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OCHSENFURT
Fernwärme will sich die Kunden warm halten
Einst Modellprojekt: Die Fernwärmezentrale der Zuckerfabrik in Ochsenfurt. Am 9. Dezember 1981 ging sie in Betrieb.
Foto: ArchivAndreas Knappe | Einst Modellprojekt: Die Fernwärmezentrale der Zuckerfabrik in Ochsenfurt. Am 9. Dezember 1981 ging sie in Betrieb.
Claudia Schuhmann
 |  aktualisiert: 11.12.2015 03:36 Uhr

Einen Neuanfang plant die Fernwärmeversorgung Ochsenfurt (FWO) nach dem Ausscheiden der Südzucker AG zum Jahresende. Mit dann nur noch zwei Gesellschaftern, Stadt und Gasversorgung Unterfranken GmbH (Gasuf), sowie einer anderen Form der Wärmeerzeugung wird es auch neue Verträge mit den Fernwärmekunden geben. Querelen wegen der Berechnung des Wärmepreises werden dann ausgeschlossen sein, sind Thomas Merker und Klaus Stephan von der Gasuf überzeugt.

Der Geschäftsführer und der Prokurist möchten, dass die Nutzer das Zustandekommen der neuen Betreiberstruktur von Anfang an verstehen. Deshalb waren sie zu einem Pressegespräch ins Rathaus gekommen. Die Bewertung des von der FWO eingezogenen Südzucker-Anteils bedürfe einer weiteren Erklärung, so die Mitarbeiter der Gasuf. Wie berichtet, war aus drei verschiedenen Gutachten ein Mittelwert von 615 000 Euro errechnet worden.

Diesbezüglich hatte sich bei der Bürgerinitiative Interessengemeinschaft Fernwärmeversorgung Ochsenfurt (BI Info) Widerspruch geregt. Deren Sprecher hatten selbst ein Gutachten über den Wert des Südzucker-Anteils eingeholt, das auf die Bilanzen zurückgriff und nur auf 245 000 Euro kam. Diesen Wert hält Thomas Merker für unrealistisch. Die Berechnung habe nur auf eine einzige Weise rechtmäßig erfolgen können, und das sei die von den Gesellschaftern gewählte:

Die seit Gründung der FWO gültige Satzung bestimme, dass in einem Fall wie dem nun eingetretenen nach dem Bewertungsgesetz für Unternehmen (BewG) vorzugehen sei. Zwar gebe es innerhalb dieses gesetzlichen Rahmens einige Stellschrauben, aufgrund derer die Gutachten zu unterschiedlichen Zahlen kamen, so Klaus Stephan. Alle bewegten sich aber in einem Rahmen von 500 000 bis 700 000 Euro, hingegen keinesfalls in der Nähe von 245 000 Euro. Ein Teil des Unternehmens müsse schließlich aus Kapital bestehen, da ja auch Liquidität vorhanden sein müsse.

Mit dem Bau des neuen gasbetriebenen Blockheizkraftwerks (BHKW) gehe die FWO nun ein gewisses finanzielles Risiko ein, erläuterte Thomas Merker. Das Unternehmen muss die Anlage nämlich für einen Abnehmerkreis dimensionieren, der derzeit noch gar nicht feststeht. Wenn wie geplant zur Heizperiode 2017/18 die Wärme nicht mehr von der Südzucker, sondern vom neuen BHKW kommt, werden allen Fernwärmekunden neue, für alle einheitliche Verträge vorgelegt. Die können die Kunden unterschreiben, müssen es aber nicht.

Knapp 250 Kunden, hauptsächlich in der Altstadt, beziehen derzeit Fernwärme. Wer von ihnen sich für eine andere Heizvariante entscheidet, muss dafür erst einmal investieren: Eine Öl- oder Gasheizung mit Tank müsste installiert werden, oder eine Elektroheizung. Der Einbau kostet Geld, ebenso die Wartung, und Brennstoff muss auch gekauft werden. All das führt Thomas Merker an, wenn es um den künftigen Wärmepreis geht, der vermutlich höher ausfallen wird als bisher.

Dennoch sei die gewählte Variante mit dem erdgasbetriebenen BKHW die günstigste, sagt Merker. Möglich wäre zwar auch eine Holzhackschnitzelheizung gewesen, doch sei diese Variante wegen der Emissionsvorschriften mit Schwierigkeiten verbunden.

Geplant ist außerdem ein zusätzlicher herkömmlicher Gaskessel, der in Spitzenlastzeiten eingesetzt wird, bei einem Ausfall des BHKW aber auch die ganze benötigte Wärme liefern könnte. Ein Pufferspeicher ist in der Lage, nicht benötigtes Warmwasser aufzunehmen.

Die Formel, nach der der neue Wärmepreis berechnet wird, biete Rechtssicherheit, erklärt Merker. Gekoppelt wird der Preis an die Energiebörse, nicht etwa an die Preise eines bestimmten Unternehmens wie die Gasuf, die ja auch Gaslieferant ist. Dieses Modell gewährleiste Transparenz, sagt Thomas Merker. Der Wärmepreis bleibt im Verhältnis zum Kunden immer für ein Jahr konstant und wird dann neu berechnet.

Sowohl die beiden Vertreter der Gasuf als auch Bürgermeister Peter Juks für die Stadt Ochsenfurt sind zuversichtlich, dass der Bau des Blockheizkraftwerks bald begonnen werden kann. Auf ein geeignetes, derzeit noch der Südzucker gehörendes Grundstück wird man sich in nächster Zeit höchstwahrscheinlich einigen können.

Heizperiode steht bevor       -  Schön warm: Mit einer anderen Form der Wärmeerzeugung wird es für Fernwärmekunden neue Verträge geben. Die Querelen der vergangenen Jahre sollen dann ein Ende haben.
Foto: DPA | Schön warm: Mit einer anderen Form der Wärmeerzeugung wird es für Fernwärmekunden neue Verträge geben. Die Querelen der vergangenen Jahre sollen dann ein Ende haben.
 
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