Sich räumlich orientieren, eintauchen in virtuelle Welten oder digitales Storytelling im Museum mitverfolgen – all dies beherrscht eine Kombination aus künstlicher Intelligenz, Lokalisation und so genannte Augmented Reality (Erweiterte Realität). An der Hochschule Würzburg-Schweinfurt hat Prof. Dr.-Ing. Frank Deinzer mit seinem Team dazu ein Baukasten-Systeme für Indoor-Navigation entwickelt.
Derzeit erstellt das Team zum einen eine Orientierungshilfe für das Würzburger Rathaus mit seinen verschiedenen Anbauten, Gängen und Fluren: Klaus Walther, Fachbereichsleiter Wirtschaft, Wissenschaft, Standortmarketing bei Stadt Würzburg und Diplom-Geograph, begleitet und optimiert die Software inhouse.
Das zweite Projekt ist eine Navigation in den Produktionshallen des Fraunhofer-Instituts Prozess-Innovation in Schweinfurt. Ziel sei es, die Laufwege zu analysieren und besonders frequentierte Gebäudebereiche herauszufiltern, um die Bewegungsradien zu optimieren.
70 Prozent Mathematik, 20 Prozent Software, zehn Prozent Frust
Ehe man aber Lösungen anbieten könne, bestehe die Arbeit zu „70 Prozent aus Mathematik, 20 Prozent Software und zehn Prozent Frust“, resümiert Deinzer, der an der Fakultät Informatik und Wirtschaftsinformatik der Hochschule Würzburg-Schweinfurt lehrt und ist Leiter des Steinbeis-Transferzentrums New Media and Data Science. Es gehe um die Verbindung von Informationen aus unterschiedlichen Informations- und Sensorquellen, um daraus ein Situationsgesamtbild herzustellen, heißt es in einer Pressemitteilung der FHWS.
Gemeinsam mit seinem Team forscht Deinzer zu Themenbereichen der künstlichen Intelligenz mit dem Fokus auf der Kombination von Sensordaten. Dabei geht es nicht nur darum, sich in verwinkelten Gebäuden vom Alt- in den Neubau zu orientieren, das gesuchte Behandlungszimmer in einem gigantischen Klinikum zu finden oder eine Spielewelt immersiv zu erkunden. Vielmehr könnten in Form eines Baukasten-Systems viele weitere konkrete Aufgabenstellungen gelöst werden, heißt es in der Pressemitteilung weiter.
Es können sehr präzise Ortungen möglich sein
Für die verwendeten Technologien, beschreibt der Professor, gäbe es aktuell noch keine Standards. Die baulichen Gegebenheiten stellten zum Beispiel für die Sendestärken der Navigationspunkte eine Herausforderung dar. Während man sich im Gelände schon sehr gut orientieren könne, sei dies in Räumen noch ein aktuelles Forschungsthema. Die Navigation könne realisiert werden mit einer Genauigkeit von etwa zwei Metern auf handelsüblichen Smartphones.
Setzt man spezielle Hardware ein, so sind sehr viel präzisere Ortungen möglich, wie man sie etwa in der Medizin bei minimal-invasiven Eingriffen oder in industriellen Umgebungen benötigt. Zwischen diesen beiden Polen bewege sich laut Pressemitteilung die Indoor-Navigation und entwickle individuelle Lösungen mit verschiedenen Bausteinen.
Eine Museums-App für die Sonderausstellung im Kulturspeicher
Ein anderes Einsatzgebiet ist etwa das Museum. Hier tragen die Programme dazu bei, modernes digitales Storytelling im Museum zu ermöglichen. Neben den Wegen zeigen die Apps vor allem weitere Informationen zu Exponaten, sie vermitteln Geschichten und Details. Es würden hier ganz neue Möglichkeiten für interaktive Museumsführer geschaffen. So entwickelten Deinzer und sein Team beispielsweise für die Festveranstaltung 100 Jahre Mozart eine eigene Museums-App für die Sonderausstellung im Kulturspeicher.