Eingeweiht ist es noch nicht. Aber seine Feuertaufe hat das neue Feuerwehrhaus von Frickenhausen längst hinter sich. Schon mehrmals ist die Wehr vom Standort an der Ochsenfurter Straße ausgerückt. Und da habe er sich bewährt, berichtet Kommandant Matthias Ganz. Ausreichend Parkmöglichkeiten für anrückende Einsatzkräfte, schnelles und sicheres Ausrücken auf eine Hauptstraße, wo man in alle Richtungen kommt. Das ist wichtig, denn die Wehr hat im Jahr rund 30 klassische Feuerwehreinsätze, dazu 50 bis 60 der "Helfer vor Ort", die qualifizierte Erste Hilfe vor Eintreffen des Rettungsdienstes leisten.
Überlegungen für ein neues Feuerwehrhaus gab es schon lange. Das bestehende an der Weingartenstraße konnte mit gewachsenen Anforderungen nicht mithalten. Mehr Fahrzeuge und Ausrüstung kamen dazu, so dass der Platz nicht reichte. Für die Umkleide wurden sogar Container aufgestellt. Anrückende Kräfte mussten ihre Autos in engen Gassen abstellen. Das Ausrücken wurde immer mehr zum Problem.
Geeignetes Grundstück war schwierig zu finden
Doch bis zum neuen Haus verging viel Zeit. Nicht nur, weil allein der Bau über drei Jahre dauerte, wozu auch noch die Kontaktbeschränkungen wegen Corona ihren Teil beitrugen. Es gab von Anfang an zwei Grundprobleme: Die Gemeinde ist immer knapp bei Kasse. Und es war schwierig, in dem Ort, der eng zwischen Main und Hang eingepfercht ist, noch geeignete Grundstücke zu finden, die verkehrsgünstig liegen, Platz bieten und möglichst nicht vom Hochwasser berührt werden.
Für den letztlich als einzig brauchbar angesehenen Standort waren umfangreiche Verhandlungen mit mehreren Eigentümern erforderlich. Nachdem diese abgeschlossen waren, konnte es theoretisch losgehen. Doch das Geldproblem blieb. Die Kostenschätzung lag bei rund 1 Million Euro. Also musste durch Eigenleistung gespart werden, am besten eine sechsstellige Summe. Viel selber machen, hieß das Motto. Das fing bei den Planungen an. Ewald Schwenkert machte Pläne für die Raumeinteilung, die der Architekt eigentlich nur noch zu übernehmen brauchte.
Viel Eigenleistung erbracht
Beim Bau packten die Wehrleute selbst an: Ausschachten, Fundamente betonieren, Wände hochziehen, Strippen ziehen, Gipsen, Verputzen, Streichen. An den Holzständerwänden haben Wehrleute im Fachbetrieb selbst mit montiert, dann im Gebäude Dämmung und Gipsplatten aufgebracht. Sie opferten Freizeit, Wochenenden und Urlaub. Wenn die Aktiven auf der Arbeit waren, schauten "die Drei von der Baustelle" oder "Aktiv-Senioren" der Wehr nach dem Rechten: Ewald Schwenkert, Peter Mergenthaler und Dietmar Rüttinger. Obwohl es sich um einen Zweckbau handelt, wurde auf Einpassung in die Umgebung und ökologische Aspekte geachtet: Die Blütenmischung für die Ränder der Außenanlagen wurde nach fachlicher Empfehlung ausgebracht.
Über die Eigenleistung hat Ewald Schwenkert Protokoll geführt. Die Wehrleute erbrachten 5800 Stunden Arbeitsleistung, der Gemeindebauhof 2900 Stunden. Verarbeitet haben sie 250 Kubikmeter Beton, 16 Tonnen Eisen, 6,3 Kilometer Kabel, Pflastersteine für 1200 Quadratmeter Fläche. Mehrere Firmen unterstützten mit Maschinen und Mannschaft. Auch Bürger, die nicht der Wehr angehören, halfen. Nachbarn brachten Getränke, Brotzeit, Kaffee und Kuchen. Nicht zu vergessen, dass der Feuerwehrverein Geldmittel in fünfstelliger Höhe einbrachte.
Ausreichend Platz für alle Fahrzeuge
So wurde es für die Feuerwehr wirklich "ihr Haus" und zugleich ein Haus der Bürger. Die Fahrzeughalle bietet Stellplätze für die vier Kraftfahrzeuge, den Anhänger mit zwei Flachwasser-Schubbooten, die bei Hochwasser im Dorf eingesetzt werden, und einen Pritschenanhänger. Allerdings liegt die Ausfahrt zur Ochsenfurter Straße teils noch im Bereich des hundertjährigen Main-Hochwassers. Damit die Wehr auch in einem solchen Fall ausrücken kann, gibt es ein fünftes Tor nach hinten in Richtung Sandsteige.
In der Fahrzeughalle gibt es ein Hochregallager für zusätzliches Material und Gerät, das im Bedarfsfall auf einen Anhänger verladen wird, den das Mehrzweckfahrzeug zieht. Zusätzlich befindet sich ein Materiallager auf einer Empore. Angegliedert ist eine kleine Werkstatt. In der Kompakt-Schlauchwaschanlage werden aufgrund von Vereinbarungen auch die Schläuche der Freiwilligen Wehren Eibelstadt, Sommerhausen, Winterhausen, Marktbreit und der Werkfeuerwehr Südzucker Ochsenfurt gereinigt. Die Mitnutzung war Bedingung um Zuschüsse zu erhalten.
Schulungsraum und Sanitärräume
Im Alarmfall haben die 39 Aktiven der Frickenhäuser Wehr über Transponder Zugang durch eine Seitentür in die großzügige Umkleide. Weiterhin gehören zum Haus ein Schulungsraum, Sanitärräume und eine vom Verein finanzierte Küche. Im Flur hat eine Vitrine mit Zeugnissen der Wehrgeschichte ihren Platz. "Frickenhausen gibt ein Beispiel. Gemeinde und Feuerwehr schufen gemeinsam unter großen Opfern ein mustergültiges Gerätehaus." Dieser Satz scheint Bürgermeister Günther Hofmann und der Wehrführung voll zutreffend für das jetzt Geschaffene - es war die Überschrift in der Main-Post vom 10. Juli 1964 zum Bericht über das damals neue Gerätehaus an der Weingartenstraße, der sich im Archiv der Wehr befindet. Hofmann fasst es gegenüber dieser Redaktion in kurze aber dankbare Worte: "Man kann stolz sein auf so viel Eigenleistung."