uhr geöffnet, bei „Schietwetter“ bleiben die Tore dicht.