Andrea Seubert, geborene Kolb, arbeitet seit 1978 im elterlichen Laden, seit 2007 ist sie alleine für das Familienunternehmen verantwortlich.
Wie kommt sie mit der hohen Konkurrenzsituation in der Stadt zurecht?
„Unsere Verkaufsargumente sind gute Beratung und genügend Zeit dafür, und wir haben eine Nische für unser Sortiment gefunden.“ Das sind Schuhe von normal modisch bis zur Orthopädie.
Seubert charakterisiert ihre Ware so: Sportive, bequeme Straßenschuhe.
Und im Laden finden sich auch ganz viele Hausschuhe, sagt Seubert.
Das erkennt sogar die Konkurrenz an und schickt diese Kundschaft in die Augustinerstraße.
Ist die Leitung eines Schuhhauses ihr Traumjob? „Ich hab nicht wirklich darüber nachgedacht. Es war irgendwann einfach klar, dass ich den Laden übernehme.“ Und es macht ihr auch nach der langen Zeit noch Spaß, sagt Seubert.
Sie ist als Chefin „Mädchen für alles“. Sie ist ab zu auch mal die „Putze“, aber hauptsächlich kümmert sie sich um Kundenanliegen, den Einkauf, die Buchhaltung und ist natürlich Ansprechpartnerin für ihre vier Mitarbeiter. Neben all der Arbeit kümmert sie sich auch noch als Vorsitzende der Werbegemeinschaft um die Augustinerstraße.
Während des Gesprächs im Büro des Schuhhauses fällt der Blick immer wieder mal auf einen alten grünen und sehr schweren eisernen Geldschrank. „Der ist als einziges Stück noch übriggeblieben nach der Zerstörung Würzburgs am 16. März 1945,“ erläutert Seubert die Geschichte des alten Teils.
Zum 150. Geburtstag des Schuhhauses gibt es einen Flyer, der die Geschichte in historischen Bildern wiedergibt. Los geht es 1860, als der Schweinfurter Schuhmacher Nikolaus Keller den Grundstein für das heutige Unternehmen legte.
Andrea Seubert Firma Schuh Kolb
Er stellte Schuhe in Schweinfurt her und verkaufte sie auf dem Würzburger Markt. Das Geschäft ging gut und so kam ein eigener Laden.
Schon 1908 kam die Familie Kolb ins Spiel und Jakob Kolb übernahm das „Schweinfurter Schuhlager“ in der Augustinerstraße 3, also gegenüber der jetzigen Lage.
Bald zieht das Schuhgeschäft auf die andere Straßenseite. 1919 übernimmt Ferdinand Kolb das Unternehmen und vergrößert die Verkaufsfläche zweimal. 1927 wird dann aus dem „Schweinfurter Schuhlager“ das „Mercedes-Schuhhaus Kolb“.
Diese Schuhmarke hatte man lange im Sortiment, erinnert sich Andrea Seubert. Von 1934 bis 1945 wird der Laden geteilt und es gibt in der Augustinerstraße außerdem auch Sportartikel.
Nach der Zerstörung des Hauses ziehen die Kolbs an den Dominikanerplatz und bieten dort Schuhe an. Erst 1954 können die Geschäftsleute wieder an ihren angestammten Platz ziehen.
In der Zwischenzeit – im Jahr 1950 – war Seuberts Vater Erhard in das Geschäft eingestiegen. Der 86-Jährige ist immer noch fast täglich im Laden anzutreffen.