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GREUSSENHEIM / ERLABRUNN
Filial-Kooperation in Greußenheim ein Flop?
Raiffeisenbank und Sparkasse sind in Greußenheim seit 30. November 2015 unter einem Dach vereint, wie die beiden Logos rechts am Eingang zeigen. Als Probephase für den Betrieb ohne Personal wurde ein Jahr vereinbar. Doch schon weit vor Ablauf dieser Frist gibt es Misstöne. Sparkassen-Vorstandsmitglied Jens Rauch spricht von einem Flop.
Foto: Thomas Obermeier | Raiffeisenbank und Sparkasse sind in Greußenheim seit 30. November 2015 unter einem Dach vereint, wie die beiden Logos rechts am Eingang zeigen. Als Probephase für den Betrieb ohne Personal wurde ein Jahr vereinbar.
Günther Hillawoth
 |  aktualisiert: 17.10.2017 11:06 Uhr

Steht die erste Kooperation von zwei Geldinstituten im Landkreis auf der Kippe? Seit 30. November betreiben die Raiffeisenbank Höchberg und die Mainfranken-Sparkasse eine gemeinsame „Selbstbedienungs-Geschäftsstelle“ in Greußenheim. Die beiden konkurrierenden Geldinstitute hatten ihr Personal abgezogen und sich stattdessen auf das gemeinsame Pilotprojekt im Gebäude der Raiffeisenbank geeinigt. Der Probelauf sollte ein Jahr dauern.

Seit vergangener Woche ist allerdings mehr als fraglich, ob die neue Geschäftsverbindung wirklich bis November fortgesetzt wird. Sparkassen-Vorstandsmitglied Jens Rauch, hatte als Gast an der Gemeinderatssitzung in Erlabrunn teilgenommen. Dort ging es um eine mögliche Zusammenarbeit von Sparkasse und VR-Bank Würzburg. Rauch sorgte für den Knaller des Abends als er sagte: „Greußenheim ist ein Flop. Und einen zweiten können wir uns nicht leisten.“

Als die Greußenheimer Bürgermeisterin Karin Kuhn davon erfuhr, fiel sie aus allen Wolken. Norbert Dorbath, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank Höchberg zeigte sich ebenfalls verwundert über Rauchs Aussage.

Was aber hat Rauch veranlasst, mit dieser Behauptung in die Offensive zu gehen? Der Banker lässt Zahlen sprechen: Die Transaktionen der Sparkasse seien in Greußenheim um 36 Prozent eingebrochen. „Wenn sich das so weiter entwickelt, schaut's nicht gut aus,“ sagte Rauch. Dafür habe man das Gemeinschaftsprojekt „nicht gemacht“. Die Marktanteile der beiden Geldinstitute betragen 75 Prozent (Raiffeisen) zu 25 Prozent (Sparkasse).

Die Situation sieht für die Sparer derzeit so aus: Beide Kundenkreise können an einem gemeinsamen Geldautomat Bargeld abheben. Dieses Gerät druckt auch Kontoauszüge – allerdings nur für Raiffeisen-Kunden. Deswegen hat die Sparkasse direkt daneben einen eigenen Drucker für ihr Klientel aufgestellt. In einem gemeinsamen Beratungsraum werden die Kunden nach Terminabsprache beraten.

„Wir ziehen uns nicht zurück und werden den Standort Greußenheim nicht verlassen.“
Norbert Dorbath Raiffeisenbank Höchberg

Norbert Dorbath glaubt dennoch an das Pilotprojekt. Es laufe ja erst seit eineinhalb Monaten. Der Raiffeisen-Vorstand verweist auf die ruhige Weihnachtszeit und den Jahreswechsel. Deshalb sollte man das Probejahr bis Ende November abwarten.

Den von seinem Kollegen Rauch genannten Rückgang der Transaktionen könne er nicht bewerten. Fakt aus Sicht der Raiffeisen sei jedenfalls, dass ihre Kunden weiter das neue Angebot nutzten: „Wir stellen keinen Rückgang fest“, sagt Dorbath.

Der Raiba-Vorstand bekennt sich auch klipp und klar zum Standort Greußenheim. „Wir ziehen uns nicht zurück und werden den Standort Greußenheim nicht verlassen“. Dafür werde derzeit die entsprechende Grundlage geschaffen.

Die Raiffeisenbank will ihre Immobilie in der Birkenfelder Straße 2 verkaufen und sich anschließend wieder einmieten – „sale and lease back“ heißt das Zauberwort. Laut Dorbath laufen aktuell konkrete Verhandlungen. Wie man dann mit dem Beratungsraum verfahren will, wolle man erst einmal abwarten. „Das kommt auf die Frequenz an.“ In den Filialen in Uettingen und Waldbüttelbrunn sei bereits ein leichter Beratungsanstieg zu verzeichnen.

Die Greußenheimer Bürgermeisterin kündigte an, sie wolle mit den Verantwortlichen sprechen. Karin Kuhn hatte sich für diese Fusion eingesetzt. Um so größer ist nun ihre Enttäuschung über Jens Rauchs Beurteilung, dass die Greußenheimer Lösung „ein Flop“ sei.

Rauch hatte an der Erlabrunner Gemeinderatssitzung teilgenommen um dort den Standpunkt der Sparkasse erläutern. Am 1. Oktober hatte das Geldinstitut seinen im Erdgeschoss des Rathauses untergebrachten Geldautomaten abgezogen. Nachdem auch die VR–Bank Würzburg im Dezember überraschend die Schließung ihrer Erlabrunner Filiale zum 31. Januar angekündigt hatte, schlugen die Wellen in Erlabrunn hoch. Immer wieder hatten Bürger und Kommunalpolitiker nachgefragt, ob in Erlabrunn keine Kooperation nach Greußenheimer Vorbild möglich sei. Dieser Option erteilte Rauch mit seinem Satz zum „Greußenheimer Flop“ eine klare Absage.

 
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