Manchmal sagen Zahlen mehr als Worte, etwa in der Bibliothek der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt. Jens Renner, Bibliotheksleiter, bilanziert in einer Pressemitteilung das zurückliegende Sommersemester: "Vor der Pandemie schwankte das transportierte Datenvolumen pro Monat zwischen fünf und neun Gigabyte. Schon eine gewaltige Menge. Aber mit dem Shutdown ist diese Nutzung förmlich explodiert: 36 Gigabyte im März, unfassbare 362 Gigabyte im April und dann sanft abfallend auf 246 Gigabyte im Juli. Also eine Steigerung um mehrere tausend Prozent!"
Was heißt das? "Die Studierenden sind auch im pandemiebedingten Online-Semester überaus aktiv gewesen", erläutert Renner. Die elektronischen Angebote der Bibliothek seien ein wichtiger Bestandteil der Online-Lehre. Die Bibliothek blieb während der Corona-Einschränkungen einige Zeit zwar ohne Kunden in ihren Räumen, hatte aber mehr Kunden als je zuvor im Netz. "Die Herausforderungen an eine wissenschaftliche Bibliothek sind durch Corona beträchtlich gewachsen. Wir haben diese Herausforderungen gemeistert", schreibt Renner.
Coronasemester wurde nicht kollektiv verbummelt
Man könne zeigen, dass die Studierenden das Coronasemester nicht kollektiv verbummelt haben. Im kompletten Jahr 2019 hätten Springer-E-Books der Bibliothek fast 1,4 Millionen Zugriffe gehabt. Im ersten Halbjahr 2020 seien es schon mehr als 1,1 Millionen Zugriffe gewesen, "eine imposante Steigerung um 65 Prozent", so Renner.
Das gesamte Portfolio elektronischer Informationsmittel ist nicht nur im FHWS-Netz zugänglich: Über den externen Zugang kommen Studierende wie Lehrende von jedem Ort der Welt aus an die Bücher und wissenschaftlichen Fachaufsätze. Momentan hätten 5000 Studierende diesen Zugang aktiviert. Der monatliche Datenfluss könne ein guter Indikator sein, wie sich der Studienalltag in Corona-Zeiten verändere.
"In den schwierigen Monaten waren die Mitarbeitenden der Bibliothek immer da und ansprechbar", so Renner. An sie seien daher – noch viel mehr als früher – auch bibliotheksferne Fragen zum Studium, zur Abgabe der Bachelorarbeit, zum Validierungsautomaten und zu anderem herangetragen worden. Renner erinnert sich an eine Szene nach dem Ende der Einschränkungen. An der Ausleihtheke habe ein bulgarischer Studierender fassungslos vor beträchtlichen Mahngebühren gestanden. Er hatte sich seit März in seinem Heimatland aufgehalten und sei sicher gewesen, dass sich an der FHWS keine Menschenseele um ausgeliehene Bücher kümmern konnte. Tatsächlich sei diese Stelle aber immer besetzt gewesen, so Renner. Man habe dem Studenten, wie vielen weiteren auch, die Mahngebühren erlassen.
Auch externe Nutzer können Bibliotheken wieder nutzen
Nun können Studierende die beiden Bibliotheksstandorte der FHWS wieder zum Lernen und Arbeiten nutzen. Unter Beachtung der Infektionsschutzmaßnahmenverordnung ist das in Würzburg an 17 Arbeitsplätzen sowie drei Optionen zum Ausleihen von Lehrmaterial möglich, in Schweinfurt an 30 Arbeitsplätzen sowie ebenfalls drei Ausleihplätzen.
Während der Prüfungszeit gab es bereits vor Öffnung der Bibliothek um 10 Uhr Schlangen an der Eingangstür am Sanderring in Würzburg, hat Renner beobachtet. Jetzt, in den Semesterferien, können auch wieder externe Nutzer die Bibliothek aufsuchen.